Kinostart: 22.12.2016
Robert Zemeckis hat einige Klassiker erschaffen, darunter „Forrest Gump“ und „Cast Away“ – mitunter aber auch Verzichtbares wie „Beowulf“ und „Polarexpress“. Irgendwo dazwischen liegt „Allied“, das die Spionagefront des Zweiten Weltkriegs in eine Liebesbeziehung verlegt. Es hilft dem romantischen Thriller allerdings wenig, im ersten Drittel als „Casablanca“ reloaded aufzutreten, eine Hommage mit Brad Pitt (wieder im Krieg nach „Inglorious Basterds“ und „Herz aus Stahl“) als Bogart und Marion Cotillard („Inception“) als Bergman.
Freilich hatte „Casablanca“ ein legendäres Drehbuch, während das Script von Steven Knight („No Turning Back“) nicht über gängige Stereotypen hinauskommt. Zusätzlich wiegt schwer, dass Brad Pitts kühle Interpretation trocken und nuancenlos ausfällt. Da wachsen bei Marion Cotillard schon wesentlich mehr mimische Facetten herüber. Sie berührt zumindest etwas, wenn auch weniger als im besseren „The Immigrant“.
Die anfängliche Undercover-Action, wenn Pitt als britischer Agent mit Cotillard als Tarn-Ehefrau Nazis in Marokko assassiniert (August Diehl wärmt seine Rolle aus „Inglorious Basterds“ wieder auf), weicht einem Drama um ein moralisches Dilemma, als der ein Jahr später mit ihr in London verheiratete Pitt von seinen Vorgesetzten erfährt, dass sie vermutlich als Doppelagentin für die Deutschen arbeitet.
Tiefe Liebe und eine gemeinsame Tochter im Babyalter bedingen eine emotionale Bindung, die den Zuschauer nie ganz erreicht. Es fühlt sich an wie eine hübsche Kulisse, analog zu den glatten Schauwerten des Blitzkriegs über Englands Metropole. Nur der verführerisch-heißblütigen Cotillard gelingt jene unmittelbare Eindringlichkeit, um die sich Zemeckis sonst vergeblich bemüht. Da ist die von ihr abgestrittene, kolportierte Affäre am Set als möglicher Scheidungsgrund für Brangelina noch das Spektakulärste, was sich über „Allied“ sagen lässt.
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