Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Frances McDormand zettelt in der pechschwarzen, vielschichtigen Kleinstadtsatire aus Trauer und Wut einen Kleinkrieg an

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri Cover

Martin McDonagh, GB/USA 2017
Kinostart: 25.01.2018
Story: Seit vor sieben Monaten Mildreds Tochter vergewaltigt und ermordet wurde, haben die lokalen Behörden wenig unternommen, um die Tat aufzuklären. Weshalb Mildred am Ortsausgang drei Werbetafeln mietet, darauf Sheriff Willoighby kritisiert – und jeden gegen sich aufbringt. Deputy Dixon reagiert brutal.
Von Jochen Plinganz

Nach dem missglückten „7 Psychos“ kehrt der irisch-britische Auteur Martin McDonagh zu dem zurück, was ihn in seinem Debüt „Brügge sehen… und sterben?“ auszeichnete: finsterste Komik über menschliche Untugenden und die Reflexion über Leben und Sterben. In „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ kreuzt er dies erfolgreich mit Coenscher Lakonie zu einer bitterbösen Heimatsatire, die jedoch auch Versöhnlichkeit kennt.

Zuerst bringt die Plakat-Aktion nur das Schlechteste in den Bewohnern des Landkaffs hervor. Es kommt zu einem nicht lange nur verbal heftig geführten Kleinkrieg, einer schmerzhaften Konfrontation, in der McDonagh derbe Karikaturen von Rassisten und Gewalttätern zeichnet. Doch wo die Coens sich an der Dummheit ihrer Figuren weiden, gewährt ihnen McDonagh die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Vielschichtig zu werden.

Tiefschlag gegen politische Korrektheiten

So dürfen sich eine perfekt besetzte Frances McDormand („Fargo“) als Mildred, und die ebenso großartig aufspielenden Woody Harrelson („No Country For Old Men“) als Sheriff sowie Sam Rockwell („Moon“) als dumpf-rassistischer Deputy, als tickende Zeitbombe, austoben. Um nach einer berührenden Wende ihre Klischees zu unterlaufen. Denn „Three Billboards“ mag mit scharfzüngigen Dialogen zunächst tief ins Fleisch schneiden.

Aber er hat auch die zärtlich-poetische Qualifikation zur Ballade, findet in Folk-Melancholie zur unbedingter (Heimat)Liebe, verpackt sie in einen befreienden Tiefschlag gegen politische Korrektheiten und Vorsichtsmaßregeln, um über jeden Kitschverdacht erhaben zu sein. Gebiert Wut nur Wut? Jedenfalls findet McDonagh neben Schmerz, Trauer und Schuld auch Mitgefühl, Freundlichkeit und Hoffnung, was ganz neue Dimensionen eröffnet.

Wettert gegen kleinbürgerliche Verlogenheit

Dass das Wüten von Deputy Dixon jedoch keinerlei Anklage wegen Amtsmissbrauch etc. seiner Opfer nach sich zieht, strapaziert schwer die Glaubwürdigkeit. Es passt jedoch zum dramaturgischen Sinn, der brillant bissig gegen kleinbürgerliche Verlogenheit wettert, ruinierte, kaputte Leben offenbart, tiefe seelische Wunden, doch dann dort, wo man es nicht vermuten würde, mit humanistischem Touch Veränderung und Gefühle offenbart.

imdb ofdb

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