Wild, Wild West: Gore Verbinski schwankt zwischen Western-Spektakel und Kritik am US-Genozid an den Indianern.
The Lone Ranger, Gore Verbinski, USA 2013
Kinostart: 08.08.2013 DVD/BD-Start: 05.12.2013
Story: Der kurzfristig zum Ranger ernannter Staatsanwalt John Reid liegt nach einem Hinterhalt schwer verletzt im Sterben und will, wiedererweckt durch den einsam-verrückten Komantschenkrieger Tonto, seinen Bruder rächen. Auf dem Gewissen hat ihn Psychopath Cavendish, der für einen Eisenbahn-Tycoon mordet.
Von Thorsten Krüger
Entgegen mancher Unkenrufe ist die sündteure Disney-Extravaganz des „Pirates of the Caribbean“-Teams Bruckheimer/Verbinski/Depp kein hirntoter 250-Millionen-Flop wie „John Carter“, sondern Deluxe-Entertainment, das seinen Anspruch hinter Buddykomik und Effektschlacht verbirgt. Die mythische Rächer-Fabel nach einer bei uns nahezu unbekannten Serien-Figur siedelt nicht immer stimmig zwischen Komödie und Tragödie.
Ein kleines melancholisches Kinowunder: tiefromantisches, zartbitteres Großstadt-Melodram um zwei Menschen in der Menge.
The Lunchbox, Ritesh Batra, IN/FR/D 2013
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Die von ihrem Gatten vernachlässigte Hausfrau Ila aus Mumbai schickt ihm per Dabbawalla-Kurier phänomenales Essen – das durch einen Fehler beim kurz vor der Rente stehenden Versicherungssachbearbeiter Saajan ankommt und eine Brieffreundschaft initiiert, die zwei einsame Seelen einander näher bringt.
Von Caroline Lin
Zunächst wirkt das Spielfilmdebüt des Inders Ritesh Batra mit dem glanzlosen Grau einer Arbeits-Doku über Bürotröten spärlich unterhaltsam. Aber dahinter steckt System: Aus dem eintönigen Alltagseinerlei, das einer lakonischen Komödie Vorschub leistet, erwächst die Sehnsucht nach dem Glück, das sich für so viele in der Millionenmetropole Mumbai nicht erfüllt.
Bio-Doku auf dem neuesten Stand des Schulwissens: Animationen und Kamerakranfahrten erklären das Ökosystem Regenwald.
Il était une forêt, Luc Jacquet, FR 2013
Kinostart: 02.01.2014, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Am liebsten sitzt Francis Hallé im Regenwald und zeichnet Bäume. Weil der Lebensraum immer rascher abgeholzt wird, nimmt der Botaniker eine Kahlschlagödnis zum Anlass, um dem 700 Jahre andauernden Wachstumsprozess von Pionieren über den Sekundärwald zum originalen Primärwald zu folgen.
Von Max Renn
Mit „Die Reise der Pinguine“ begeisterte der französische Zoologe Luc Jacquet 1,5 Millionen Kinogänger – Rekord für eine Tierdoku – und heimste 2006 den Oscar ein. Sein märchenhafter Naturkinderfilm „Der Fuchs und das Mädchen“ lief hingegen deutlich unter Wert. Ob seine dritte Doku an den Erstlingserfolg anknüpfen kann, steht bei der leicht kuriosen Mischung aus Animation, Didaktik und Schwärmerei durchaus in Frage.
Die tragikomische Folk-Ballade der Coen-Brüder suhlt sich in stilvoller Depressivität und vollendeter Misanthropie.
Joel Coen, Ethan Coen, USA/FR 2013
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 10.04.2014
Story: Eine Woche im bitterkalten New Yorker Winter 1961. Vergeblich müht sich der junge Folkmusiker Llewyn Davis, nach dem Selbstmords seines Partners schwer depressiv, um Erfolg. Auf einer Reise nach Chicago ruiniert systematisch jede Möglichkeit dafür, weil er sein Talent nicht zu verkaufen weiß.
Von Thorsten Krüger
Schön, dass die Coens einmal keine blutige Moritat („True Grit“) oder Gangstergroteske („No Country For Old Men“) in die Welt setzen. Schade, dass sie sich trotz ungewöhnlichem Thema – die New Yorker Folkmusikszene 1961 kurz vor Bob Dylan – vornehmlich müde selbst zitieren. Wieder ein Pechvogel-Porträt, wieder eine sardonische Antipathie-eske über Misanthropen, wieder eine absurde Odyssee zu verqueren Sonderlingen.
Hinter der Kitschfassade: im schillernd-intimen Porträt einer Lustliebe liefern sich Matt Damon und Michael Douglas Szenen einer Ehe.
Behind the Candelabra, Steven Soderbergh, USA 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 05.03.2014
Story: Mit zwanzig sieht der bisexuelle Tierpfleger Scott eine Show des Star-Entertainers Liberace, der ihn sogleich begehrt. Als heimlicher Lover des eine Generation älteren Exzentrikers zieht der Landjunge in seinen Palast in Las Vegas, wo der den Lustknaben nach seiner Façon formt, bis er ihm überdrüssig wird.
Von Sir Real
Steven Soderberghs Abschiedsgeschenk an das Kino fand keinen Studiofinanzier, weshalb das Biopic um Sex, Lügen und Prunksucht erst mit Geldern des TV-Senders HBO entstand. Richard Lagravanese („Freedom Writers“) adaptierte Scott Thorsons Buch über seine zehn gemeinsamen Jahre mit der Glitzershow-Legende Liberace, der 1987 an Aids starb: Als Liebes- Ehe- und Scheidungsdrama über Schönheitswahn und Exzentrik.
Virtuos choreographierte, schräge Anarcho-Komödie mit Sinn für dadaistischen Humor im Geiste Boje/Bucks und Helge Schneiders.
Leander Haußmann, Sven Regener, D 2013
DVD/BD-Start: bereits erschienen
Story: Ein Hai hat dem Bademeister am idyllischen Müggelsee den Arm abgerissen. Woraufhin der Bürgermeister des verschlafenen Friedrichshagen am östlich Stadtrand Berlins mit Wahlkampf- und Marketing-Experten den lukrativen Hai-Alarm auslöst. Haijäger Snake soll dem Untier nachstellen, hat aber Frauenärger.
Von Thorsten Krüger
In der hohen Kunst des Humors übt sich das Kreativ-Duo Leander Haußmann und Sven Regener („Herr Lehmann“), wenn sie „Der weiße Hai“ als virtuose Anarcho-Komödie mit Sinn für Dadaismus und Anleihen bei Detlev Buck, Aki Kaurismäki, Herbert Achternbusch plus vor allem Helge Schneider neu auflegen. Selbst geschriebene, schrullige A-Capella-Songs begleiten die Provinz-Ballade im Alternativ-Low-Budget-Look.
Belustigend und rührend: Nostalgisch-melancholische Jugendromanze aus Hayao Miyazakis Animationsschmiede.
Kokuriko-zaka kara, aka From Up on Poppy Hill, Goro Miyazaki, J 2011
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 30.04.2014
Story: Vor ihrem Herrenhaus auf dem Hügel über dem Yokohamer Hafenviertel hisst die 17-jährige Umi jeden Morgen Signalflaggen für ihren im Koreakrieg gestorbenen Seemannsvater. Als sie sich in Mitschüler Shun verliebt, der ein Clubhaus renoviert, droht ein Familiengeheimnis die Romanze zu ruinieren.
Von Caroline Lin
Vom Vater geschrieben, vom Sohn inszeniert: Altmeister Miyazaki adaptierte eine Mädchen-Manga-Reihe aus den 80ern, sein Sohn Goro setzte auf altmodische Art einen nostalgisch-sittsamen Boy-meets-Girl-Heimatfilm um, der 2011 zum größten heimischen Kinoerfolg avancierte. So konservativ-konventionell der Junior auch in Japans Vergangenheit taucht, so sanft sentimental und unbedingt berührend ergründet er ein Familiengeheimnis.
Aufruhr im Altersheim: Ergreifende Tragikomödie mit Dieter Hallervorden als Olympia-Rentner mit Comeback-Träumen.
Kilian Riedhof, D 2013
Kinostart: 10.10.2013, DVD/BD-Start: 26.03.2014
Story: Läufer-Legende Paul zieht wegen seiner gebrechlichen Frau ins Altersheim. Bevor er sich dort totbastelt, will es der über 70 Jahre alte Olympiasieger noch einmal wissen und trainiert für den nächsten Berlin Marathon. Als seine Frau verstirbt, verbieten ihm Heimleitung und Tochter das Ansinnen rigoros.
Von Gnaghi
Klamaukkönig, Kabarettist, Charakterdarsteller: Dieter Hallervorden, schon früh auch als fähiger Mime aufgefallen („Das Millionenspiel“), gibt im vorgerückten Alter ein phänomenales Kino-Comeback als Jungbrunnen, der ein Altenstift aufmischt. Mit weißem Vollbart, Körperfülle und ausdrucksstarkem Gesicht trägt er den heiter-nachdenklichen Film von TV-Regisseur Kilian Riedhof („Homevideo“) auch dann emotional, wenn der Story zwischenzeitlich die Puste ausgeht.
Joseph Gordon-Levitt, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 17.03.2014
Das Regiedebüt des Karriereschauspielers Joseph Gordon-Levitt („Inception“) ist „Shame“ als Hochglanz-Farce, deren Satire auf ordinäre Macho-Attitüden und sexuelle Fehlentwicklungen nicht ganz trennscharf von ihrer Werbeclip-Verherrlichung bleibt und die zudem eine irritierend konservative Moraldidaktik aufweist. Fabelhaft gibt Gordon-Levitt den schmierigen Aufreißer im Muscle-Shirt, der als Porno-Junkie Sex statt Beziehungen sucht und selbst bei Vollblutweib Scarlett Johansson findet, dass das echte Leben nicht an seine Masturbations-Highlights heranreicht.
Daniel Krauss, D/AU 2013
Kinostart: 31.10.2013, DVD/BD-Start: 28.03.2014
Grell überzogene Verwechslungskomödie, mit der TV-Darsteller und Regisseur Daniel Krauss („Wo es weh tut“) wahllos Schrotschüsse gegen die Verlogenheiten der Fernsehbranche, des Pornogeschäfts und der Heimatfilmidyllen abfeuert. Mag das Drehbuch noch als derbe Fäkalienhumorvariante von Helmut Dietl und Gerhard Polt durchgehen, vergeigt die inkompetente Inszenierung das Schmäh-Chaos zur unerbittlich unlustigen Comedy-Satire, die dermaßen (farb)übersteuert die Trashkultur parodiert, dass sie sich davon nicht mehr unterscheidet.
Nihilistische Gesellschafts-Parabel mit surrealen Zügen über Zwillinge, die während des Weltkriegs Menschlichkeit und Moral verlieren.
A nagy füzet, János Szász, D/HU 2013
Kinostart: 17.10.2013, DVD/BD-Start: 09.05.2014
Story: Im Herbst 1944 soll ihre bis dato ihnen unbekannte Großmutter zwei 13-jährige, namenlose Zwillinge auf ihrer grenznahen, ärmlichen Hütte verstecken. Die hartherzige Patrone schimpft sie Hundesöhne und lässt sie schwer arbeiten. Von ihr und dem ganzen Dorf geprügelt, härten beide zu grausamen Jungs aus.
Von Thorsten Krüger
Eine Kindheit im Krieg, einschließlich der Erziehung zu Gewalt und Grausamkeit erzählt der Gewinner von Karlovy Vary und Ungarns Oscarbeitrag 2014. Den 1986 erschienenen, preisgekrönten Roman von Agota Kristof hat János Szász („Opium: Tagebuch einer Verrückten“) zu einer Arthaus-Geschichte von Amoral und Nihilismus geformt. Mit einem Hauch Béla Tarr.
Brad Furman, USA 2013
Kinostart: 17.10.2013, DVD/BD-Start: 03.03.2014
„Wall Street“ als attraktiv besetzte Casino-Variante um (Online)Glücksspiel auf Costa Rica: Wie in „Paranoia“ – nicht so gelackt, aber ähnlich hohl – steht wieder ein sexy Staraufgebot bereit, der Faszination des mondänen Milliardärmilieus zu verfallen. Was an einem Princeton-Studenten (Justin Timberlake) gerissen sein soll, der von einem charismatischen Poker-Paten (Ben Affleck) zum naiven Bauernopfer im amoralischen Ponzi-Spiel erkoren wird, kann Brad Furman („Der Mandant“) zu keinem Zeitpunkt glaubwürdig erklären.
Die lebensweise Brit-Comedy trifft mit Zeitzauberei, zarter Romantik, frechen Pointen und glänzendem Charme direkt ins Herz.
About Time, Richard Curtis, GB 2013
Kinostart: 17.10.2013
Story: Mit 21 Jahren erfährt Tim von seinem Vater ein Familiengeheimnis: Alle Männer können durch simple Konzentration in ihre Vergangenheit zurückreisen. Begeistert korrigiert der unscheinbare Bravling Entscheidungen so lange, bis er mit Mauerblümchen Mary seine Traumfrau erobert. Die Methode hat gleichwohl Grenzen.
Von Caroline Lin
„Die Frau des Zeitreisenden“ begegnet „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“, für den Richard Curtis ebenso das Script schrieb wie für „Notting Hill“. Nach zwei seichten Regiearbeiten landet er mit dieser wunderbar anrührenden Zeitreise-Komödie einen Volltreffer und knüpft direkt an seine respektlos frechen und unschlagbar witzig-charmanten Drehbuchtage an.
Der Teufel tanzt weiter: Fede Alvarez’ ultrabrutalem Sam-Raimi-Remake mangelt es nicht an Perfektionismus, aber an Charme.
Fede Alvarez, USA 2013
Kinostart: 16.05.2013, DVD/BD-Start: 02.10.2013
Story: Die drogenabhängige Mia, ihr Bruder David und drei College-Freunde verbringen ein Wochenende in der elterlichen Waldhütte fernab der Zivilisation, um Mia beim Entzug zu unterstützen. Statt dessen ergreifen versehentlich herbeigerufene Dämonen Besitz von ihnen und können nur mittels eines Beschwörungsbuchs vernichtet werden.
Von Thorsten Krüger
Allen Horror-Updates der letzten Dekade ist weitgehend eins gemein: Sie professionalisierten und perfektionierten die Low-Budget-Vorbilder, wodurch deren Charme des Unfertigen, ihre von technischen und finanziellen Unzulänglichkeiten forcierte Kreativität und die unverwechselbare Atmosphäre in eine geglättete Design-Leistungsschau der Thrill- und Terror-Elemente für ein Mainstreampublikum transformiert wurden. Subversion verwandelte sich in Konsumierbarkeit, anarchischer Independent-Spirit wurde von routinierter Studio-Kalkulation geschluckt.
Heike Fink, D 2012
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 07.11.2014
Nun ade, du mein lieb Heimatland: Erst 1949 durfte jeder das vom Krieg zerstörte, weder Zukunft noch Hoffnung bietende Deutschland verlassen. So auch jene 238 junge Frauen, die auf eine Annonce in der Lübecker Zeitung hin als Arbeitskräfte nach Island auswanderten. Sechs von ihnen kramen für Heike Finks eher schlichte Dokumentation in ihren Erinnerungen und erzählen in abwechselnd ineinander geschnittenen Interviews ihre Lebensgeschichte, ergänzt durch kontemplative Landschaftsimpressionen zu isländischem Gesang.
Intelligente Wale als Belustigung: Die Schattenseiten unnatürlicher Käfighaltung mit tödlichen Folgen für Mensch und Tier.
Gabriela Cowperthwaite, USA 2013
Kinostart: 07.11.2013, DVD/BD-Start: 20.02.2014
Story: Obwohl der berüchtigte Orca Tilikum bereits den Tod dreier Tiertrainer verschuldet hat, wird die Gefährlichkeit des tonnenschweren Killerwals heruntergespielt. Der Zuchtbulle ist zu wertvoll, als dass man ihn einschläfern will. Ein Rückblick auf das traurige Dasein in Gefangenschaft erklärt sein Aggressivität.
Von Sir Real
Eine weitere Facette das beschämenden, inhumanen Umgang des Menschen mit der Schöpfung zeigt der bewegende Blick hinter die heile Werbefassade von SeaWorld, die eine ganze Reihe zum Teil tödlicher Unfälle mit einem aggressiven Killerwalbullen vertuschen. Der Tod der erfahrenen Tiertrainerin Dawn Brancheau im Jahr 2010 stellt sich nur als die Spitze des Eisbergs heraus.
Hochtrabendes Jugenddrama nach Juli Zeh, das vorgibt intellektuell zu sein, aber nur eine hanebüchene Pseudo-Show abspult.
Gregor Schnitzler, D 2013
Kinostart: 10.10.2013, DVD/BD-Start: 11.04.2014
Story: Die 15-jährige Ada ist hochbegabt, hat zwei Klassen übersprungen, wird böse gemobbt und fliegt auf den weltgewandten Neuzugang Alev. Gerne kollaboriert sie mit ihrem Schwarm, der mit einem perfiden Spiel seine krude Theorie beweisen will und Lehrer Smutek erpresst, den er beim Sex mit Ada filmt.
Von Gnaghi
Die zweite Verfilmung eines Bestsellers von Juli Zeh ist zwar nicht so aseptisch wie „Schilf“, scheitert dafür dramatisch an ihrem eigenen, hochtrabenden Anspruch, intellektuelles Kino zu schaffen: Gregor Schnitzler, der mit „Die Wolke“ ein bedrohlicher Schüleralptraum über den atomaren GAU gelang, kokettiert mit Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“ und Nietzsches Übermensch, erzeugt aber nur leere Worthülsen statt geistiges Niveau in einem Thrillerdrama mit niedrigem IQ.
Lost in Space: Atemberaubend realistischer Überlebenskampf im Orbit, von Alfonso Cuarón als phänomenaler 3D-Thriller entfesselt.
Alfonso Cuarón, USA/UK 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 21.02.2014
Story: Weil die Russen einen ihrer Satelliten abgeschossen haben, rast eine Trümmerwolke um die Erde und zerfetzt das Shuttle, an dem Veteran Kowalski und Novizin Dr. Stone im Außeneinsatz arbeiten. Ohne Funkkontakt zu Houston schleudern beide durchs All und versuchen sich auf andere Raumstationen zu retten.
Von Thorsten Krüger
Seit Kubricks „2001“ hat keine Hard-SF mehr so viel Wert auf Physik, Faktentreue und Realitätsnähe gelegt, wie der quasi heute spielende Rücksturz ins All, in dem Sandra Bullock und George Clooney in vollständiger Schwerelosigkeit einen aussichtslosen Kampf gegen Zeit und Tod ausfechten. Ein packendes Himmelsspektakel sondergleichen, das die Optionen der digitalen Tricktechnik raffiniert nutzt, um sein Kino zu entfesseln und Konventionen weit hinter sich zu lassen.
Story: Zum Aktenwälzen strafversetzter Mordkommissar, den aus gutem Grund keiner leiden kann, klärt mit einem kompetenten Araber erst gegen den Widerstand der Vorgesetzten, abschließend auf eigene Faust einen Cold Case um einen vermeintlichen Selbstmord auf, dessen einziger Zeuge ein geistig Behinderter ist.
Von Thorsten Krüger
Die Verwertungsmaschine düsterer Skandinavien-Thriller läuft nunmehr auf Hochtouren, tut sich aber äußerst schwer damit, für die „Millenium“-Trilogie einen würdigen Nachfolger zu finden. „Erbarmen“, der erste Part der fünfteiligen Krimireihe um den Ermittler Carl Mørck von Dänemarks Bestseller-Export Jussi Adler-Olsen, ist es schon mal nicht.
Will Smith spinnt Scientology-Stuss und befreit seinen Sohn von der Angst auf einer postapokalyptischen Wildlife-Erde.
M. Night Shyamalan, USA 2013
Kinostart: 06.06.2013, DVD/BD-Start: 17.10.2013
Story: Tausend Jahre in der Zukunft ist die Erde ein verlassener Quarantäne-Planet, auf dem das Raumschiff des legendären General Raige abstürzt. Schwer verletzt schickt er seinen 13-jährigen Sohn Kitai durch den Urwald und seine tödlichen Lebensformen, um ein Notsignal zu senden. Dort lauert ein Alptraum-Monster.
Von Jochen Plinganz
Scientology-Werbefilm von Wilhelm Schmidt & Sohn, die sich, nach „The Pursuit of Happyness“ wieder vereint, an einem Vater-Sohn-Drama auf der postapokalyptischen Erde versuchen. Als 130 Millionen Moppen teures Actionspektakel. In unbedingter Treue zu John Travolta, der mit „Battlefield Earth“ Sektentrash verzapfte, folgt diese Farce seinen Spuren:
Nahtlos anknüpfendes Spukhaus-Sequel, dem James Wan in einfallslos-konventioneller Tour jede Unheimlichkeit austreibt.
James Wan, USA 2013
Kinostart: 17.10.2013, DVD/BD-Start: 20.02.2014
Story: Nachdem Elise gestorben und Sohn Dalton aus seinem Koma erwacht ist, hat sich eine bösartige Entität in Vater Joshs Körper versteckt, womit die Familie Lambert weiterhin dem übernatürlichen Terror ausgesetzt ist. Mit Medium Carl will Renai das Geheimnis um Joshs Verbindung in die Geisterwelt lüften.
Von Thorsten Krüger
Wieso sind Geisterfilme nur immer so geistlos? Dabei hat ausgerechnet James Wan mit „The Conjuring“erst den jahresbesten Horror, nun einen der schwächsten der Saison abgeliefert. Die originellen Eingebungen und die durch eine fabelhafte Kamera unterstützte, Angst-Atmosphäre des sagenhaft preisgünstigen Überraschungshits von 2011 kann Wan trotz haargenau demselben Team vor und hinter der Linse nicht wiederholen.
Story: Nur mit Alkohol hält sich der abgekämpfte Headhunter Clemens Trunschka im Arbeitstrott eines großen deutschen Autokonzerns, für dessen Chefetage er höchst inoffiziell einen begehrten Manager des Texanischen Energieriesen Houston Petrol abwerben soll. Vor Ort in Houston verzweifelt Trunschka an seiner Aufgabe.
Von Max Renn
Eine Reise in die Seelennacht: atmosphärisch ausgereifte Charakterstudie, in der ein wie immer erstklassiger Ulrich Tukur (zuverlässig auch in „Exit Marrakech“) als Familienvater und Einzelkämpfer in einen kafkaesken, antidramatischen Taumel gerät. Die Ausmessung des Unbehagens an einem, der sich selbst, anderen und seinem Job bis zur Verzweiflung entfremdet bleibt, bewegt sich zwischen „Paris, Texas“ und „Lost in Translation“.
Zeuge des Klimawandels: Mit Überzeugungskraft und Anschaulichkeit dokumentiert James Balog das globale Gletscherschmelzen.
Jeff Orlowski, USA 2012
Kinostart: 07.11.2013, DVD/BD-Start: 27.02.2014
Story: Lange stand der National-Geographic-Fotograf James Balog dem Klimawandel skeptisch gegenüber. Bis er das Extreme Ice Survey Projekt gründete und bei Expeditionen in die Arktis Dutzende Kameras installierte, um über mehrere Jahre hinweg das Schmelzen der riesigen Gletscher im Zeitraffer festzuhalten.
Von Sir Real
„An Inconvenient Truth“ ist ein junger Klassiker – vor allem wegen seiner Bedeutung für die Klimadebatte. Dem Hetzgedröhne der Klimaleugnerlobby stellt Debütant Jeff Orlowski seine darauf aufbauende, unaufdringlich eindringlichen Doku über den Fotografen James Balog und sein EIS-Projekt entgegen und widerlegt die Zweifler mit zum Nachdenken herausfordernden Bildern. Denn die sagen tatsächlich mehr als tausend Worte.
Story: Sommer in Südfrankreich: ein abgelegener Badesee hat sich zum Cruising Spot für Männer entwickelt und auch der junge Franck sucht hier Anschluss. Mit dem an Sex desinteressierten Einzelgänger Henri freundet er sich an, im Athleten Michel findet er einen Lover. Den er zuvor bei einem Mord beobachtete.
Von Thorsten Krüger
Leidenschaft und Tod sind die Pole, zwischen denen sich Alain Guiraudies („Der Ausreißer“) zeigefreudiger wie unterschwelliger Kunst-Thriller bewegt. In lyrischem Minimalismus entwirft er den abgeschiedenen Kosmos eines idyllisches Cruising-Mekkas, ertastet mit trockenem Humor und trotz hellem Sonnenlicht faszinierender Undurchdringlichkeit emotionale Abgründe von Begehren bis Mord.