Pure Poesie: Jim Jarmusch beschwört mit Psychedelic Rock den Zauber der Nacht in einer verfallenden Welt.
Jim Jarmusch, GB/D/FR/CY/USA 2013
Kinostart: 25.12.2013, DVD/BD-Start: 27.06.2014
Story: Das jahrhundertealte Vampirpärchen Adam und Eve lebt zurückgezogen in Detroit und Tanger. Sie ernähren sich ausschließlich von Blutkonserven, doch die Umweltverschmutzung vergiftet ihr Lebenselixier. Dann taucht auch noch Eves jüngere Problemschwester auf, die Adams Zuträger aussaugt.
Von Caroline Lin
Nun verantwortet die coproduzierende Degeto, berüchtigt für uninspiriert-steife TV-Ware, glatt ein künstlerisch überwältigendes Werk. Denn Independentveteran Jim Jarmusch („Dead Man“, „Stranger Than Paradise“) hypnotisiert mit einem Gedicht, das anders als „Exit Marrakech“ den exotischen 1001-Nacht-Zauber des marokkanischen Hippie-Mekkas Tanger sowie den Reiz der sterbenden Industriemetropole Detroit erforscht.
Angenehm harmlose, niedlich-unterhaltsame 3D-Abenteuerepisode für junge Mädchen um die animierte Märchenfee.
The Pirate Fairy, Peggy Holmes, USA 2014
Kinostart: 12.06.2014, DVD/BD-Start: 16.10.2014
Story: Während des Vier-Jahreszeiten-Fest betäubt Zarina alle Feen des Nimmerlands und stiehlt den blauen Feenglanz, ohne den keine Fee fliegen kann. Tinkerbell und fünf Gefährtinnen verfolgen Zarina, die sich mit Pirat James verbündet hat. Der will seiner Räuberbande im Schädelfelsen das Fliegen ermöglichen.
Von Caroline Lin
Tinkerbell, die Fee aus „Peter Pan“, ist seit vielen Jahrzehnten ein treues Disney-Maskottchen und schwirrt seit 2008 durch eigene Spin-Offs. Im bereits fünften Animationsabenteuer der Blätter-Barbie, ein besserer Auftritt als der letzte vor zwei Jahren („Das Geheimnis der Feenflügel“), übernimmt die Co-Regisseurin der Vorgängers, Peggy Holmes, die Solo-Spielleitung und behandelt ihre Schützlinge mit Augenmaß und Sympathie.
Story: In Frankreich wird die selbstbewusste Angélique, Tochter eines verarmten Barons, 1656 als Braut an den reichen, vernarbten Grafen Joffrey verkauft. Die Verachtung weicht bald Familienglück, doch der Freigeist steht im Visier der neidischen Kirche und Angélique von Verschwörern um König Ludwig XIV.
Von Caroline Lin
Golons seit 1956 veröffentlichte Bestseller um die selbstbewusste, hier sehr modern unabhängige Adelstochter Angélique, sind die Mütter aller Hausfrauen-Historien-Schmonzetten. Mit 15 Millionen Budget adaptiert sie Actionregisseur Ariel Zeitoun („Yamakasi“, „Masked Mobsters“) neu, als anständig angerichtetes, herzschmerziges wie dramatisches Gut-gegen-Böse-Ringen der TV-Kostümklasse für die weibliche Zielgruppe.
.Fesselnd intensiver, medien- und machtkritischer High-Concept-Thriller um einen live im Fernsehen übertragenen Terroranschlag
Deu tae-ro ra-i-beu, Kim Byeong-woo, ROK 2013
ohne deutschen Start
Story: Der zum Radiosprecher degradierte Topreporter Yoon erhält in seiner Sendung einen Drohanruf. Kurz darauf explodiert die Mapo-Brücke direkt unter dem Hochhaus und Yoon hat sein Comeback: Vor laufenden Kameras fordert der Erpresser eine Entschuldigung des Präsidenten, oder er zündet weitere Bomben.
Von Caroline Lin
Das Südkorea-Update von Sidney Lumets „Network“ enthält dessen geballte Medienkritik, vermittelt sie aber in einem fast in Echtzeit ablaufenden High-Concept-Reißer, der wie „Non-Stop“handwerklich hervorragende Hochspannung bietet und ähnliche Glaubwürdigkeitsmängel entwickelt. Anders als Liam Neesons paranoider Furor geht diese tragische Tour de Force mit der Moral von Medien und Politik knallhart ins Gericht.
Die Videogame-Adaption ist eine allzu glatte Teenie-Wohlfühl-Version von „Fast & Furious“ in gefälliger Werbeoptik.
Scott Waugh, USA 2014
Kinostart: 20.03.2014, DVD/BD-Start: 09.10.2014
Story: Wegen Geldproblemen nimmt Automechaniker Tobey ein Angebot des blasiert-vermögenden Dino an, der bei einem illegalen Straßenrennen seinen jungen Protégé tötet und die Tat Tobey in die Schuhe schiebt. Zwei Jahre später will er Rache und mit Britin Julia bei einem Cross Country Race Dino besiegen.
Von Caroline Lin
Gone in 60 Seconds: „Act of Valor“-Regisseur Scott Waugh tauscht den Panzer gegen den sündteuren Hotrod und seift einen mit diesem MTV-Clip im Rock-Ballad-Style gehörig ein. Mag sein auf 3D aufgeblasener Rache-Racer auch so sanft runterrutschen wie gutes Motoröl, die hingehauchte Story verdampft wie Benzin auf heißem Asphalt. Ein 130-Minuten-Actioner, der so oft im Schongang tuckert, das man anschieben möchte.
Basierend auf der beliebten Teen-Serie betreibt der romantisch-ironische Krimi die Identitätsfindung einer selbstbewussten Mittzwanzigerin.
Rob Thomas, USA 2014
Kinostart: 13.03.2014, DVD/BD-Start: 31.07.2014
Story: Als ihre Jugendliebe Logan des Mordes beschuldigt wird, riskiert Veronica Mars einen hochdotierten Anwaltsjob in New York und reist in ihre kalifornische Heimat Neptune zurück, um nach zehn Jahren ihre Amateur-Detektivarbeit wieder aufzunehmen. Sie stößt auf ungelöste Morde, Korruption und Vertuschung.
Von Caroline Lin
„Veronica Mars“ lief drei Staffeln lang bis 2007 und verband „Dawson’s Creek“-Teenie-Glam mit moderaten „Twin Peaks“-Kleinstadtabgründen. Die erhebliche Fanbasis ermöglichte per Kickstarter-Crowdfunding ein Wiedersehen mit allen Beteiligten, die nun zehn Jahre älter sind. Mittelpunkt ist nach wie vor Kristen Bell („When in Rome“) als patente Blondine mit Klasse, die auf der Suche nach ihren (beruflichen) Platz im Leben ist.
Story: Kapuzineräffchen Saï landet durch einen Flugzeugabsturz mitten im Amazonas-Dschungel. Das junge, domestizierte Tier kann sich aus seinem Käfig befreien und muss sich fortan allein und ohne fremde Hilfe in einer fremden, dunklen, gefahrvollen Welt zurechtfinden. Bald trifft es eine Gruppe Artgenossen.
Von Caroline Lin
Es ist eine umgekehrte „Tarzan“-Geschichte, die uns Thierry Ragobert (Regisseur der Nordpol-Tierdoku „Der weiße Planet“) als eine Art National-Geographic-Abenteuer vorsetzt, samt einem angenehmen Erzähler für eine lehrreiche Schulstunde. Die mimische Bandbreite des Kapuzineräffchens ist variabler als von so manchem Schauspieler und gehorcht einer Spielfilm-Dramaturgie, die zwar inszeniert ist, aber das mehr als gelungen.
Bei Christophe Gans wird das französische Volksmärchen zur bombastisch-düsteren Euro-Fantasy: leicht kitschig, aber wundervoll.
La belle et la bête, Christophe Gans, FR/D 2014
Kinostart: 01.05.2014, DVD/BD-Start: 04.11.2014
Story: Als ein französischer Kaufmann 1810 sein Vermögen verliert und sich mit seinen sechs verwöhnten Kindern auf einen Landsitz zurückzieht, pflückt er in einem geheimnisvollen Schloss eine Rose, für die der Besitzer, ein verfluchtes Ungeheuer, seine Lieblingstochter Belle fordert, die sich für ihren Vater opfert.
Von Caroline Lin
Man muss sich einen gewissen naiven Blick für die Wunder des Kinos bewahren, dann lässt sich diese bildgewaltige Märchen-Oper in vollen Zügen genießen. Anders als angloamerikanische Heldenepen bleibt Phantastikfreund Christophe Gans („Der Pakt der Wölfe“) der genuin gallischen Volkssage treu und präsentiert mit sagenhafter Lust auf visuelle Pracht eine klassische Mär und ihren erheblichen emotionalen Kern über die Kraft der Liebe.
Tierische 3D-Animationssause, die Großstadtnagetiere cartoonesk und gelungen gewitzt in intrigante Futter-Raubzüge verwickelt.
Peter Lepeniotis, CA/ROK/USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Das New Yorker Eichhörnchen Surly teilt nicht gerne und fackelt bei der Nahrungssuche den Vorratsbaum der tierischen Bewohner des Central Parks ab, woraufhin diese ihn verbannen. Mit dem stummen Freund Buddy will er nun Maury’s Nussladen ausrauben, aber Artgenossin Andie entdeckt seine Pläne.
Von Caroline Lin
Die Kritiken und Wertungen dieser kanadisch-südkoreanischen Animationskomödie, die „Ab durch die Hecke“ mit einem Caper- und Heist-Movie à la „Ocean’s 11“ – mit Film-Noir-Elementen! – vereint, blieben verhalten. Sie werden der tatsächlichen Qualität von Peter Lepeniotis durchweg gewitzt gewirkter Fur Fiction kaum gerecht. Die wartet mit einem einfallsreichen Plot, Machtkämpfen, unerwarteten Freundschaften und Verrat auf.
Skurrile Komödienshow mit großer Star- und Cameo-Parade um die verschlungene Historienfabel eines mitteleuropäischen Luxushotels.
The Grand Budapest Hotel, Wes Anderson, USA/D 2014
Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 03.09.2014
Story: Im osteuropäischen Staat Zubrowka steht das Grand Hotel Budapest in den 1930er Jahren in voller Blüte. Als am Vorabend eines Krieges der Manager des Mordes an einer reichen Gönnerin bezichtigt wird, flieht er mit Page Zero, um seine Unschuld zu beweisen und den vorenthaltenen Erbteil zu sichern.
Von Caroline Lin
Style Over Substance war er ja schon immer, ein Magier seiner hermetischen Fantasie. Wes Anderson („Moonrise Kingdom“) erfindet sich seine eigene Vergangenheit, ein fiktives Vorkriegs-Märchenreich im Sudetenland mit Zügen der k.u.k.-Monarchie, eines Vielvölker-Osteuropa, aber auch der heranziehenden NS-Herrschaft – ein nostalgisches Epochen-Pürree, geschichtlich und optisch zwischen Erstem und Zweiten Weltkrieg.
A Chinese Ghost Story: extraordinäres urbanes Geisterdrama, eine berauschend bildgewaltige und kreative Effekt-Fantasy.
Geung si, Juno Mak, HK 2013
DVD/BD-Start: 11.04.2014
Story: Der verarmte, von Frau und Kind verlassene Ex-Star Chin bezieht in einem Hongkonger Wohnsilo das Apartment 2442, um sich dort zu erhängen. Garküchenbesitzer und Hobby-Vampirjäger Yau rettet ihn in letzter Sekunde, denn in dem verfluchten Gemäuer lauern Geister auf Körper wie den von Chin.
Von Caroline Lin
Von J-Horror-Ikone Takashi Shimizu („The Grudge“) produzierte Asia Gothic, die der Schauspieler Juno Mak („Revenge: A Love Story“) in seinem Regiedebüt zum optischen Grusel-Genuss verwandelt. Seine Hommage an die „Mr. Vampire“-Reihe aus den 80ern vereint einige Original-Darsteller, ist aber keineswegs Komödie, sondern visuell überwältigendes Mood Movie, stilles Memento Mori, blutige Schauermär und Fusion vieler Topoi.
Kate Winslet schöpft in Jason Reitmans traurig-schönem Liebesmelodram Hoffnung – ein Coming of Age zwischen Utopie und Realität.
Jason Reitman, USA 2013
Kinostart: 08.05.2014, DVD/BD-Start: 18.09.2014
Story: Die seit ihrer Trennung deprimierte, alleinerziehende Adele und ihr langsam in die Pubertät kommender Sohn Hank nehmen den verletzten Frank mit; er entpuppt sich als entflohener Sträfling, der beide zwar in ihrem Haus festhält, sich aber als sanfter Mann erweist, mit dem sie wieder eine Familie wären.
Von Caroline Lin
Das Paradies zu finden heißt, es zu verlieren: Was als subtil spannender Geiselthriller beginnt, entwickelt sich für drei um ihr Familienglück Betrogene zu einer Sehnsuchtserfüllung, einem wunderschönen Traum, der in der Realität leider keine Chance hat – aber deshalb nicht vorbei ist. Eine Americana, die kunstvoll, bittersüß und atemberaubend gefühlvoll ein Erwachsenwerden am titelgebenden Ferienwochende 1987 ausbedingt.
Hellsichtig-komische Soziovision: Joaquin Phoenix beginnt eine virtuelle, aber ganz real fühlbare Romanze mit einer KI.
Spike Jonze, USA 2013
Kinostart: 27.03.2014, DVD/BD-Start: 04.09.2014
Story: Seit seiner noch laufenden Scheidung ist Theo wie ein einsamer Junggeselle, der sich in Los Angeles der nahen Zukunft das neuartige Betriebssystem OS1 anschafft. Die Künstliche Intelligenz nennt sich Samantha und ist so viel einfühlsamer als echte Frauen, dass beide eine innige Liebesbeziehung eingehen.
Von Caroline Lin
Spike Jonze philosophiert wieder Grenzen sprengend nach Existenzgrundlagen und zettelt eine Zukunftskomödie an, die in warmen, heutigem Indie-Look ein Beziehungsdrama birgt: mit großer Sensibilität und Zärtlichkeit erzählt der für seine von verschrobenen Melancholikern geprägten, originellen Filmwunder wie „Being John Malkovich“ bekannte Clipspezialist einen tragischen Liebesfilm zwischen Mensch und Maschine.
Ron Howards Rennfahrer-Drama ist ein mitreißendes Doppel-Biopic mit Tiefgang und einem grandiosen Daniel Brühl.
Ron Howard, USA/D/GB 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 05.03.2014
Story: 1970 begegnen sich die beiden Jungtalente James Hunt und Niki Lauda – Abneigung auf den ersten Blick. Jahrelang werden der britische Partylöwe und der österreichische Workaholic zu erbitterten Konkurrenten, die sich in der Formel 1 um die Titel duellieren – bis zu Laudas beinahe tödlichem Unfall 1976.
Von Caroline Lin
Weit mehr noch als in „Frost/Nixon“ widmet sich Autor Peter Morgan dem Doppel-Porträt zweier konträrer Charaktere, was Ron Howard („A Beautiful Mind“) abermals als intensives Duell übersetzt. Sein Biopic packt mit authentischen Rennszenen, emotionaler Tiefe und einer Formel 1 im Retro-Look zu einer Zeit, als der Tod ein ständiger Begleiter war: Laudas Horrorunfall ist eine mörderische, tiefgreifende Zäsur.
Im Latino-Spin-Off der populären Horror-Reihe regiert ein neues Konzept aus Comedy, Story und probat-effektivem Horror.
Paranormal Activity: The Marked Ones, Christopher Landon, USA 2014
Kinostart: 02.01.2014, DVD/BD-Start: 15.05.2014
Story: Jesse und seine Latino-Clique aus Oxnard nahe L.A. haben just die High School absolviert und filmen sich selbst, als im Apartmentkomplex in der Wohnung unter ihnen Unheimliches geschieht. Jesse wacht mit Bissspuren an seinem Arm auf – sie verleihen im enorme Kräfte. Denn ein Dämon haust nun in ihm.
Von Caroline Lin
Es ist nicht der fünfte Teil der Low-Budget-Schocker-Serie, den Christopher Landon, Autor des zweiten, dritten und vierten „Paranormal Activity“-Formats, ausbedingt. Sondern ein Spin Off (wie vor drei Jahren die japanische Version „Paranormal Activity – Tokyo Night“), das, statt auf den bewährten Zusammenschnitt von Überwachungskamera-Material, auf Drama, Humor und Schrecken in der Latino-Gemeinde setzt.
Jimmy Hayward, USA 2013
Kinostart: 13.02.2014, DVD/BD-Start: 15.10.2014
Todestag Thanksgiving: Was dem Menschen seine Festtagstradition ist, bedeutet für das Truthahnvolk zyklischer Massenmord. „Horton hört ein Hu“-Regisseur Jimmy Hayward erzählt die Tragödie gewitzt aus Sicht der Betroffenen – als Familienanimationskomödie der absolut verrückten Art, die man dennoch ins Herz schließen muss. Auf den ersten Blick mag das uninspiriert und zusammengeklaubt erscheinen und kann technisch nicht mit den Animationsstandards von Disney und Pixar konkurrieren. Aber die Außenseitergeschichte ist erprobt, schwungvoll und drückt die richtigen Knöpfe.
Gediegene Komödie um das erst witzige Ringen um einen Disney-Klassiker mit anschließend rührseliger Kindheitsbewältigung.
John Lee Hancock, USA/GB/AUS 2013
Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 17.07.2014
Story: 20 Jahre lang wollte die Londoner Kinderbuchautorin P.L. Travers nichts von Walt Disneys Musicalversion ihrer „Mary Poppins“ wissen. In finanziellen Nöten erwägt sie nun den Rechteverkauf, treibt Disney und seine Mitarbeiter bei den Filmplanungen in Kalifornien aber mit tyrannischer Sturheit in die Verzweiflung.
Von Caroline Lin
Marc Forsters Märchen-Hymne „Wenn Träume fliegen lernen“ (um die Entstehungsgeschichte von Peter Pan) nicht unähnlich, betreibt John Lee Hancock („Blind Side“) das Gezerre um die Adaption des Buchklassikers „Mary Poppins“ als erst zänkisch-liebenswerte Culture-Clash-Komödie, um sodann in ernsthafter, „einfühlsamer“ Kinderheitstraumabewältigung sich der psychologisch-biografischen Deutung zu widmen.
In jedem Sinne phantastisches, mysteriös-bezauberndes Jugend-Anime-Abenteuer, das visuell betörend über Leben und Vergehen sinniert.
aka Die Reise nach Agartha, Hoshi o ou kodomo, Makoto Shinkai, J 2011
auf DVD erhältlich
Story: Auf einem Felsvorsprung empfängt die junge Asuna mit dem Clavis-Kristall ihres verstorbenen Vaters betörende Musik. Die stammt aus Agartha, dem Land der Toten, aus dem auch Shun kommt, der sie vor einem Monster rettet. Mit dem Lehrer Morisaki folgt sie ihm dorthin, um Verstorbene zu finden.
Von Caroline Lin
Makoto Shinkai, berühmt für Poeme wie „5 Centimeters per Second“, betritt mit seiner nach „The Place Promised in Our Early Days“ erst zweiten abendfüllenden Animation Studio-Ghibli-Terrain: Er verpackt eine spirituelle wie emotionale Orpheus in der Unterwelt-Odyssee in hellen Pastelltönen als Jugend-Fantasy durch eine wildromantische Wunderwelt. Fast wie ein früher Miyazaki – nicht kitschfrei, aber anrührend.
Unsentimental, von Poesie beseelt und tief berührend: Immigranten-Melodram in Venedigs Lagune um eine wunderbare Freundschaft.
Io sono Li, Andrea Segre, I/FR 2011
Kinostart: 05.12.2013
Story: Als Lohnsklavin Shun Li von der chinesischen Mafia von Rom in ein Café nahe Venedig versetzt wird, lernt sie beim abarbeiten ihrer Schulden den seit 30 Jahren dort lebenden kroatischen Fischer Bepi kennen. Li hofft ihren 8-jährigen Sohn freikaufen zu können und freundet sich mit dem verständnisvollen Poeten an.
Von Caroline Lin
Es geht ein kalter Wind, doch er erwärmt das Herz: Die Lyrik Qu Yuans, einem bedeutenden Dichter der chinesischen Antike, löst tiefe Gefühle aus in einem subtilen Freundschaftsmelodram, in dem Sozialforscher Andrea Segre dokumentarisch leisen Sozialrealismus mit neblig-trüben Stimmungsstillleben des der Lagunenstadt vorgelagerten Fischerorts Chioggia visuell wie narrativ fernab aller Postkartenklischees vereint.
Mikael Håfström, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 14.03.2014
Die beiden Action-Rentner Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger genehmigen sich in angemessen tumber 80er-Jahre-Manier als Ausbruchs-Duo einen expoitativen Testosteron-Thriller. Sly als Sicherheitsexperte, der im Selbstversuch von ihm konstruierte High-Tech-Gefängnisse auf ihre Ausbruchssicherheit testet und für die CIA als Terrorist getarnt ein Super-Zuchthaus prüfen soll. Ahnuld als Mithäftling, der mit ihm unter dem brutalen Mörderdirektor, der beide dort begraben will, versucht, die Lücke im perfekten System zu finden.
Ein kleines melancholisches Kinowunder: tiefromantisches, zartbitteres Großstadt-Melodram um zwei Menschen in der Menge.
The Lunchbox, Ritesh Batra, IN/FR/D 2013
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Die von ihrem Gatten vernachlässigte Hausfrau Ila aus Mumbai schickt ihm per Dabbawalla-Kurier phänomenales Essen – das durch einen Fehler beim kurz vor der Rente stehenden Versicherungssachbearbeiter Saajan ankommt und eine Brieffreundschaft initiiert, die zwei einsame Seelen einander näher bringt.
Von Caroline Lin
Zunächst wirkt das Spielfilmdebüt des Inders Ritesh Batra mit dem glanzlosen Grau einer Arbeits-Doku über Bürotröten spärlich unterhaltsam. Aber dahinter steckt System: Aus dem eintönigen Alltagseinerlei, das einer lakonischen Komödie Vorschub leistet, erwächst die Sehnsucht nach dem Glück, das sich für so viele in der Millionenmetropole Mumbai nicht erfüllt.
Belustigend und rührend: Nostalgisch-melancholische Jugendromanze aus Hayao Miyazakis Animationsschmiede.
Kokuriko-zaka kara, aka From Up on Poppy Hill, Goro Miyazaki, J 2011
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 30.04.2014
Story: Vor ihrem Herrenhaus auf dem Hügel über dem Yokohamer Hafenviertel hisst die 17-jährige Umi jeden Morgen Signalflaggen für ihren im Koreakrieg gestorbenen Seemannsvater. Als sie sich in Mitschüler Shun verliebt, der ein Clubhaus renoviert, droht ein Familiengeheimnis die Romanze zu ruinieren.
Von Caroline Lin
Vom Vater geschrieben, vom Sohn inszeniert: Altmeister Miyazaki adaptierte eine Mädchen-Manga-Reihe aus den 80ern, sein Sohn Goro setzte auf altmodische Art einen nostalgisch-sittsamen Boy-meets-Girl-Heimatfilm um, der 2011 zum größten heimischen Kinoerfolg avancierte. So konservativ-konventionell der Junior auch in Japans Vergangenheit taucht, so sanft sentimental und unbedingt berührend ergründet er ein Familiengeheimnis.
Die lebensweise Brit-Comedy trifft mit Zeitzauberei, zarter Romantik, frechen Pointen und glänzendem Charme direkt ins Herz.
About Time, Richard Curtis, GB 2013
Kinostart: 17.10.2013
Story: Mit 21 Jahren erfährt Tim von seinem Vater ein Familiengeheimnis: Alle Männer können durch simple Konzentration in ihre Vergangenheit zurückreisen. Begeistert korrigiert der unscheinbare Bravling Entscheidungen so lange, bis er mit Mauerblümchen Mary seine Traumfrau erobert. Die Methode hat gleichwohl Grenzen.
Von Caroline Lin
„Die Frau des Zeitreisenden“ begegnet „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, für den Richard Curtis ebenso das Script schrieb wie für „Notting Hill“. Nach zwei seichten Regiearbeiten landet er mit dieser wunderbar anrührenden Zeitreise-Komödie einen Volltreffer und knüpft direkt an seine respektlos frechen und unschlagbar witzig-charmanten Drehbuchtage an.