Archiv der Kategorie: Film

The World’s End

Sauftour-Schwank, der nach witziger erster halber Stunde zur ermüdenden Kneipenschlägerei mit Alien-Invasion verkommt.

The World's End Cover

Edgar Wright, GB 2013
Kinostart: 12.09.2013
Story: 1990 scheiterte die Kneipentour von Anführer Gary und seiner vierköpfigen Gang kurz vor dem Ziel. Heute, mit Anfang 40, will der großmäulige Loser sein schönstes Erlebnis vollenden und überredet seine beruflich arrivierten Kumpanen trickreich zur Rückkehr ins Kaff ihrer Jugend. Wo ihnen humanoide Roboter an den Kragen wollen.
Von Thorsten Krüger

Das britische Comedy-Team Edgar Wright, Simon Pegg und Nick Frost vollendet seine Cornetto-Trilogie, die „Shaun of the Dead“ und „Hot-Fuzz“ umfasst. Wieder steht eine Kneipengeschichte mit Weltuntergang in Provinzengland an: in der ersten halben Stunde eine urkomische Satire auf Männlichkeit, Erfolg, Freiheit und Glück. Mit Wortgefechten zwischen einem spätpubertären Loser (Simon Pegg als aufgekratzter Gockel) und seinen längst erwachsenen Freunden, die er mit dreisten Lügen zur Sauftour überredet.

ganzer Artikel

Silvi

Das Coming-of-Age einer Berlinerin mit 47 sucht wahrhaftige Gefühle, bringt aber nur Ressentiments gegen Männer zustande.

Silvi Cover

Nico Sommer, D 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 01.09.2014
Story: Über 30 Jahre fruchtlose Ehe hat Silvi erduldet, jetzt hat sie ihr Mann einfach stehen lassen und die unerfahrene Ostberlinerin sucht Anschluss am Partnermarkt, will Leben und Liebe nachholen. Sie findet aber nur Rammler, Aussteiger mit Faible für Koks und S/M sowie den vermeintlichen Glücksgriff Thomas, der sich als größter Spinner entpuppt.
Von Sir Real

Berliner Schule, vor allem Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“), etwas Amos Kollek („Sue“): Sie standen Pate für den direkten Handkamerastil des 29-jährigen Nico Sommer („Stiller Frühling“), der mit Jump Cuts und Alltagsrealismus zwischen Doku und Fiktion agiert, Interviews einbaut und seiner Hauptfigur nie von der Seite weicht. Das tragikomisch gemeinte Portrait einer späten Emanzipation kommt Lina Wendel, die an diversen TV-Serien mitwirkte, emotional sehr nahe, auch wenn das proletarisch-geistlose Milieu einer prosaischen Welt jede Poesie vermissen lässt. Aber die drei Schlager von Gitte Hænning, so kitschig sie sein mögen, beschreiben treffend Silvis Gefühlszustände – das beste Stilmittel in einem sonst frugalen Film.

Dating-Irrsinn mit „Dinner für Spinner“-Programm

ganzer Artikel

White House Down

„Olympus Has Fallen“ als Buddy-Komödie mit Herz am rechten Fleck und, wegen teurer Effekte, satter Action fürs Familienpublikum.

White House Down Cover

Roland Emmerich, USA 2013
Kinostart: 05.09.2013
Story: Kriegsveteran John bewirbt sich gerade für den Secret Service, als einheimische Terroristen das Weiße Haus stürmen und Geiseln nehmen, darunter Johns kleine Tochter Emily. Sie haben es auf Präsident Sawyer abgesehen, der sich mit Johns Hilfe im Gebäude versteckt, bis ihn Verräter aus den eigenen Reihen ans Messer liefern.
Von Gnaghi

Der Plot ist der gleiche: „Die Hard“ im Weißen Haus mit Anleihen bei „Air Force One“. Statt so grimmig-brutal wie Antoine Fuquas xenophober Reißer zu marschieren, frönt Roland Emmerich beim Zerstören seiner Lieblingsimmobilie (siehe „Independence Day“) einer leidlich unterhaltsamen Mixtur aus Familienkitsch, Patriotismus und Pathos, bemüht Lincoln und uramerikanische Werte für ein manipulatives, edel glänzendes Starkino, das keinen Anhaltspunkt für seinen bösen Flop am US-Boxoffice liefert. Die Actionkomödie ist zumindest sympathischer als „Olympus Has Fallen“.

ganzer Artikel

Upside Down

Visuell betörende „Metropolis“-Dystopie, in der ein Liebespaar Schwerkraft und Grenzen aufhebt.

Upside Down Cover

Juan Solanas, CA/FR 2012
Kinostart: 22.08.2013
Story: Adam und Eden leben in gegensätzlichen Welten, die Kopf an Kopf grenzen. Als Jugendliche treffen sie sich heimlich auf schneeumtosten Berggipfeln, bis Scharfschützen der Polizei die Romanze brutal beenden. Jahre später trifft Adam sein Mädchen wieder. Doch die hat Amnesie, ist eine Büroetage und doch eine Welt von ihm entfernt.
Von Thorsten Krüger

Der Argentinier Juan Solanas bringt südamerikanischen magischen Realismus in eine kühlblau temperierte „Metropolis“-Dystopie, die man getrost als Ausbeutungs- und Apartheids-Metapher auf Industrienationen und Entwicklungsländer lesen kann: Romeo & Julia aus haarscharf aneinander grenzenden Planeten überwinden mit ihrer Liebe Schwerkraft und Verbote. Die visuell phantastische SciFi-Romanze in einer märchenhaften Dark City ist der wohl erste 3D-Film seit „Avatar“, bei dem raumtiefe Bilder wirklich Sinn machen und ein schwindelerregendes Erlebnis erzeugen, das einem buchstäblich den Kopf verdreht.

ganzer Artikel