Indie-SciFi, die für wenig Geld ein Thrillerdrama um multiple geklonte Identitäten und existenzielle Schuldlast entwickelt
Dan Bush, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Nachdem er vor vier Jahren seinen eigenen kleinen Sohn auf dem Weg zur Arbeit totfuhr, klont sich William, Genetiker beim Forschungskonzern Next Corporation, in einem anonymen Vorstadthäuschen illegal selbst. Sein verstörtes Ebenbild bricht aus, um Williams Exfrau Jules aufzusuchen.
Von Jochen Plinganz
2007 war Dan Bush an dem originellen Triptychon „The Signal“ beteiligt, dann kam nichts Nennenswertes mehr von ihm. Das gilt auch für den unauffälligen „The Reconstruction of William Zero“, der unter der Haube allerdings eine ziemlich intelligente Story aufweist, die schizophren mit mehreren Klon-Persönlichkeiten spielt, aber zu Low Budget (und ohne jeden Effekt) ist, um die Replikanten-Mär wirklich packend zu gestalten.
Amour transgressive: ein Mörderpärchen in einem fiebrigen Borderliner-Psychodrama mit True-Crime-Ambiente
Alléluia, Fabrice Du Welz, B/F 2014
DVD/BD-Start: 07.10.2015
Story: Als die von ihrem Mann verlassene Pathologin Gloria sich durch eine Partner-Annonce heillos in den Hochstapler Michel verliebt, lässt sie ihre Tochter bei einer Nachbarin und zieht mit dem manischen Verführer los, um dessen Heirats-Opfer, die er um ihr Vermögen erleichtern will, eifersüchtig zu zerstückeln.
Von Jochen Plinganz
„Alléluia“, der mit dem regengrauen Cop-Thriller „Colt 45“ zweite Output im Jahre 2014 des belgischen Extremfilmers Fabrice Du Welz („Vinyan“), ist eine krude Ode an zwei Sexualgewalttäter und verlagert die bereits mehrfach adaptierte Geschichte der Lonely Hearts Killers Martha Beck und Raymond Fernandez ins französischsprachige Europa – eine fanatische Psychopathen-Triebbeziehung in flirrend-grobkörniger 16mm-Rohheit.
In dem nur phasenweise eindringlichen indischen Noir-Drama im Arthausmodus lassen die inneren Konflikte unbeteiligt
Titli, Kanu Behl, IND 2014
Kinostart: 28.05.2015
Story: Titli ist der Jüngste einer Kriminellen-Sippe aus Delhis Slumbezirk. Seine beiden Brüder zwingen ihn bei brutalen Überfällen mitzuwirken. Als er fliehen will, zwangsverheiraten sie ihn mit Neelu. Mit der gleichermaßen unglücklichen Braut schließt er heimlich einen Pakt, der Verwandtschaft zu entkommen.
Von Jochen Plinganz
Obschon „Ein Junge namens Titli“ von Bollywood-Mogul Aditya Chopra koproduziert wurde, vertritt er eine Gegenästhetik zur Flamboyanz: Kanu Behl geht weiter seinem Doku-Realismus nach und bringt ein festivalkompatibles Arthaus-Sozialdrama mit Film-Noir-Handlung an. Eigentlich eine feine Kombination, wenn es nicht schlechtweg unmöglich wäre, für Menschen Mitleid zu empfinden, die selbst kein Mitleid kennen.
Euro-Actionthriller, der sein Politthema nur als Exploitationsbasis für einen Army-(Nah)Kampf mit Sean Penn nutzt
Pierre Morel, E/GB/F 2015
Kinostart: 30.04.2015, DVD/BD-Start: 03.09.2015
Story: Vor acht Jahren assassinierte Söldner Jim in einer Black Op den Bergbauminister des Bürgerkriegslandes DR Kongo, weshalb er seine Geliebte Annie verlassen musste, die in Partner Felix’ Armen landete. Nun eliminiert Jims Ex-Auftraggeber alle Mitwisser von einst: Killer jagen ihn und Annie durch Barcelona.
Von Jochen Plinganz
Pierre Morel, Vollstrecker der grimmig-hyperbrutalen „96 Hours/Taken“-Reihe, kann Action und sonst wenig. Da trifft es sich schlecht, dass die Noir-Vorlage des französischen Krimiautoren Jean-Patrick Manchette („Wespennest“) viel Wert auf komplexe Charaktere, Stimmungslagen und politischen Kontext legt. Die sind in „The Gunman“ ungelenkes Exploitationsmaterial zwischen Actionthriller-Anfällen mit wummernden Waffen.
Enchanted Kingdom, Patrick Morris, Neil Nightingale, GB 2014
Kinostart: 05.03.2015
Hochglanzdoku der BBC-Earth, mit der Patrick Morris („Galapagos“) und Neil Nightingale („Dinosaurier 3D“) die Premium-Natur Afrikas als familienfreundliche Hymne auf die Freude am Leben feiern. In „Afrika – Das magische Königreich“ ist von bedrohter Umwelt nichts zu finden, die Kommentare (Original: Idris Elba, deutsch: Christian Brückner) versorgen nur mit wenigen simplen Informationen, damit einer schwelgerisch-sinnlichen Erlebniswelt aus Attraktionen und Sehenswürdigkeiten nichts im Wege steht.
Paula van der Oest, NL/S 2014
ohne deutschen Start
Das niederländische Auslandsoscar-Shortlist-Drama „Lucia de B.“ von Paula van der Oest („Zus & zo“, „The Domino Effect“) handelt von dem bekanntesten Fehlurteil in der jüngeren Justizgeschichte des Landes. Oest fasst zusammen, wie die Kinderkrankenschwester Lucia de Berk 2003 durch ein unanfechtbares Lebenslänglich-Urteil für sieben angebliche Morde trotz wackliger Beweislage zum Opfer eines unfassbaren Justizirrtums wird, bis zu ihrer endgültigen Rehabilitation 2010. Womit sie über sechs Jahre unschuldig als „Kinderserienkillerin“ im Gefängnis einsaß und in dieser Zeit alle Hoffnung verlor, weil jede Berufung scheiterte.
De nieuwe wildernis, aka The New Wilderness, Ruben Smit, Mark Verkerk, NL 2013
Kinostart: 09.04.2015, DVD/BD-Start: 09.10.2015
Die Naturdoku von Ruben Smit und Mark Verkerk („Himalaya Alert“) findet „Die neue Wildnis“ im Naturschutzgebiet Oostvaardersplassen, einem verlassenen Polder ganz in der Nähe von Amsterdam, wo sich binnen weniger Jahrzehnte eine Grasebene am Meer zum Paradies für heimische Arten entwickelte – und das in den Niederlanden, dem am dichtesten bevölkerten Land Europas, wo „Die neue Wildnis“ zum erfolgreichsten Kinohit des vergangenen Jahres wurde.
Der vierte Brenner-Krimi mit bewährtem Team macht Josef Hader schwarzhumorig vom Sozial- zum Mordfall, den er selbst aufklärt
Wolfgang Murnberger, A 2015
Kinostart: 19.03.2015, DVD/BD-Start: 17.09.2015
Story: Verwahrlost und mittellos kehrt Simon Brenner ins leerstehende, abrissreife Elternhaus in Graz zurück, wo er vergrätzte Jugendfreunde wiedersieht: Trödelhändler Köck und Polizeichef Aschenbrenner. Was zu Brenners Selbstmord führt, auf die Intensivstation zu Dr. Irrsiegler und einer ganzen Mordreihe.
Von Jochen Plinganz
Seit Wolfgang Murnberger vor 15 Jahren erstmals Wolf Haas’ legendären Schmäh-Detektiv mit „Komm, süßer Tod“ zum Alpen-Kinohit formte, hat er im Laufe der Lenze über „Silentium“ (2004) und „Der Knochenmann“ (2009) immer mehr das Tempo gedrosselt. „Das ewige Leben“ ist bei einer langsam laufenden, sarkastischen Sozialstudie angekommen, eine Clochard-Komödie, aus der sich allmählich ein Kriminalthriller herausschält.
Michael Mann führt im Action-Autorenfilmstil einen globalen Anti-Cyberterror-Thriller mit Chris „Thor“ Hemsworth aus
Michael Mann, USA 2015
Kinostart: 05.02.2015, DVD/BD-Start: 18.06.2015
Story: Das für 15 Jahre einsitzende Hackergenie Hathaway nutzt seine Chance auf Straferlass, als ihn sein chinesischer Ex-MIT-Gefährte Chen für die geheimdienstliche Jagd nach einem Hacker anwirbt, der ein asiatisches AKW und eine US-Börse demoliert hat. Chens Schwester verliebt sich dabei in Hathaway.
Von Jochen Plinganz
Hollywoods Männerthriller-Auteur Michael Mann nähert sich nach „Miami Vice“ und „Public Enemies“ per patentiertem Digitalkamera-Einsatz wieder der Essenz von „Collateral“ und „Heat“. Ohne Pulp, Pop und Pomp gelingt „Blackhat“ der Spagat zwischen Geheimdienst-Thriller und privatem Liebesmelodram, wobei Mann seine opake bis schwammige Story, die auch einige Längen ausweist, tief in kühle Emo-Atmo tunkt.
Bradley Cooper passt perfekt als Sniper-Legende Chris Kyle, dem Clint Eastwood eine souveräne, aber unkritische Biografie widmet
Clint Eastwood, USA 2014
Kinostart: 26.02.2015, DVD/BD-Start: 25.06.2015
Story: Schon als Kind bewies Chris Kyle im Familienkreis sein großes Talent bei der Jagd. Später beginnt er in der US Army die gnadenlose Navy-SEAL-Ausbildung zum Scharfschützen, wonach der Patriot mehrfach in den Irak beordert und dort zur Legende wird. Von Familie und Heimat entfremdet er sich.
Von Jochen Plinganz
Nach seinem Weltkriegs-Double-Feature „Letters from Iwo Jima“ und „Flags of Our Fathers“ zieht der republikanische Regisseur Clint Eastwood wieder in den Krieg. Seines Rufs als Patriot zum Trotz versteigt er sich in keiner Pathos-Verklärung à la „Lone Survivor“. Die Kriegsaction-Bio eines US-Irakkriegshelden endet erst beim landesweiten Beerdigungs-Zug mit Strammstehen, konkrete Sinnfragen werden dennoch keine gestellt.
Rebellen in Marokko: Starkes Frauen- und Gesellschaftsporträt via eines realistischen Traffic-Thrillers mit berührender Punk-Power
Sean Gullette, MA/USA 2013
ohne deutschen Start
Story: Die 25-jährige Malika führt die ausschließlich weibliche Punkband „Traitors“ an – kein leichtes Mandat im muslimisch-patriarchal geprägten Tanger. Um Geld für ihre von der Räumung bedrohte Familie und ein Demoalbum der Band aufzutreiben, nimmt sie einen riskanten Fahrer-Job als Drogenkurier an.
Von Jochen Plinganz
Der für seine Rolle in Darren Aronofskys „Pi“ bekannte Bostoner Sean Gullette weitet seinen Kurzfilm „Traitors“ – erneut mit der exzellenten Chaimae Ben Acha in der Nachwuchspreisverdächtigen Hauptrolle – zum gleichnamigen Genrespiel in der nordmarokkanischen Hafenstadt Tanger aus. Statt für einen Musikfilm steht die rebellische Mentalität des Punk Pate für ein Sozialporträt und den Ausbruch unterdrückter Frauen.
Familiendrama um zwei durch chauvinistische Denkweise beschränkte Migranten, die eine emanzipierte Angehörige verachten
Kadir Sözen, D 2014
Kinostart: 26.03.2015
Story: Die von ihrer türkischen Familie verstoßene Elmas hat für ihre junge Tochter Sevgi und den 16-jährigen Can ein liebevolles Heim geschaffen. Als Can entdeckt, dass sie dies heimlich als Prostituierte finanziert, dreht er durch, reißt mit der ahnungslosen Sevgi zum mürrischen Opa aus, der Elmas ebenso verachtet.
Von Jochen Plinganz
Handwerklich braucht sich der Deutschtürke Kadir Sözen („Winterblume“) nicht verstecken, aber bei seinem Drehbuch sind Hopfen und Malz verloren. Schematische Abzweigungen, dürftige Dialoge, Emotionen und Szenen stehen hervorragenden Darstellern gegenüber, die in einem mal wieder sehr deutschen Problemfilm feststecken, obwohl es darin um die importierte Frauenfeindlichkeit muslimischer Migranten geht.
Mark Wahlberg als ultimative Geldvernichtungsmaschine: elegant-amüsante Show und Selbstzerstörungs-Märchen der Sorte surreal-sophisticated
Rupert Wyatt, USA 2014
Kinostart: 15.01.2015, DVD/BD-Start: 28.05.2015
Story: Der mit seiner Studentin Amy anbandelne, zynische Literaturprofessor Jim führt nachts ein Doppelleben am Black-Jack-Tisch, wo er bereits 240.000 Dollar verzockt hat. Er steht bei drei Kredithaien in der Kreide, will nun Afros und Koreaner gegen Mafiosi Frank ausspielen. Ihm bleibt eine Woche.
Von Jochen Plinganz
„Planet der Affen: PRevolution“-Regisseur Rupert Wyatt setzt bei seinem Remake von „Spieler ohne Skrupel“ weniger auf den von New Hollywood beeinflussten Halbwelt-Realismus, sondern auf die Showaspekte und entspannte Eleganz, die gechillt, cool und viril einen Teppich für Mark Wahlberg („Ted“, „Transformers 4: Ära des Untergangs“) ausrollt, der in James Caans Fußstapfen die Sucht nach Unglück personifiziert.
Kompromissloses Zweiter-Weltkriegs-Actiondrama um die Verrohung von Brad Pitts Panzerbesatzung im brutalen Endkampf um das Dritte Reich
Fury, David Ayer, GB/CHN/USA 2014
Kinostart: 01.01.2015, DVD/BD-Start: 07.05.2015
Story: Nach dem Verlust eines Mitglieds komplettiert der ahnungslose Sachbearbeiter Ellison die fünfköpfige Besatzung von Don „Wardaddy“ Colliers Sherman-M4-Panzer. Sie kämpfen im April 1945 gegen Hitlers letztes Aufgebot auf deutschem Boden, rücken von Dorf zu Dorf vor, bis sie einer Übermacht begegnen.
Von Jochen Plinganz
David Ayer, als Autor für „Training Day“ und Regisseur für „End of Watch“ gefeiert, für den idiotischen „Sabotage“ indes gescholten, wechselt von Straßenbanden zum Schlachtfeld Deutschland kurz vor der Kapitulation der Wehrmacht. Der Hardboiled-Kriegsfilm über die Entmenschlichung der Frontschweine zeigt erstmals realistisch, dass auch GIs keine verklärten Befreier waren, sondern Kriegsverbrecher wie alle anderen auch.
Penguins of Madagascar, Eric Darnell, Simon J. Smith, USA 2014
Kinostart: 27.11.2014, DVD/BD-Start: 02.04.2015
Wer sich als Sidekick und Szenendieb in einer Animationsreihe bewährt, muss sich noch lange nicht als tragfähiges Konzept eines eigenen Abenteuers erweisen. Nach drei tierischen „Madagascar“-Abenteuern – der vierte Teil lässt noch bis 2018 auf sich warten – folgt das Solo des coolen Pinguin-Quartetts. Ihr Spin-Off darf in Form einer sich durch erfindungsreich die Popkultur zitierenden Agentenactionparodie („nicolas-cage them!“) das Dreamworks-Franchise weiter melken, neben TV-Serien, Kurzfilmen und Computerspielen.
Beim Bestreben, die Biografie von Amerikas populärsten Filmkritiker Roger Ebert in eine Doku zu fassen, begleitete Steve James unbeabsichtigt die letzten Monate des 2013 im Alter von 70 Jahren an Schilddrüsenkrebs verstorbenen Publizisten, der seit den 60er Jahren für die Chicago Sun-Times Filme rezensierte. Obwohl er Eberts Leben nachzeichnet, porträtiert James vornehmlich die Liebe seiner Frau Chaz, die den von seiner Erkrankung Gezeichneten und bereits 2006 Verstummten – ihm fehlt der Unterkiefer, ein Anblick nur für Unerschrockene – pflegt.
Woody Allens nostalgische Riviera-Romcom zwischen Colin Firth und Emma Stone ist liebevoll bissig, aber relativ schlicht.
Woody Allen, USA 2014
Kinostart: 04.12.2014
Story: 1928. Von einem Auftritt in Berlin reist der britische Illusionist und Zyniker Stanley Crawford an die Côte d’Azur, um das bei reichen Bekannten wohnende junge Medium Sophie Baker des Betrugs zu überführen. Sophies Charme unterminiert Crawfords unbestechliche Skepsis. Seine Gefühle blühen auf.
Von Jochen Plinganz
Ein abgeklärter Sarkastiker, der das Übersinnliche verachtet, wird eines Besseren belehrt – so beginnen sonst Horrorfilme, aber in seiner 49. Regiearbeit sucht Allen den eklatanten Kontrast zum depressiven „Blue Jasmine“. Es zieht den inzwischen 78-Jährigen wieder nach Europa, so leichtfüßig wie „Midnight in Paris“ und „To Rome With Love“, zu einer köstlichen, wenn auch unterkomplexen Romantik-Komödie.
Liv Lisa Fries verbringt zehn Tage auf einer Spuk-Burg im teutonischen Found-Footage-Horror nach bekannten Mustern.
Daniele Grieco, D 2014
Kinostart: 31.10.2014, DVD/BD-Start: 30.10.2015
Story: Markus nimmt seine Freundin Rebecca mit auf einen Überraschungsausflug. Mit seinem Kumpel Lukas verbringen sie eine Woche unbefugt auf der leerstehenden Burg Hohnau, dem angeblich verfluchten Schauplatz eines Familienmordes. Anthropologie-Student Markus erhofft sich Einsichten zu Übernatürlichem.
Von Jochen Plinganz
Das Originellste an Daniele Griecos zweitem Regie-Gig ist die Herkunft des Indie-Horrors sowie eine clevere Online-Kampagne, die dafür selbstbewusst nicht als ein, sondern der deutsche Horrorfilm wirbt. Was angesichts zwar nur vereinzelter Exemplare der letzten Jahre wie Marvin Krens „Rammbock“ und „Blutgletscher“, dazu „Der letzte Angestellte“ oder „Urban Explorer“ nicht stimmt. Ganz zu Schweigen von Österreich.
„Harry Potter“ Daniel Radcliffe wachsen über Nacht Hörner und er spricht wieder mit Schlangen. Womit er zum Teufelskerlchen, aber leider nicht zum heißen „Hellboy“ mutiert, sondern die Trauertrompete bläst und in seiner Kleinstadt als Paria von allen verteufelt wird. Auch wenn er sich in „Die Frau in Schwarz“ besser zu präsentieren wusste: Radcliffes Iggy ist so ziemlich der einzige Charakter, der einem nicht egal ist in Horror-Impresario Alexandre Ajas („High Tension“) amerikanisch-kanadischer Adaption des Dark-Fantasy-Romans „Teufelszeug“ von Joe Hill (der Sohn von Stephen King). Ig, der neben der Leiche seiner Freundin Merrin (der sonst so bezaubernden Juno Temple, zuletzt als Feenstimme in „Maleficent“ tätig, fehlt der Pfiff) aufwacht, hat eine Murder Mystery zu lösen und die ganze Stadt gegen sich.
Dracula als liebender Familienvater, der Monster erschafft, um Türkenhorden aufzuhalten. Tragische Mittelalter-Horror-Fantasy zum Schmunzeln.
Gary Shore, USA 2014
Kinostart: 02.10.2014, DVD/BD-Start: 12.02.2015
Story: Einst wurde Vlad als Kindersoldat von den Türken misshandelt, 1462 fordern diese von dem tributpflichtigen Fürsten 1000 Knaben plus seinen Sohn. Um deren brutales Riesenheer aufzuhalten, schließt Vlad einen Pakt mit einem Höhlendämon, um Superkräfte zu erhalten. Diese haben grauenvolle Nebenwirkungen.
Von Jochen Plinganz
Das Zeitalter der Comic-Superhelden zieht auch am Dracula-Mythos nicht spurlos vorüber. Bram Stokers legendäre Figur wird unter der Produktionsfirma, die „The Dark Knight“ schuf, zur gravitätischen Graphic Novel, zum Prequel – quasi Dracula Begins. Das mittelalterliche Fantasy-Actiondrama mit B-Besetzung hat Werbeclipper/Debütant Gary Shore kontur- und handschriftslos routiniert-uneigenständig ausbedungen.
Invasion vom Mars: Versiert-effektvolle wie vordergründig-klischeelastige B-Horrorthriller(komödie) um Aliens auf Menschenfang.
Colin Minihan, CDN 2014
DVD/BD-Start: 02.04.2015
Story: Das Wochenende von Fotografin April und ihrem Freund Kyle in der elterlichen Waldhütte ist ruiniert, als sie ihn ausgerechnet bei seinem Heiratsantrag verlassen will. Dann stürzt auch noch ein UFO ab. Eine Jagd auf die beiden, Kyles Partyfreunde und die angrenzende Gemeinde von Sheriff Murphy beginnt.
Von Jochen Plinganz
Gegenüber ihren beiden paranormalen „Grave Encounters“ haben sich die Kanadier Colin Minihan und Stuart Ortiz, besser bekannt unter dem bescheuerten Künstlernamen „The Vicious Brothers“, nicht allzu sehr gesteigert. Immerhin trimmen sie ihr gut getrickstes B-Movie gekonnt auf den Effekt, entwickeln mit dramatischem Spannungs-Stil deutlich mehr Thrill und Horror als Komödie und ziehen alle Register, die das Genre hergibt.
Strikt auf Kassenhit gestylter Hacker-Thriller cum Psychodrama – trotz namhafter Besetzung nur effekthascherischer Schwachsinn.
Baran bo Odar, D 2014
Kinostart: 25.09.2014, DVD/BD-Start: 16.04.2015
Story: Computerfreak Benjamin ist ein einsamer Nobody. Bis er den großkotzigen Max trifft und mit dessen Kumpels Stephan und Paul eine Hacker-Gruppe gründet, die mit Spaßaktionen berüchtigt wird. Als sie den BND hacken, geraten sie in einen Mordfall und landen auf der Fahndungsliste von Ermittlerin Lindberg.
Von Jochen Plinganz
Nach dem von Baran bo Odar („Das letzte Schweigen“) mitverfassten und überinszenierten, aufgedonnerten Nachtglanzthriller nach der turbogestylten Designvorlage „gefährlich“ steht fest: Es gibt nur ein gutes deutsches Hackerdrama – Hans-Christian Schmids „23“. Der technisch aufwendige, handwerklich arg schludrige Pop-Reißer indes beleidigt fortwährend die Intelligenz, ist bei ausgeschaltetem Gehirn aber goutierbar.
Bewegende Doku über George Takei, der seinen „Star Trek“-Ruhm nutzt, um für Schwule und die Aufarbeitung der US-Geschichte einzutreten.
Jennifer M. Kroot, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Seine Kindheit im Zweiten Weltkrieg verbrachte der in Los Angeles geborene George Takei, Sohn japanischer Einwanderer, in einem US-Konzentrationslager. Später hielt der bühnenbegeisterte Jungmime seine Homosexualität geheim und wurde als Hikaru Sulu in der SF-Serie „Raumschiff Enterprise“ berühmt.
Von Jochen Plinganz
Nach anfänglichen „Star Trek“-Witzeleien wähnte ich mich zunächst in einer kirren Fandom-Huldigung an den Steuermann des legendären Raumschiffes und wollte bereits abschalten. Doch dann brachen die beiden großen Themen des inzwischen 77-jährige Kaliforniers, Akteur und Aktivist, durch: Sein Engagement für Bürgerrechte – die Gleichberechtigung Homosexueller sowie das Erinnern an rassistisches Unrecht.
Viel Show und wenig Substanz in einem pakistanischen Hochglanz-Actionthriller über den War on Terror.
aka To Strike, Bilal Lashari, PK 2013
ohne deutschen Start
Story: Als sich Indizien für einen großen Terroranschlag verdichten, wird der wegen dem Tod seiner Familie in den Ruhestand gegangene Geheimdienst-Major Rizvi reaktiviert, um seinen Erzfeind Ramal auszuschalten. Und die über die Kaschmir-Grenze eingesickerten Kämpfer, die auf das Herz des Staates abzielen.
Von Jochen Plinganz
Der als Meilenstein in der nicht gerade für ihre Filmkultur bekannten muslimischen Atommacht Pakistan gefeierte Kino-Hit ist eine Verherrlichung von Waffen, Geheimpolizei und Streitkräften („waar“ heißt auf Urdu „losschlagen“): Heroischer Patriotismus mit der Extraportion Pathos sind Ehrensache, wenn das auf modernen Blockbuster getrimmte Debüt von Bilal Lashari mal bei Hollywood, mal bei Bollywood abkupfert.
22 Tage Krieg: Zwei Reporter schildern schonungslos ehrlich, wie sie das menschliche Leid der Zivilbevölkerung in Gaza erlebten.
Abdallah Omeish, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Im November 2008, als die Welt gerade mit der Finanzkrise beschäftigt ist, erschüttern israelische Luftangriffe den Gazastreifen. Lediglich die beiden CNN-Reporter Ayman Mohyeldin und Sherine Tadros sind zufällig vor Ort und berichten trotz Nachrichtensperren von Bombardements auf Wohngebiete und UN-Gebäude.
Von Jochen Plinganz
Der Anlass könnte nicht aktueller sein: All die Zerstörung, die Abdallah Omeish, Co-Realisator der HBO-Mini-Serie „Augenzeugen“, in seiner Doku über die Erfahrungen der beiden damaligen CNN-Reporter zeigt, ist nur ein Vorgeschmack auf das, was sich dort momentan abspielt. Der US-Ägypter Ayman Mohyeldin und seine damals neue, britische Kollegin Sherine Tadros legen offen persönliches Zeugnis blanken Grauens ab.