Molly’s Game

Jessica Chastain brilliert als Tellerwäscherin, die hoch pokert und tief fällt, in einem hochklassigen Risikogeschäfts-Biopic

Molly's Game Cover

Aaron Sorkin, C/US 2017
Kinostart: 08.03.2018
Story: Nachdem Stürze und Wirbelsäulenbrüche ihre Olympia-Karriere im Freestyle Skiing früh beendet haben, entzieht sich Molly Bloom ihrem knallharten Vater und schlägt sich durch, darunter als attraktiver Köder für Underground-Poker-Runden. Für die sie reiche Promis anzieht, aber auch Mafia und FBI.
Von Thorsten Krüger

Aaron Sorkin, der profilierte Autor von vortrefflichen Dialogdramen wie „Eine Frage der Ehre“ und „The Social Network“ bis hin zur Politserie „West Wing“, findet in Molly Blooms Autobiografie „Molly’s Game: From Hollywood’s Elite to Wall Street’s Billionaire Boys Club, My High-Stakes Adventure in the World of Underground Poker“ die ideale Vorlage für einen fesselnden Beitrag über den Amerikanischen (Finanz)Traum.

„Molly’s Game“ ist ein Charakterporträt über eine Tellerwäscherin, die Millionen absahnt und alles wieder zu verlieren droht, was Sorkin typischerweise mit Dauerfeuer-Dialogen für Freunde gehobener, intelligenter Unterhaltung füllt. Und perfekt auf die Schauspiel-Stärke von Jessica Chastain („Zero Dark Thirty“, „Interstellar“) zugreift, die als einfaches Mädchen mit scharfem Verstand eine Charisma-Performance bietet.

Geld, Gewinnen und Verlieren

In einem schwindelig machenden Stakkato folgt Sorkin ihrer Lebensgeschichte, die einiges über Gerechtigkeit, Fairness, mehr noch aber über Geld, Gewinnen und Verlieren zu sagen hat. Das alles in einem sich immer schneller drehenden Karussell, wenn Molly beim Organisieren von glamourösen Hinterzimmer-Pokerrunden die Welt der Hochfinanz, Prominente und Filmstars (darunter angeblich auch Tobey Maguire) anzieht.

„Don’t break the law when you’re breaking the law“: Wie sie in dünner Luft Pirouetten direkt über dem Abgrund dreht, irgendwann an die brutale Mafia gerät und böse in der Klemme des FBI steckt, da schwimmt die Einzelkämpferin mit Ehrenkodex als kleiner Fisch im Haifischbecken. Dampfdialoge mit ihrem Anwalt (Idris Elba, „Der dunkle Turm“) lassen sie in dem Skandal moralisch zwischen Täterin und Opfer schillern.

Ehrenrettung seiner Hauptfigur

Ihre Ambivalenz, die Chastain bravourös auszuloten weiß, legt Sorkin nicht als Gier-Lehrstück wie „The Wolf of Wall Street“ (Hauptdarsteller DiCaprio soll übrigens Teil der Pokerrunden gewesen sein) oder „The Big Short“ aus. Er untersucht Integrität, Schuld, Fehler, aber auch Anstand, und zwar die einer (eigentlich) rechtschaffenen Bürgerin, die ihre Chance wahrt und hofft, trotz schlechter Karten auf die Gewinnerstraße zu kommen.

Da greift „Molly’s Game“ auf paternalistische, wenngleich emotional wirksamen Tendenzen zurück, zur Ehrenrettung seiner Hauptfigur, die als Kämpferin mit Herz am rechten Fleck dastehen soll. Das funktioniert auch, löst eine Katharsis aus, die sich in einem berührenden Vater-Tochter-Moment (mit einem klasse Kevin Costner) niederschlägt. Es nimmt ein für eine Waghalsige, die höher gepokert hat, als sie an Karten verfügte.

imdb ofdb

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