Jackie

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aka Jackie: Die First Lady, Pablo Larraín, RCH/F/USA 2016
Kinostart: 26.01.2017

Für sein englischsprachiges Debüt hat sich der Chilene Pablo Larraín (oscarnominiert für „No“) nach „Neruda“ wieder ein Biopic herausgesucht; an einem umfangreichen Porträt der ehemaligen First Lady und früheren Journalistin Jacqueline Kennedy zeigt er sich gleichwohl weniger interessiert als an einer Nahaufnahme, einem vielschichtigen Psychogramm, das auf eine Verklärung verzichtet. Vielmehr entwirft Noah Oppenheims in Venedig prämiertes Drehbuch einen zwiespältigen Charakter, den „Königin Amidala“ Natalie Portman mit oscarwürdiger Brillanz spielt.

Ursprünglich war Darren Aronofsky als Regisseur vorgesehen, der nun als Produzent fungiert, aber beider gemeinsamer Erfolg „Black Swan“ hallt noch mehrfach wider. Ein Interview setzt den Rahmen für Rückblenden rund um das tödliche Attentat auf JFK am 22. November 1963, beschränkt sich aber auf die Sicht von Jackie, die zwischen blutverschmierter Verwirrung, emotionalem Ausnahmezustand, zwischen High-Society-Lady und Glamour-Ikone pendelt, die als Witwe ihre Existenzgrundlage verliert und das politische Vermächtnis ihres Mannes zu retten versucht.

In großem Maße der Wahrheit verpflichtet

Larraín verschränkt bemerkenswert Dokumentarmaterial und Film, bietet namhaften Charaktermimen Platz (Peter Sarsgaard, Greta Gerwig, Billy Crudup, John Hurt) und bleibt in großem Maße der Wahrheit verpflichtet. Weshalb diese Jackie verwundbar, stark, einsam, unnahbar, überheblich und mädchenhaft sein darf, eine Frau voller Kontraste und Widersprüche. Was davon echt ist und was Show lässt sich kaum trennen: Das macht dieses Close-Up so faszinierend. Mit den Kennedy-Werken „JFK“ und „Bobby“ kann sich „Jackie“ zwar nicht messen – will es aber auch gar nicht.

Jochen Plinganz

imdb ofdb

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