Kinostart: 22.12.2016
Lange sieben Jahre nach seinem berührenden Geniestreich „A Single Man“ greift Modezar Tom Ford wieder zur Kamera und hat sich für seine exquisite Bild- und Ausstattungs-Kür „Nocturnal Animals“ die Vorlage „Tony & Susan“ von Austin Wright ausgesucht, bei der die beiden Erzähl-Ebenen jedoch wesentlich wirkungsvoller verschränkt sind als in Fords disparaten und bemühten, aber ziemlich leeren Prätentions-Thriller.
Die Probleme beginnen, sobald die Story in der Story (der Roman) anhebt, ein keinen Moment glaubwürdiger Pulp/Trash, wo drei Hillbilly-Vergewaltiger (mal wieder) in Texas eine Familie terrorisieren und töten, bis der Familienvater (Jake Gyllenhaal, „Nightcrawler“) mit Hilfe eines Sheriffs (Michael Shannon, „Midnight Special“) ebenbürtig Rache nimmt. Dieser konstruierte „Violent Shit“ ist nur als Parabel noch erträglich.
Gyllenhaal intensives Spiel hat das Flair einer Farce, derweil Shannon unbeteiligt wirkt. Das Ganze soll mit der ersten Erzählebene interagieren, einer kühl durchästhetisierten Reichenexistenz, bewohnt von Susan (Amy Adams, „Big Eyes“, „Arrival“), die sensibel melancholisch auf der Suche nach dem wahren Leben in einer absurden Welt ist und zu spät erkennt, Ziel einer Racheaktion zu sein, weil sie nicht auf ihr Herz gehört hat.
So großartig die Darstellerleistungen bisweilen auch sein mögen, so üppig „Nocturnal Animals“ in erlesenen Bildern emotionalen Dramas schwelgt – sie wollen keine Resonanz mit dem aufgesetz-dreckigen Gewalt-Thriller aufbauen. Selbst die eingangs gezeigten Nacktenkörper dicker Frauen sind nur Provokation, nicht sinnvolles Element. Nur unter großen Ächzen passen sie unter ein Dach, mit überaus zwiespältigem Ergebnis.
imdb ofdb
Ein Gedanke zu „Nocturnal Animals“