Wind River

Härte und Mitgefühl bestimmen den großartigen, modernen Winterwestern mit Jeremy Renner um Mädchenmorde in Wyoming

Wind River Cover

Taylor Sheridan, GB/CDN/USA 2017
Kinostart: 08.02.2018
Story: Als Wildhüter Cory im ewigen Eis des Wind River Indianerreservats eine Mädchenleiche entdeckt, ist er erschüttert: Denn es ist die beste Freundin seiner vor drei Jahren auf die gleiche Art ermordeten Tochter Emily. Widerstrebend hilft er der unterbesetzten Polizei und FBI-Agentin Jane bei den Ermittlungen.
Von Max Renn

Taylor Sheridan ist das Beste, was das US-Independent-Kino zu bieten hat. Mit seinen Drehbüchern für „Sicario“ und „Hell or High Water“ (für den er eine Oscarnominierung erhielt) schrieb er bereits zweimal Hervorragendes, nun führt er, nach eigener Vorlage, Regie. „Wind River“ ist, wie seine vorherigen Geschichten, wieder ein moderner Western geworden, ein Winterwestern diesmal, und wieder ein Männerfilm – mit starken Frauen.

„Western“ ist eine Mentalitätsfrage: die herbe Philosophie, das raue Klima von Wildnis und Menschen, die Lyrik, die diese unromantische Härte konterkariert. Sheridans Stil wohnt ein Mitgefühl inne, das sich in einem Milieu von deprimierenden Lebensbedingungen in der Verarbeitung von Tragödien auszeichnet. Wie Jeremy Renner („Arrival“) als Spurenleser mit dem Schmerz umgeht, berührt auf eine aufrechte, menschliche Weise.

Zwei gezeichnete Väter

Weil in „Wind River“ neben den Ermittlungen im Kriminalfall das unbehauste Schneewüsten-Klima Wyomings und die Entwicklung der Charaktere dominieren, und Sheridan den Darstellern Platz schenkt, ermöglichen die Schauspielerleistungen einen der besten Filme des Kinojahrs. In dem es obendrein, auch das ist fast schon ein Markenzeichen, den beeindruckendsten Shootout der Saison gibt. Und hat es dramaturgisch wirklich in sich.

Das Rache-Motiv, verbunden mit einer Grundeinstellung, die sich in philosophischen Weisheiten niederschlägt, gibt das Lebensgefühl in einer Region wieder, wo die Natur das Gesetz schreibt, wo man kämpfen muss, auch weil der Staat die letzten Ureinwohner vergessen hat und sich nicht schert. Das Drama um zwei gezeichnete Väter erhielt in der Cannes-Sektion „Un Certain Regard“ den Preis für die beste Regie. Weitere könnten folgen.

imdb ofdb

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