Your Name

Komisch, tragisch, herzzerreißend: Makoto Shinkais Anime-Lovestory über Zeit und Raum hinweg ist großartiges Kino

Your Name Cover

Kimi no na wa., Makoto Shinkai, J 2016
ohne deutschen Start
Story: Die Teenager Mitsuha und Taki wachsen an grundverschiedenen Orten auf, Mitsuha an einem idyllischen, traditionellen Meeresbuchtstädtchen, Taki im modernen Tokio. Bis sie eines Tages die Körper wechseln, immer wieder, was beider Schicksale miteinander verknüpft. Und Taki begreift, dass eine Katastrophe droht.
Von Thorsten Krüger

Aus Verbundenheit mit einem treuen Leser verkünde ich die These: „Your Name“ ist ganz großes Tennis. War Makoto Shinkai („5 Centimeters per Second“ und „Die Reise nach Agartha“) bislang ein echter Geheimtipp, dürfte er hiermit den Anime-Thron erklimmen, der seit dem vorläufigen Ende von Studio Ghibli („Wie der Wind sich hebt“) vakant ist. Ex aequo mit dem gleichermaßen talentierten Mamuro Hosada („Ame & Yuki“).

Lediglich die zielgruppenaffinen Anfälle von hymischen Schmalzpopsongs sind nicht jedermanns Gusto – ansonsten bleibt „Your Name“ wohltuend unsentimental. Zunächst kostet er spielerisch-verschmitzt sein Body-Switch-Motiv aus, in der ein Mädchen und ein Junge zyklisch die Körper tauschen. Mit aller gebotenen Teenie-Komik schlagen Missgeschicke, Peinlichkeiten und Flausen im Kopf zu Buche: Screwball via Bande quasi.

Poesie & magischer Realismus

Bis zur Halbzeit inszeniert Shinkai seine selbst geschriebene Romantic Fiction, die sehr an Hosadas „Das Mädchen, das durch die Zeit sprang“ erinnert. Was heißt: „Your Name“ wird nie seichter Klamauk, sondern hat augenzwinkernden Charme, Leichtigkeit und dieses Innehalten im Alltag, um die Poesie der Umgebung wahrzunehmen. Das gelingt perfekt durch Shinkais Zeichenstil, dieser ihm ganz eigene, magische Realismus.

Natur, Licht und Landschaft verströmen einen Zauber, der atemberaubend impressionistisch besondere Stimmungen unter sonnig-klarem Himmel hervorhebt. Hier hat das Wunderbare, das Unbegreifliche seinen Platz und bereitet jene Twists vor, die direkt ins Herz treffen. Die zweite Hälfte beendet das Körpertausch-Spiel und wird ein Coming of Age, samt Suche nach einer Person, über die man durch Raum und Zeit verbunden ist.

Über Raum und Zeit verbunden

Der Kometenvorbeiflug eines Asteroiden namens Tiamat (der babylonische Chaosgott) ist als Himmelsereignis einerseits zauberhaft, andererseits Katalysator eines Bruches, der etwas an das Katastrophen-Sperrgebiet Fukushima gemahnt. Aus Shinto-Tempel und Musubi-Knüpfen ergibt sich eine Philosophie, die zwei Zeitlinien verwebt, sie in Schleifen fließen lässt und zwischen Traum und Totenwelt über Dimensionen hinweg berührt.

imdb ofdb

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