Kinostart: 06.10.2016
Wann ist Tim Burton eigentlich so langweilig und bieder geworden? Und trotzdem: Seine Verfilmung von Ransom Riggs Jugendfantasyabenteuer „Die Insel der besonderen Kinder“ ist besser als das Buch und die eigenen letzten Werke wie „Alice im Wunderland“. Wie eine Geschichte von Roald Dahl passt diese betuliche Wunderwelt in Burtons Repertoire, hat das Flair von Harry Potters Hogwarts und „X-Men“-ABC-Schützen.
Die leidlich unterhaltsame Versatzstück-Story bleibt ziemlich blass und unscharf, der sense of wonder wenig berauschend, ohne viel Energie und Atmosphäre. Die augenfressenden Monster sind Weltkriegsmetaphern, der Gothic-Look ist heimelig, die Musik eine Kopie von Danny Elfman, das Rummelplatz-Finale mit computerisierten Ray-Harryhausen-Skeletten aufgepfropfte Action. Und die 3D-Effekte waren selten überflüssiger.
Zwar betrauert „Die Insel der besonderen Kinder“ die Fantasielosigkeit normaler Kleinbürger, entwickelt selbst aber wenig zwingende Fantasien. Er ist so viel lahmer als der gewitzt-gewandte „Odd Thomas“. Und jetzt zum Aber: Irgendwie verfängt sich das „Peter Pan“-Syndrom der Kinder in ihrer Zeitschleife, die Melancholie, wenn am Ende des Murmeltiertages Bomben fallen, die behutsam eingeflochtene, melodramatische Lovestory.
Eva Greens („The Salvation“) dunkle Mary Poppins ersetzt Helena Bonham Carter gleichwertig und Samuel L. Jackson („The Hateful 8“) gibt dem Affen wieder Zucker. Asa Butterfield („Ender’s Game“) als Jake ist etwas dröge, dafür Ella Purnell („Maleficent“) bezaubernd. Ihre Schwerelosigkeit weckt Erinnerungen an „Upside Down“ und ist der Hauptgrund, weshalb man in dieser Villa, in der die Zeit stillsteht, doch gerne verweilen mag.
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