It Comes at Night

It Comes at Night Cover

Trey Edward Shults, USA 2017
Kinostart: 18.01.2018

Einfach das Ende der Welt: „It Comes at Night“ ist gefühlt das 100. apokalyptische Drama, das zurückgezogen in der Waldwildnis spielt, wie zuletzt „The Survivalist“ oder „Into the Forest“. Trey Edward Shults´ zweite Regiearbeit nach „Krisha“ übernimmt alle mangelnden Schauwerte des mäßig interessanten Subgenres, einschließlich Informationsvakuum, Isolation und Preppie-Dasein ohne Zivilisation. Sein Psychohorror wirkt als Familiendrama, bei dem die äußere Bedrohung einen Teufelskreis aus Paranoia, Angst und Misstrauen erzeugt, der sich als grausame Tragödie niederschlägt.

Weitgehend agiert „It Comes at Night“ als passabel beklemmendes Kammerspiel, das bei ausgesperrtem Licht eine dreiköpfige gemischtrassige Familie auf eine zweite, rein weiße, treffen lässt, beide bedroht von einer tödlichen Seuche. Anders als im Zeitgeist-Erfolg „Get Out“ schwelt die Rassenthematik nur ohne auszubrechen. Der Titel suggeriert eine Bedrohung, wie sie einen in (den deutlich spektakuläreren) „Es“ oder „It Follows“ erwartet, ist aber rein metaphorisches Bibelzitat: Nichts Übernatürliches spukt herum, echter Horror tritt nur in den Alpträumen des 17-jährigen Sohns Travis (Kelvin Harrison Jr., „The Birth of a Nation“) auf, dessen Perspektive Shults immer mehr übernimmt.

Kino-Kriterien verlieren sich im Minimalismus

Triumph des Todes: Alle Gewalt geht von denen aus, die nach Sicherheit verlangen (Joel Edgerton, „Midnight Special“) und deshalb andere rücksichtslos und brutal misshandeln – deutbar als Allegorie auf Amerika. Der immanente Gothic-Faktor dieses Hauses Usher hingegen tendiert gegen Null, weil der Indie-Horror seine Survival-Elemente in eine karge, lichtarme, zähe Filmmasse zwängt, dessen Kino-Kriterien sich im Minimalismus verlieren. Aber er zieht seine Agenda konsequent bis zum schonungslosen Ende durch, dank des soziopolitischen Subtextes als Kost für den Intellekt wie schon „The Witch“.

Thorsten Krüger

imdb ofdb

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