Wir gehören nicht hierher

Anton Yelchin in der wunderbar rätselhaft-tragikomischen Wiedervereinigung einer vom Unheil heimgesuchten Familie

Wir gehoeren nicht hierher Cover

We Don’t Belong Here, Peer Pedersen, USA 2017
DVD/BD-Start: 20.04.2017
Story: Die verwitwete Nancy sieht ihre Familie auseinanderfallen, weil nicht nur Tochter Lily bipolar gestört ist und Elisa sexuell missbraucht wurde. Nun ist auch noch Sohn Max fort, der einem Selbstmordversuch in der Psychiatrie auskuriert. Er, Elisa und Madeline planen ihre Rückkehr.
Von Gnaghi

Peer Pedersens selbst geschriebener Erstling „Wir gehören nicht hierher“ ist auf wundersame Weise bipolar gestört und definiert eine „neon electric depression“ in der Vorstadtidylle eines „American Beauty“, ein sehr spezielles „Fun“-Movie der nahegehenden Art. Einige Reviews bedauerten die mangelnde narrative Kohärenz und Überfrachtung mit Themen, denen nicht gerecht würde (was auf den sexuellen Missbrauch definitiv zutrifft).

Den Rezensionen entging aber nicht nur der (etwas verborgene) tragikomische Humor, sondern auch, wie ein geheimnisvolles Geflecht Dank toller Darsteller die Gefühlswelten erkundet, nicht so sehr mit Augenmerk auf das Tragische und Komische (in der Karikatur von Psychiatersitzungen), sondern auf das Geheimnis dieses Zwischen-den-Welten-Zustands, eines Traumlands, wie es seit „Donnie Darko“ nicht mehr geschaffen wurde.

Leben im Fegefeuer

The strangest dream: „Wir gehören nicht hierher“ ist weniger mit klarer Ratio denn mit einfühlsamer Emotion erfahrbar. Gelassen surft er durch die Dysfunktionalitäten, gar nicht auf konfliktäres Drama aus, sondern versonnen, in einem schönen Mystery-Drive. Der transzendiert Grenzen von Leben und Tod, Erinnerung und Gegenwart, Realität und Traum. Und widmet sich Schuldgefühlen, Heimkehren, Zusammensein, (Homo)Sexualität.

Alles bleibt unfassbar in der Schwebe, in einer aufgelösten, besonderen Atmosphäre (ob von Pedersen gewollt oder nicht, spielt keine Rolle). Catherine Keener („Genug gesagt“) als Mutter und die viel zu oft in Nebenrollen versteckte Maya Rudolph („Gattaca“) als Joanne entdecken ihre Zuneigung in einem Leben im Fegefeuer. Am besten aber ist der jüngst tödlich verunglückte Anton Yelchin, voller Angst und Trostbedürfnis.

The strangest dream

Oh Mann, was wirst du uns fehlen: Der „Star Trek“-Chekov mit Herz für kleine, skurrile Werke (wie dieses), oder „Odd Thomas“ und „Only Lovers Left Alive“. Nur zwei Filme, die gerade auf Festivals laufen, mit ihm starten noch. Aber „Wir gehören nicht hierher“, es mag kein Meisterwerk sein, ist mit seinen Wundern des Verrücktseins, den Zeitschleifen-Geheimnissen, die er nicht preisgibt, ein liebenswertes, rätselhaftes Vermächtnis.

Nur der Trailer ist furchtbar.

imdb ofdb

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