bereits erhältlich (DVD/BD)
Ein Halloween-Movie der besonderen Art: „Boys in the Trees“ ist der bessere „Super Dark Times“, ach was, einfach das stärkste Coming of Age dieses Jahrgangs. Der australische Debütant Nicholas Verso destilliert eine betörend-magische Melange aus „Donnie Darko“ und „Stand by Me“, ähnlich gut wie in „Es“ (nur ohne Killerclown), dafür mit einem magisch-märchenhaften Realismus à la Neil Jordans „Die Zeit der Wölfe“.
Mit einem betörend bildgewaltigen, verführerischen „Stranger Things“-Look und dem stimmigen 90ies-Alternative-Rock von Garbage über Marilyn Manson bis Rammstein (aber auch ganz feinfühligen Songs) könnte diese night of grave’s delight eine auf äußere Merkmale bedachte Angelegenheit werden. Doch das Trick or Treat wandelt sich zum Truth or Dare, zu einem erkenne deine Irrtümer und finde zurück zu dir hinter deiner Maske.
„Boys in the Trees“ erzählt von Corey (superb wie der Rest: Toby Wallace), der sich dem coolen Alphatier Jango ausgeliefert hat und dafür Kindheit, Freunde, Vater und sich selbst verleugnet. Er ist dabei, sich die Zukunft zu ruinieren, geblendet von einem vermeintlichen Wolf, der doch nur eine Null ist, der ein Peter-Pan-Element erwirkt: Gras, Girls, Gewalt, nicht erwachsen werden zu wollen und Verantwortung für sich zu übernehmen.
Die Verlustangst vor dem Verlassenwerden macht aus ihm einen Bully und aus Corey einen Feigling. In einer unheimlichen Nacht, einer langen Dunkelheit bis Tagesanbruch, muss er sich wie die Kids in „Es“ seinen Ängsten, aber auch Fehlern und Taten stellen. Das geschieht, indem er mit Jonah, den er im Stich ließ, nostalgisch-wehmütig ihre Jugendfreundschaft Revue passieren lässt, worin Verso einen morbiden Unterton mischt.
Poetisch wirkt in „Boys in the Trees“ der Zauber von Halloween, greift bewegend Jonas´ Schicksal auf, mit Voodoo-Touch – ein Geisterfilm, der nicht mit Schocks Gänsehaut erzeugt, sondern mit Empathie. Mag die mittelmäßige Synchro die Schwellen-Wanderung um Abschied und Neuanfang auch etwas ausbremsen, die dunkelmystische Version von „The Spectacular Now“ und „Brücke nach Terabithia“ berührt eindrucksvoll.
imdb ofdb