Star Wars: Rogue One

Das Dreckige Dutzend unter Palmen: Gareth Edwards „Star Wars“-Ableger ist als Kriegsfilm notgedrungen zu brav

Star Wars: Rogue One Cover

Rogue One, Gareth Edwards, US 2016
Kinostart: 15.12.2016
Story: Einzelkämpferin Jyn Erso wird von Rebellen genötigt, an einem Himmelfahrtskommando teilzunehmen, um mit dem undurchsichtigen Cassian, einem Droiden, Abtrünnigen und Kombattanten die Pläne des imperialen Todessterns zu stehlen, den Ersos Vater Galen wider Willen erbauen musste.
Von Max Renn

Das erste Spin Off der Sternensaga, „Star Wars: Rogue One“, erzählt als Prequel zum ersten Teil von 1977, wie die Rebellen zu den Plänen des Todessterns gelangen. Gareth Edwards, der sich mit der cleveren Bändigung von „Monsters“ und „Godzilla“ für höhere Weihen empfahl, strebt mit einer Zweitreihenbesetzung einen dreckigen, düsteren, dampfigen Kriegsfilm an, der sich nach eigenen Angaben an „Apocalypse Now“ orientiert.

Davon kann – nach diversen Nachdrehs und kreativen Differenzen – nicht mehr die Rede sein. Im ausufernd langen Actionfinale bietet lediglich der Palmenstrand einen Anknüpfungspunkt an Coppola, ansonsten steht schlicht „Das dreckige Dutzend“ Pate für einen Film, der allenthalben an das von Nazis besetzte Europa, die Verzweiflung der britischen Alliierten (Rebellen), ja selbst die USA im Irak (Jedha) und andere Kriegsabenteuer erinnert.

„Star Wars: Das Erwachen der Macht“ war packender

Nur dass „Star Wars: Rogue One“ in seinen Kampfszenen nie die Härte und Intensität eines „Der Soldat James Ryan“ oder „Black Hawk Down“ erreicht; dafür sind Laserwaffen und Pyrotechnik einfach zu jugendfrei und effektorientiert. Selbst die thermonukleare Vernichtung zweier Städte fasziniert mehr durch die hervorragenden Visuals, als dass sie verstört. Da kollidieren die Intentionen von Edwards und dem Disney-Konzern.

So geht auch die im Prolog de facto aufgewärmte Geschichte um das kleine, verlassene Mädchen, das zur Heldin reift, nicht nahe. Das konnte der gelungenere „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ schillernder und packender gestalten. Schön, die Sterbeszene von Erso bewegt, aber sonst ist Mads Mikkelsen verschenkt. Selbst zwischen Felicity Jones („Die Entdeckung der Unendlichkeit“) und Diego Luna („Elysium“) passiert wenig.

Figuren leiden an ihrer Funktionalität

Die Story vertraut auf Allgemeinplätze, die Figuren leiden an ihrer Funktionalität, das Personal lässt weitgehend kalt, weshalb emotionale Berührungspunkte rar sind. Da lässt „Star Wars: Rogue One“ einiges liegen. Humor ist wie immer Droidensache, K-2SO ist witzig genug, aber nicht in der Liga von BB-8. Edwards verzichtet auf das berühmte Orchester und die Texttafeln zu Beginn, ebenso auf das Märchenhafte und Skurrile.

Was nicht verkehrt ist, aber er bietet einfach nicht genügend Ersatz dafür. Für einen echten Kriegsfilm ist alles zu brav, die tragische Geschichte von Jyn Erso hätte ergiebiger sein können, und obwohl Militärs und Kriminelle den harten Ton vorgeben und die Renegaten zwischen die Fronten geraten, fehlt es an Abgebrühtheit fürs echte Spionage- und Söldnermilieu. Donnie Yen als blinder Schwertkämpfer bleibt ein veritabler Fremdkörper.

Großartig anzusehende Welten

Mit dem Direkt-Anschluss an „Star Wars: A New Hope“ geschieht zu vieles pflichtschuldig, einschließlich einer grausam computeranimierten Prinzessin; andererseits erschreckt, dass der per Pixel reanimierte Peter Cushing ausdrucksvoller spielt als die lebenden Kollegen. Gewiss gelingt es Edwards mit großartig anzusehenden Welten ins „Star Wars“-Universum hineinzuziehen. Gleichwohl wird „Rogue One“ nur eine Fußnote bleiben.

imdb ofdb

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