Kinostart: 02.02.2017
„Hidden Figures“, unsichtbare Personen, gibt es in der Geschichte zuhauf. Wie es drei Afroamerikanerinnen 1961 im amerikanischen Virginia erging, die als menschliche Computer der NASA ermöglichten, erstmals einen Menschen sicher ins All und zurück zu bringen, erzählt Theodore Melfi („St. Vincent“) schwungvoll und zu Herzen gehend. Eine ähnliche Prämisse – vergessene Helden helfen den USA bei der Mondlandung – verwandelte schon „The Dish“ in eine vortreffliche Komödie.
Dessen humorvollen Aspekte deutet Melfi jedoch nur an, ihm geht es mehr um Lebensgefühl und den historisch verbrieften, steinigen Weg, den die drei mathematisch hochbegabten Ladys Katherine G. Johnson, Dorothy Vaughan (Oscarpreisträgerin Octavia Spencer aus „The Help“) und Mary Jackson beschreiten: In einem rassistischen Land, wo krasse Apartheid und systematisches Unrecht regieren, werden sie in doppelter Hinsicht diskriminiert – als Frauen und als Farbige.
Wie es ihnen gemeinsam gelingt, aller andauernder großer und kleiner Schikanen zum Trotz ihrem Land einen hervorragenden Dienst zu erweisen, wie sie Essenzielles leisten, für das ihnen die Anerkennung lange verwehrt wird (nämlich Probleme zu lösen, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt), das geht ohne Aufdringlichkeit nahe. Familienunterstützung und Zeitgeschehen – die brutal unterdrückte Bürgerrechtsbewegung – sind zwar nur Randnotizen, aber wie sie jeden Tag, jede Minute um Gleichberechtigung kämpfen müssen, die ihnen keiner der neidischen, herablassenden Kollegen (Kirsten Dunst, Jim Parsons) gönnen will, das geht allmählich unter die Haut.
Wenn Kevin Costner als Chef zögerlich, dann aber entschieden für seine beste Mitarbeiterin eintritt, reift „Hidden Figures“ emotional richtig aus. Seine Kellerkinder-Perspektive auf „Der Stoff, aus dem die Helden sind“ ist Geschichte, die berührt. Melfis selbst mitverfasstes Script nimmt sich keine Zumutungen heraus wie „12 Years a Slave“. Ihm gelingt konsensfähige Vergangenheitsbewältigung mit Blick für den Change, den Gesellschaftswandel, vergleichbar mit „Belle“ oder „Der Butler“. Das ist der erfreulichste Beitrag der derzeitigen Ballung amerikanischer Vergangenheitsbewältigung – gemeinsam mit dem Liebesdrama „Loving“, der im Schatten der überschätzten „Fences“ und „Moonlight“ steht.
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