Bohemian Rhapsody

Das spät mitreißende Biopic des Queen-Sängers – Rami Malek brilliert als Rampensau – elektrisiert auch musikalisch als Rock-Konzertfilm

Bohemian Rhapsody Cover

Bryan Singer, GB/USA 2018
Kinostart: 31.10.2018
Story: 1970 stößt der schüchterne Farrokh Bulsara zu den Londoner Hinterhofrockern Smile, tauft sie in Queen um und nennt sich Freddie Mercury. Gemeinsam gelingt ihnen der Durchbruch, doch der bisexuelle Freddie zerstört mit wilden Exzessen sowohl seine Ehe als auch die Band – bis 1985 die Reunion gelingt.
Von Jochen Plinganz

Bryan Singer, der bei seinen „X-Men“ stets sein großes Herz für Außenseiter wunderbar sensibel bewies, bietet in der seit Jahren überfälligen und immer wieder verschobenen Doppelbiografie von Englands legendären Rockgiganten Queen und ihrem schillernden Frontman Freddie Mercury für Rami Malek („Mr. Robot“, „Papillon“) ein Showcase zur Oscarniominierung und viel Platz für alle mitreißenden Hits der stilprägenden Band.

A Star is Born: „Bohemian Rhapsody“, benannt nach einem Queen-Song, merkt man nicht an, dass Singer in den letzten Drehtagen wegen eines Streits mit Malek gefeuert wurde. Letzterer dreht als zunächst schüchternes, lispelndes Einwandererkind mit Überbiss mächtig auf und liefert eine superbe Performance als allürenhaft-exotischer Paradiesvogel mit Faible für groteske Auftritte. Einer, der groß denkt und größenwahnsinnig wird.

Kritisch, aber auch jugendfrei

Seiner Familie bleibt er jahrlang peinlich, Erfolg und Ruhm steigen ihm zu Kopf, womit er seine Ehe mit Mary ruiniert und die Band sprengt. Das private Drama eines Menschen, dessen Riesen-Ego ihn vereinsamen lässt, porträtiert Singer ohne blinden Verehrungsgestus, sondern vielschichtig und kritisch, aber auch sichtlich jugendfrei, womit Drogen, Orgien, Homosexualität und die HIV-Infektion kaum über Andeutungen hinauskommen.

Indes agiert „Bohemian Rhapsody“ durchweg nuanciert und subtil, außerdem überlässt er nicht der Kunstfigur Mercury allein das Feld, sondern schildert mit humorvollen Feel-Good- und Enterntainmentqualitäten den Werdegang der Rockband, was sich in diversen Konzertauftritten und Studiosessions niederschlägt. Queen liefert den starken eigenen Soundtrack zu ihrem Film ab, und der generiert immer wieder großartige Szenen.

Unvergessliches emotionales Finale

Im schwierigen Mittelteil, bei dem man vorübergehend nicht so genau weiß, was Singer will – Mercury retten oder für seine eklatanten Fehler verdammen – berührt sein Schicksal nicht. Das Menschliche bewegt erst im Zusammenspiel mit dem fulminanten 20-minütigen Gig beim Live-Aid-Konzert, wo Malek als bereits von AIDS Gezeichneter jeden mitreißt und ein unvergessliches musikalisches wie emotionales Finale spendiert.

imdb ofdb

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