ohne deutschen Start
Jackie Chan vs. Pierce Brosnan, inszeniert von Bond-Regisseur Martin Campbell („Casino Royale“): Das Actiondrama „The Foreigner“ basiert auf Stephen Leathers 1992 publizierten, vierten Roman „The Chinaman“ (dt: „Der Chinese“, 1993), der auf dem Höhepunkt der damaligen IRA-Anschlagswelle spielt, was, 1:1 ins Jahr 2017 verlegt, reichlich unzeitgemäß wirkt. Chan spielt den einfachen Restaurantbesitzer Minh, der bei der Flucht aus Vietnam seine Familie verlor. Seine Tochter und letzte Angehörige stirbt bei einem Bombenanschlag der IRA in London vor seinen Augen.
Da die Behörden, anstatt die Schuldigen zu suchen, ihn als Störenfried abwimmeln, verlangt er vom irischen Politiker Hennessy (Brosnan) erst friedlich, schließlich mit Bombennachdruck die Herausgabe der Namen der Terroristen. Das klingt nach einem Rachefeldzug, den Action-Opa Chan mit wortloser Wut und Trauermiene im Stile eines Liam Neeson durchzieht. Aber „The Foreigner“ ist alles andere als ein Selbstjustizreißer à la „96 Hours/Taken“. Aus einem Drama um die beharrliche Forderung nach Gerechtigkeit schält sich erst allmählich ein Kleinkrieg mit MacGyver-Bombenbau und harten Nahkämpfen samt aller greifbarer Waffen.
Dies weist verblüffende „Rambo“-Parallelen auf – Chan ist ein traumatisierter Vietnamkriegsveteran und hochqualifizierter Einzelkämpfer (dessen Familie vor seinen Augen massakriert wurde) –, nur leider ohne dessen soziopolitische Botschaft oder die tragische Biografie des Protagonisten näher ergründend. Vielmehr schützt Brosnan, der unter Campbell 1995 als Bond in „Goldeneye“ agierte, als Wendehals-Politiker die Bombenleger, was ein unentwirrbares Knäuel aus Intrigen, Verrat und Wer-benutzt-wen? in seinem Umfeld ergibt.
Hier streift das routinierte, unausgewogene und emotional nur wenig wirksame Script das Metier des Spionagethrillers, was insgesamt verzichtbar ist. Die taffe, humorlose Action, in der Chan spürbar in seinem Element ist, lässt sich goutieren, manch unglaubwürdige Wendung, darunter die Verbrüderung zweier Spezialkämpfer, macht einen deutschen Kinoeinsatz des eher moderat budgetierten „The Foreigner“ indes unwahrscheinlich.
imdb ofdb