Kinostart: 08.02.2018
Taylor Sheridan ist das Beste, was das US-Independent-Kino zu bieten hat. Mit seinen Drehbüchern für „Sicario“ und „Hell or High Water“ (für den er eine Oscarnominierung erhielt) schrieb er bereits zweimal Hervorragendes, nun führt er, nach eigener Vorlage, Regie. „Wind River“ ist, wie seine vorherigen Geschichten, wieder ein moderner Western geworden, ein Winterwestern diesmal, und wieder ein Männerfilm – mit starken Frauen.
„Western“ ist eine Mentalitätsfrage: die herbe Philosophie, das raue Klima von Wildnis und Menschen, die Lyrik, die diese unromantische Härte konterkariert. Sheridans Stil wohnt ein Mitgefühl inne, das sich in einem Milieu von deprimierenden Lebensbedingungen in der Verarbeitung von Tragödien auszeichnet. Wie Jeremy Renner („Arrival“) als Spurenleser mit dem Schmerz umgeht, berührt auf eine aufrechte, menschliche Weise.
Weil in „Wind River“ neben den Ermittlungen im Kriminalfall das unbehauste Schneewüsten-Klima Wyomings und die Entwicklung der Charaktere dominieren, und Sheridan den Darstellern Platz schenkt, ermöglichen die Schauspielerleistungen einen der besten Filme des Kinojahrs. In dem es obendrein, auch das ist fast schon ein Markenzeichen, den beeindruckendsten Shootout der Saison gibt. Und hat es dramaturgisch wirklich in sich.
Das Rache-Motiv, verbunden mit einer Grundeinstellung, die sich in philosophischen Weisheiten niederschlägt, gibt das Lebensgefühl in einer Region wieder, wo die Natur das Gesetz schreibt, wo man kämpfen muss, auch weil der Staat die letzten Ureinwohner vergessen hat und sich nicht schert. Das Drama um zwei gezeichnete Väter erhielt in der Cannes-Sektion „Un Certain Regard“ den Preis für die beste Regie. Weitere könnten folgen.
imdb ofdb