Kinostart: 17.11.2016
Nach acht Harry-Potter-Abenteuern markiert das Spin-Off „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ den Beginn einer fünfteiligen Reihe, die 70 Jahre zuvor im gleichen Universum angesiedelt ist, inszeniert vom erfahrenen David Yates (vier Harry-Potter-Filme) und verfasst von J.K. Rowling persönlich nach ihrem fiktiven „Lehrbuch“ über magische Tiere. Wie üblich werden kritische Einwände Potteristen von nichts abhalten.
Wir versuchen es trotzdem: Zunächst weist das realistische, in Architektur und Bausubstanz visuell oscarreif gestaltete New York der 1920er Jahre eine großartige, nostalgische Retro-Atmosphäre auf, in dessen graue, dreckfarbene Straßenschluchten die schillernd-exotischen Wuselwesen des Bestiariums in allen Farben, Formen und Größen entspannt fabulierten Eskapismus bringen, amüsant orchestriert, gemessen spannend und komisch.
Aus der Sicht der Identifikationsfigur Kowalski (klasse: Dan Fogler) bleibt Yates im Staun-Modus über die verborgene Wunderwelt hinter der normalen. Die Hatz nach dem Niffler, eine Art Maulwurf, der kleptomanisch Schmuck und Münzen einsackt, ist harmloser Zeitvertreib, die Lovestory zwischen Kowalski und Goldsteins Schwester Queenie (Alison Sudol) perlt geradezu vor vergnüglichem Kribbeln. So könnte es ewig weitergehen.
Tut es natürlich nicht. Was in der völlig überraschungsfrei auf Autopilot geschalteten Story folgt, sind undurchsichtige Zauberer wie Graves (Colin Farrell), die parasitäre Macht Obscurus und der Schatten des Finsterlings Gellert Grindelwald (Johnny Depp). Schwerfällig wird der übliche Effektbombast, geprägt von hohem Abnutzungswert, inflationär aufgebauscht. Was den unbeschwert-verspielten Charakter des Films völlig ändert.
In puncto Toleranzbotschaft sowie dem Konfliktverhältnis Zauberer-Menschen ist jeder „X-Men“ cleverer und komplexer gestrickt, der Tierschutz geht unter, die Lovestorys werden pflichtschuldig abgehandelt. Eddie Redmayne als weltfremder Traumtänzer ist so blutleer und unlustig wie die Dramaturgie, die sich zum Anschieben gemächlich vorwärts wälzt. Mehr Tempo und mehr Gefühl bei den beiden Liebes-Subplots hätte geholfen.
imdb ofdb
Ich stimme weitestgehend zu, wurde aber dennoch ganz gut unterhalten. Temposchwierigkeiten fand ich auch auffallend, aber noch vielmehr in Konstellation mit dem Inhalt. Wenig Tempo, wenig Inhalt und vice versa.