Letztendlich sind wir dem Universum egal

Die übernatürliche Romanze nach David Levithans Jugendbuch bietet viel Teenie-Gefühle und (ein wenig) philosophischen Tiefgang

Letztendlich sind wir dem Universum egal Cover

Every Day, Michael Sucsy, USA 2018
Kinostart: 31.05.2018
Story: A wacht täglich in einem anderen, etwa gleichalten Körper in der Umgebung auf. Als er für 24 Stunden in Justin wohnt, dem stumpfsinnigen Freund der unsicheren Highschool-Schönheit Rhiannon, verliebt sich der 17-Jährige erstmals. Doch wie soll er sie überzeugen und kann ihre Liebe bestehen?
Von Caroline Lin

„Für immer Liebe“-Regisseur Michael Sucsy greift in der Kategorie doomed teen romance auf den preisgekrönten YA-Bestseller von David Levithan zurück, „Letztendlich sind wir dem Universum egal“. Das high concept um die Liebe, die viele Gesichter hat, trifft genau ins Herz, bedient gleichwohl oft Zielgruppen-Bedürfnisse und berieselt einen gekonnt, vergisst darüber aber, manch interessante Themen entscheidend zu vertiefen.

Drehbuchautor Jesse Andrews (schrieb den wunderbaren „Ich und Earl und das Mädchen“, auch so eine doomed teen romance), folgt charmant und stimmig dem tiefromantischen Entwurf eines „50 erste Dates“ im Murmeltier-Modus, bei dem eine Seele täglich ohne Kontrolle den Wirt wechselt und in ihrem unsteten Dasein erstmals die Kraft der Liebe entdeckt. Zunächst nimmt die berückende Idee dank guter Darsteller sehr für sich ein.

Nähert sich vorsichtig dem Wesen der Liebe

„Bist du Junge oder Mädchen?“ „Ja.“ Angesichts der LGBT-freundlichen Antwort und zeitgenössischen Genderfragen nähert sich „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ dann doch nur vorsichtig dem Wesen der Liebe, deutet die Spielarten der Sexualität jugendfrei nur an, weicht Rasse, Geschlecht und Körper eher aus, als das er einen freien Umgang damit propagiert. Obwohl dies eigentlich der Grundgedanke dieser Fantasy ist.

Mitunter zwängt Sucsy die Vorlage sehr in ein Teenie-Movie, widmet sich hingebungsvoll Kuschel-Pop und Seifenblasen. Wie der Roman von 2014, dem nach der Hälfte die Ideen ausgehen, stoppt auch die Adaption auf halben Wege. Dann mühen sich die Rettung einer Suizidalen und ein überstürztes Ende vergeblich, Spannungsarmut und Konfliktmangel entgegenzuwirken. Da hätte Sucsy einfach auf seine Stärken vertrauen sollen.

Leben ohne Fußspuren zu hinterlassen

Denn die von vielen gutaussehenden Jungmimen verkörperte Figur des A ist so tragisch-schön: ein entwurzelter Vollwaise, der seine Eltern nie kannte, der jeden Tag wie den ersten und letzten lebt, ohne Fußspuren zu hinterlassen. Ein gebildeter, erfahrener und einfühlsamer Mädchentraum, der stets das Richtige sagt, ein Mensch, dessen Augen nicht lügen, der doch niemals zweimal in derselben Person aufwacht, der nie zur Ruhe kommt.

Mehr Romantik, mehr Melancholie, mehr Gefühligkeit geht nicht – und das ist großartig. Als A versucht, in einem Körper zu bleiben, damit Fragen nach Besessenheit, Identitätsklau, des Gewissens (Einmischung in andere Leben) aufwirft, werden auch diese nur zart gestreift. Sowohl die vielen Möglichkeiten der Komik bleibt unterrepräsentiert, als auch diverse Nebenfiguren, die oft nur Stichwortgeber sind oder rasch abgehandelt werden.

Ein mehr oder minder imaginärer Lover

Bevor sich „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ mit der Angst verlassen zu werden (Rhiannon wird es von A täglich) auseinandersetzt oder den kuriosen Folgen eines mehr oder minder imaginären Lovers, beendet ein Coming-of-Age-Element mit Instagram-Anschluss den Reigen, der außerhalb seiner mit dem avantgardistischen Konzept nicht Schritt halten könnenden Dramaturgie eine eigene Philosophie heraufbeschwört.

Das birgt genug Nahrung für Herz und Hirn und zeigt seine Verwandtschaft zu mal mehr, mal weniger fantasiebegabten Teen-Beiträgen über Liebe und Lebenssinn, dem etwas schwächeren „Für immer Adaline“, dem ebenbürtigen „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“, dem besseren, bereits erwähnten „Ich und Earl und das Mädchen“, sowie dem nach wie vor unerreichten „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“.

imdb ofdb

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