Archiv der Kategorie: Preview

Marrowbone

Der Mix aus Goth-Chiller und Geschwisterdrama des „Waisenhaus“-Autoren offenbart die Schwierigkeit psychologisch stimmiger Enthüllungen

Marrowbone Cover

aka Das Geheimnis von Marrowbone, Sergio G. Sánchez, E 2017
DVD/BD-Start: 26.10.2018
Story: 1969 flüchtet Rose mit ihren vier Kindern vor einem brutalen Ehemann in das einsame Marrowbone-Anwesen. Als sie verstirbt, gelobt ihr ältester Sohn Jack, sich und die Geschwister zu verstecken, bis er 21 ist. Jedoch sind sie nicht allein in dem baufälligen Landhaus, beäugt von einem gierigen Anwalt.
Von Thorsten Krüger

Für J.A. Bayona, der inzwischen nach Hollywood migriert ist („Jurassic World 2“), schrieb Sergio G. Sánchez 2007 den Horrorhit „Das Waisenhaus“ und 2012 die Tsunami-Tragödie „The Impossible“, wofür Bayona nun als Produzent Sánchez‘ Regiedebüt „Marrowbone“ ermöglicht. Der kombiniert übernatürliche Bedrohungen eines Spukhauses mit einem psychologisch austarierten Geschwisterdrama mit zufriedenstellend (tragischer) Wende.

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Our House

Our House Cover

Anthony Scott Burns, CDN/D/USA 2018
ohne deutschen Start

Elektromagnetismus löst wieder einmal paranormale Phänomene aus in „Our House“, einem patenten, aber recht unspektakulären und reichlich konventionellen Familienhorror um Spukerscheinungen, deren Grundlage die Garagenexperimente des jungen Tüftlers Ethan bilden (Thomas Mann, der aus „Ich und Earl und das Mädchen“ nur seinen treuen Hundeblick importiert hat): eine Apparatur zur kabellosen Stromversorgung, die bloß Blackouts produziert. Als zeitgleich Ethans Eltern bei einem Unfall sterben, schließt er mit seiner Obsession ab, um als Alleinerziehender den bockigen, vorpubertären Bruder und seine anhängliche kleine Schwester durchzubringen – bis diese behauptet, den Geist ihrer Mutter zu sehen.

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Mission: Impossible – Fallout

Tom Cruise im sechsten Agenteneinsatz: Stunts und Action stimmen, aber der doppelte Boden wird zum überraschungslosen Dauermanöver

Mission: Impossible – Fallout Cover

Christopher McQuarrie, USA 2018
Kinostart: 02.08.2018
Story: Bei ihrem Plan, globales Chaos zu verursachen, hat eine Terrorgruppe namens „Apostel“ mit einem IMF-Insider konspiriert und genug Plutonium für drei Atombomben gemopst. Ethan Hunts erster Versuch, das waffenfähige Material zu sichern, scheitert. Der nächste reaktiviert Erzfeind Solomon Lane.
Von David McAllan

Nach „Rogue Nation“, dem fünften Teil der Unterhaltungsreihe, führt Christopher McQuarrie („Jack Reacher“) Regie auch bei Nummer sechs, „Mission: Impossible – Fallout“, dem man den Vorsatz ansieht, neben Agentenaction-Franchises wie Bond und Bourne bestehen zu müssen. In höchst professioneller Spannungsmaschinerie und allzu gut geöltem Plot sind die Trademarks der Serie zur spektakulären Aneinanderreihung verdammt.

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Searching

Lange Zeit ausnehmend fesselnder Desktop-Thriller, der seine enormen Qualitäten mit zwei hollywoodesken Twists selbst einschränkt

Searching Cover

Aneesh Chaganty, USA 2018
Kinostart: 30.08.2018
Story: Die beinahe 16-jährige Collegestudentin Margot, Tochter des seit dem Krebstod seiner Frau alleinerziehenden David, ist über Nacht verschwunden. Nur ein heimlicher Camping-Ausflug? David forscht in ihren Social-Media-Konten nach und schaltet die Polizei ein. Ermittlerin Vick übernimmt den Fall.
Von Thorsten Krüger

Der für Modernismen stets offene Timur Bekmambetow („Wächter der Nacht“, „Hardcore“) produzierte den Indie-Thriller „Searching“, der in Sundance dieses Jahr mit dem Zuschauer- und Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde. Er verbindet die Perspektive von Computer-Desktops mit einer geradezu sensationell einfühlsamen Inszenierung, die sich nach und nach zum nervenzehrenden Thriller auswächst – mit zwei Twists zu viel.

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Leichen unter brennender Sonne

Kunstvolle, vor allem aber überaus anstrengende Verbeugung vor italienischen Action- und Westernreißern vergangener Genrejahrzehnte

Leichen unter brennender Sonne Cover

Laissez bronzer les cadavres aka Let The Corpses Tan, Hélène Cattet & Bruno Forzani, F/B 2017
DVD/BD-Start: 12.07.2018
Story: In einer Burgruine an der korsischen Küste lebt Malerin Luce mit zwei Lovern unter brütender Sommersonne. Als ein Gangstertrio mit 250 Kilo erbeutetem Gold, kurz darauf zwei Motorradpolizisten und drei vorgebliche Touristen eintreffen, jagen sie sich mit reichlich Waffengewalt gegenseitig die Beute ab.
Von Gnaghi

Mit „Amer“ wurde das belgische Regie-Duo Hélène Cattet & Bruno Forzani 2009 über Nacht berühmt, aber erst mit „Der Tod weint rote Tränen“ vollendeten sie 2013 ihre Hommage an den Giallo mit einem barocken kleinen Meisterwerk. Für ihr drittes gemeinsames Projekt „Leichen unter brennender Sonne“ stehen weitere Genrefilme des Italo-Kinos der 60er und 70er auf den Programm, diesmal jedoch Actionreißer und Western.

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Sicario 2

Im schmutzigen Krieg gegen Mexikos Kartelle kopiert der Mittelteil der Trilogie Stil und Aussage des Vorgängers größtenteils gelungen

Sicario 2 Cover

Stefano Sollima, I/USA 2018
Kinostart: 19.07.2018
Story: Nach einem islamistischen Sprengstoffanschlag beauftragt der US-Verteidigungsminister Agent Graver, heimlich einen Krieg zwischen jenen Kartellen anzuzetteln, die die Attentäter ins Land geschmuggelt haben. Graver entführt die Tochter des Kartellchefs, doch die Rückführung nach Mexiko geht schief.
Von Max Renn

Der im Vorfeld hochgehandelte Nachfolger zum Kartellthriller „Sicario“ von Denis Villeneuve („Blade Runner 2049“) und Autor Taylor Sheridan („Wind River“) ist vorwiegend handwerklich gehobenes Spannungskino, mit dem der Italiener Stefano Sollima (TV-Serie „Gomorrha“) die Strukturen der organisierten Kriminalität offenlegt und, wie im ersten Part, die Verlogenheit sowie das imperialistisches Gehabe der US-Regierung.

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Sauerkrautkoma

Sauerkrautkoma Cover

Ed Herzog, D 2018
Kinostart: 09.08.2018

„Sauerkrautkoma“, die nach „Grießnockerlaffäre“ fünfte Kinoausgabe von Rita Falks Eberhofer-Krimis, demonstriert gelassen bis selbstverliebt, wie die Provinz-Krimikomödie inzwischen zur Kultmarke ausgebaut wurde: Ein unverändertes Ensemble vor und hinter der Linse steht für Kontinuität, aber auch die Weigerung, auch nur minimal von der Erfolgsformel abzuweichen. Die Bayernfolklore zieht sich immer mehr ins Private zurück – Verbrechen und Ermittlung sind Marginalien.

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Hereditary

Erb-Last: ungewöhnlich und atmosphärisch beängstigend aufgespannte Familienstudie, die sich zur blanken Horrorheimsuchung steigert

Hereditary Cover

aka Hereditary – Das Vermächtnis, Ari Aster, USA 2018
Kinostart: 14.06.2018
Story: Als die Matriarchin der Familie stirbt, beginnt Tochter Annie Unheimliches in ihrem Haus am Waldrand zu sehen. Ihr Mann Steve, Teensohn Peter und die kleine Charlie sind ebenfalls betroffen und geraten in den Bann eines furchterregenden Vermächtnisses, das zu einem weiteren schweren Schicksalsschlag führt.
Von Thorsten Krüger

Ari Asters Debüt „Hereditary“ wird seit seiner Entdeckung beim Sundance Festival von der Kritik gefeiert und ist, weil er eine eigentlich bekannte Geschichte auf sehr eigene, betont langsame und sperrige Art erzählt, idealer Nährboden für eine zunehmend unheimliche Atmosphäre, die sich in nacktem Grauen entläd. Trotz enttäuschendem Ende der bisher beste Horrorfilm des Jahres (in dem es freilich nur wenig Wettbewerb gibt).

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The Hurricane Heist

The Hurricane Heist Cover

Rob Cohen, USA 2018
ohne deutschen Start

„The Hurricane Heist“ verspricht mit der Verbindung Raubüberfall und Wirbelsturm, die Tagline wirbt mit „600 mio. $ stolen at 600 mph“, eine Tricktechnik-Orgie um Geldraub-Thrill auf Emmerichschen Katastrophenfilmterrain. Rob Cohens 35-Millionen-Mini-Blockbuster verdoppelt damit fürwahr keineswegs den Spaß-, sondern bestenfalls den Nonsense-Faktor (gleiche Rechnung wie bei „Jurassic World: Fallen Kingdom“ – Dinos plus Vulkanausbruch).

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Tully

Tully Cover

Jason Reitman, USA 2018
Kinostart: 31.05.2018

„Tully“, die nach „Juno“ und „Young Adult“ nunmehr dritte Kollaboration von Oscarpreisträgerin Diablo Cody und Ivans Sohn Jason Reitman, nimmt sich wieder eine feminine Krise vor, diesmal lebensnäher und ernsthafter als die überbordend skurrilen Vorgänger. In der kleinen Ode an die Maternität (und Kindermädchen) laviert Charlize Theron (schon in „Young Adult“<//span> dabei) beachtlich ungeschminkt und mit Mut zum unvorteilhaften Äußeren wie Inneren haarscharf am Rande des Nervenzusammenbruchs.

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Solo: A Star Wars Story

Han schießt nicht zuerst: reichlich braves, doch stimmungsvolles Actionabenteuer aus den Randbezirken einer weit entfernten Galaxis

Solo: A Star Wars Story Cover

Ron Howard, USA 2018
Kinostart: 24.05.2018
Story: Seit Han Solo die schöne Qi’ra in einem Höllenloch zurücklassen musste, hat er sich geschworen, seine Geliebte eines Tages zu retten. Nachdem er vom Militärdienst des Imperiums desertiert ist, schließt er sich Becketts Räuberbande an, die Coaxium für ein Syndikat stehlen will – wo er Qi’ra wiedertrifft.
Von Max Renn

Die Nebenreihe der „Star Wars“-Saga sollte den Regisseuren eigentlich mehr Freiraum bei der Gestaltung ermöglichen. Nach ausführlichen Reshoots bei „Rogue One“ und dem Rauswurf des Regie-Duos Phil Lord und Christopher Miller („The Lego Movie“), ersetzt durch den Routinier Ron Howard („Apollo 13“), sind die Spin-Offs so stromlinienförmig wie nur möglich geworden, in diesem Falle aber auch unterhaltsam und sehenswert.

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The Bachelors

Tragikomische Trauerbewältigung, bei der ein Vater-Sohn-Gespann durch die Liebe zu zwei Frauen zurück ins Leben findet

The Bachelors Cover

Kurt Voelker, USA 2017
ohne deutschen Start
Story: Ein Jahr nach dem frühen Krebstod seiner geliebten Frau zieht Mathelehrer Mason mit seinem Sohn Wes um und beginnt einen Job an einer Privatschule. Der trauernde Witwer lernt die liebenswerte Französischlehrerin Carine kennen, Teenager Mason freundet sich mit der bildschönen Lacy an.
Von Gnaghi

Vier gut aufgelegte Darsteller, zuvorderst J.K. Simmons („La La Land“), ex aequo „Before Sunrise“-Muse Julie Delpy, Odeya Rush („Hüter der Erinnerung“) und Josh Wiggins („Hellion“), verleihen der Tragikomödie „The Bachelor“ genügend Charme und Gefühl, um auf den Spuren von David O. Russells „Silver Linings“ mit allmählichen Annäherungen an die Liebe ihre Trauer um einen verlorenen Menschen zu bewältigen.

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The Insult

Nominiert für den Auslandsoscar: intensiv-aufwühlendes Gerichtsdrama, das schonungslos Wunden und Konflikte des Nahen Ostens offenlegt

The Insult Cover

L’insulte, Ziad Doueiri, F/CY/B/RL/USA 2017
Kinostart: 25.10.2018
Story: Beirut: Der als palästinensischer Flüchtling nur geduldete Vorarbeiter Yasser und der libanesische Automechaniker Tony geraten wegen einer Nichtigkeit aneinander und beleidigen sich. Der aufgebrachte Tony fordert eine Entschuldigung. Als die nicht kommt, zieht er vor Gericht – mit extremen Folgen für alle.
Von Jochen Plinganz

Zwei Beleidigte, keine Entschuldigung, und schon dreht sich eine Eskalationsspirale, die rasch vor Gericht kommt und anhand zweier stolzer, männlicher Egos in tiefere Schichten religiöser, politischer und sozialer Konflikte vordringt. „The Insult“ vom mit am Drehbuch beteiligten Ziad Doueiri („The Attack“), zeigt Schuld, Traumata und das Ringen um Gerechtigkeit aus einer kaum bekannten Perspektive auf das Pulverfass Nahost.

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Vom Ende einer Geschichte

Reife, anspruchsvolle und exzellent gespielte Literatur-Adaption über Liebe, Verdrängung, Verantwortung und biografische Illusionen

Vom Ende einer Geschichte Cover

The Sense of an Ending, Ritesh Batra, GB 2017
Kinostart: 14.06.2018
Story: Auf verschlungenem Wege erbt der pensionierte, geschiedene Tony das Tagebuch seines lange verstorbenen Cambridge-Studienfreunds Adrian. Tonys ereignisarmes Leben gerät aus den Fugen, als er Neues erfährt hinsichtlich seiner Schuld am Suizid Adrians, der ihm seine Freundin Veronica ausspannte.
Von Thorsten Krüger

Nach seinem zartbitteren, melodramatischen Welterfolg „Lunchbox“ ließ sich der Inder Ritesh Batra viel Zeit, um nun gleich zwei englischsprachige Dramen nachzulegen, „Unsere Seelen bei Nacht“ und „Vom Ende einer Geschichte“, wobei Letzterer der deutlich Interessantere ist. Die Adaption von Julian Barnes‘ preisgekröntem Roman ist ein slow burner wie Batras Erstling, mit zeitgenössischen Anleihen bei Joe Wrights „Abbitte“.

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Letztendlich sind wir dem Universum egal

Die übernatürliche Romanze nach David Levithans Jugendbuch bietet viel Teenie-Gefühle und (ein wenig) philosophischen Tiefgang

Letztendlich sind wir dem Universum egal Cover

Every Day, Michael Sucsy, USA 2018
Kinostart: 31.05.2018
Story: A wacht täglich in einem anderen, etwa gleichalten Körper in der Umgebung auf. Als er für 24 Stunden in Justin wohnt, dem stumpfsinnigen Freund der unsicheren Highschool-Schönheit Rhiannon, verliebt sich der 17-Jährige erstmals. Doch wie soll er sie überzeugen und kann ihre Liebe bestehen?
Von Caroline Lin

„Für immer Liebe“-Regisseur Michael Sucsy greift in der Kategorie doomed teen romance auf den preisgekrönten YA-Bestseller von David Levithan zurück, „Letztendlich sind wir dem Universum egal“. Das high concept um die Liebe, die viele Gesichter hat, trifft genau ins Herz, bedient gleichwohl oft Zielgruppen-Bedürfnisse und berieselt einen gekonnt, vergisst darüber aber, manch interessante Themen entscheidend zu vertiefen.

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No Way Out

Nach einer wahren Tragödie nimmt dieses starbesetzte (Action-)Drama um Arizonas Waldfeuerwehr emotional stark für sich ein

No Way Out Cover

aka No Way Out: Gegen die Flammen, Only the Brave, Joseph Kosinski, USA 2017
Kinostart: 03.05.2018
Story: Der altgediente Feuerwehrmann Eric zittert in Arizona um seine berufliche Zukunft und die seines Teams, das sich schließlich für ein ersehntes Zertifikat qualifiziert. Als Eliteeinheit „Granite Mountain Hotshots“ rücken sie nun mit Nachwuchskraft „Donut“ unter Lebensgefahr an vorderster Front zu Waldbränden aus.
Von David McAllan

Amerikas Helden: Nachdem Soldaten immer mal Zivilisten töten und die Polizei gern Farbige, bleibt die Feuerwehr als Lebensretter die einzig unbefleckte Berufsgruppe mit Heldenstatus. „No Way Out“, basierend auf einer Tragödie von 2013, bei der so viele Firefighters starben wie seit dem 11. September nicht mehr, spart sich jedoch Pathos und Glorifizierung zugunsten eines klasse gespielten Dramas um ein eingeschworenes Team.

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Euphoria

Von Alicia Vikander und Eva Green ergreifend gespieltes Euro-Schwesterndrama um Aussöhnung, Abschied, Krankheit und Freitod

Euphoria Cover

Lisa Langseth, S/D 2017
Kinostart: 24.05.2018
Story: Nach langer Zeit trifft die New Yorker Künstlerin Ines ihre Schwester Emilie wieder, um mit ihr eine Ferienwoche in Mitteleuropa zu verbringen. Emilie führt sie in ein idyllisches Spa im Wald, wo die unheilbar an Krebs Erkrankte zum Ines‘ Entsetzen selbstbestimmt aus dem Leben scheiden möchte.
Von Thorsten Krüger

„Euphoria“, die nach „Die innere Schönheit des Universums“ und „Hotell“ bereits dritte Kooperation zwischen der schwedischen Oscargewinnerin Alicia Vikander (aktuell in „Tomb Raider“) und ihrer Landsfrau Lisa Langseth, kann sich sehen lassen: Reifes Euro-Arthaus-Kino, das Menschen und Themen ernst nimmt, Konflikte, Werte- und Moralfragen erwachsen behandelt und auf die berührenden Leistungen zweier Aktricen vertraut.

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Memoirs of a Murderer

Das japanische Remake eines Korea-Thrillers bietet ungemütliche True-Crime-Spannung um einen Serienmörder als Medienphänomen

Memoirs of a Murderer Cover

22-nenme no kokuhaku: Watashi ga satsujinhan desu, aka Confession of Murder, Yû Irie, J 2017
ohne deutschen Start
Story: 22 Jahre, nachdem seine sadistische Mordserie ganz Japan erschütterte und seine Taten verjährt sind, outet sich Masato als berüchtigter Tokyo Strangler und stellt seine Memoiren vor. Die geraten zum Bestseller – ein Affront für die Hinterbliebenen und Cop Wataru, der den Killer seit langer Zeit erfolglos jagt.
Von Sir Real

Auch Asien kann Remakes (vgl. die vielen Epigonen von „Ringu“). Die Neufassung des südkoreanischen Thrillers „Confession of Murder“ (2012) geriet in Japan gar zum Kassenschlager. Sie übertrifft das Original zumindest an Atmosphäre und Ernsthaftigkeit. Yû Irie („8000 Miles“) startet in „Memoirs of a Murderer“ mit einer fesselnden Ausgangssituation, kann ihr jedoch nur halbwegs emotionale Abgründe und Spannung abtrotzen.

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Steel Rain

Atom-Alptraum Korea: Kalter-Kriegs-Thriller um Leiden und Freundschaft eines Brudervolkes im Angesicht der nuklearen Vernichtung

Steel Rain Cover

Gangcheolbi, Yang Woo-seok, ROK 2017
ohne deutschen Start
Story: Als der nordkoreanische Geheimagent Chul-woo Eom in der Sonderwirtschaftszone Kaesong ein Ziel liquidieren soll, richten zwei US-Raketen ein Massaker an. Mit dem schwer verletzten Führer persönlich flieht Eom nach Süden, wo er mit Staatssekretär Chul-woo Kwak einen Atomkrieg abzuwenden versucht.
Von Caroline Lin

Unserem aktuellen Mini-Cold-War-Revival mit eher mageren Ergebnissen wie „Atomic Blonde“ und „Red Sparrow“ setzt der südkoreanische Drehbuchautor/Regisseur Yang Woo-seok („The Attorney“) den packenden, beklemmenden wie bewegenden Action-Blockbuster „Steel Rain“ entgegen, der nicht nur alle Register eines Hochspannungswerks souverän beherrscht, sondern auch die menschliche Dimension des geteilten Volkes.

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Tomb Raider

Zeitgemäß sexismusfreies Abenteuer-Reboot, das mit Alicia Vikander als menschlich bewegender Nachwuchs-Indiana-Jones punktet

Tomb Raider Cover

Roar Uthaug, GB/US 2018
Kinostart: 15.03.2018
Story: Seit vor sieben Jahren ihr geliebter Vater Richard bei der Suche nach der Grabinsel der Zauberin Himiko in japanischen Gewässern spurlos verschwand, weigert sich die junge Lara Croft das Alleinerbe des Firmenimperiums anzutreten. Doch dann entdeckt sie seine Videobotschaft – und bricht nach Fernost auf.
Von Thorsten Krüger

2001 bediente Angelina Jolie in „Lara Croft: Tomb Raider“ als berühmte Videogame-Ikone in einem seelenlosen Kommerzkalkül der künstlerisch untersten Schublade als feuchter Ballerspiel-Traum noch sämtliche männliche Fantasien. Diese wurden, feministisch auf der Höhe der Hollywood-Zeit, ersatzlos gestrichen, denn erfreulicherweise steht im Reboot das Menschliche im Mittelpunkt, was das Bestechende an „Tomb Raider“ ist.

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Early Man

Early Man Cover

aka Early Man – Steinzeit bereit, Nick Park, US/GB/F 2018
Kinostart: 26.04.2018

Football’s coming home: „Early Man“, die neueste Animationskomödie aus dem britischen Hause Aardman, geht getrost als (verkappter) Fußballfilm durch, im deutschen Kino kurz vor Beginn der WM in Russland positioniert. Im David-gegen-Goliath-Duell eines sympathischen Steinzeitstammes gegen die arrogante Bronzezivilisation in der Fußballarena muss der junge Höhlenmensch Dug nebst Wildschwein Hognob mit Hilfe des Kicker-Mädels Goona das Tal zurückgewinnen, aus dem ihn Herrscher Lord Nooth vertrieben hat.

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Roman J. Israel, Esq.

Roman J. Israel, Esq. Cover

Dan Gilroy, USA 2017
Kinostart: 19.04.2018

In „Nightcrawler“ gab Hollywood-Drehbuchautor Dan Gilroy 2014 seinen gefeierten Regie-Einstand. Doch wer erneut auf eine brillante Irrfahrt durch die Nacht hofft, muss bilanzieren, dass „Roman J. Israel, Esq.“ so sperrig ist wie sein Titel. Mindestens. Sowohl der pulsierende Thrill des Vorgängers als auch der moralische Drahtseilakt bleiben aus, Gilroy vermag nicht einmal aus seinem verkracht-verkorksten Charakter richtig Funken schlagen.

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The Death of Stalin

Politfarce, in der satirisch-komisch wie düster-beklemmend die Diadochenkämpfe um Stalins Nachfolge in der UdSSR entbrennen

The Death of Stalin Cover

Armando Iannucci, F/GB/B 2017
Kinostart: 29.03.2018
Story: Moskau 1953. Als Sowjet-Diktator Josef Stalin nach einem Herzinfarkt reglos in seinem Amtszimmer liegt, ruft seine kriecherische Kamarilla keinen Arzt, sondern bringt sich intrigant für die Nachfolge des Terrorherrschers in Stellung. Malenkow, Geheimdienstchef Beria und Chruschtschow opponieren.
Von Thorsten Krüger

Wenn Armando Iannucci, der Erschaffer von „The Thick of It“ und „Veep“, wieder hinter die Vorhänge der Macht des Politbetriebs schaut und einmal mehr für beißende Dialoge sorgt, hat er keine Bad-Taste-Turbulenz wie Seth Rogens Nordkorea-Comedy „The Interview“ im Sinne, sondern eine kuriose Politfarce vor grausamen historischem Hintergrund. In „The Death of Stalin“ bleibt einem das Lachen deshalb oft im Hals stecken.

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Cold Skin

Existenzialistische, anspruchsvolle Abenteuer-Horror-Parabel auf den (unnötigen) Kampf des Menschen gegen die Natur (und damit sich selbst)

Cold Skin Cover

Xavier Gens, E/F 2017
DVD/BD-Start: 04.10.2018
Story: 1914 gelangt ein junger Wetteroffizier zum Dienst auf eine einsame Felseninsel am südlichen Polarkreis. Sein Vorgänger Gruner ist wahnsinnig geworden – jede Nacht kämpft er gegen amphibische Wesen, die gegen den verbarrikadierten Leuchtturm anrennen. Und das nächste Schiff kommt erst in einem Jahr.
Von Sir Real

Xavier Gens, 2007 durch „Frontière(s)“ Mitinitiator der gallischen Gore-Welle und seitdem mittelmäßiger Genrefabrikant (zuletzt: „The Crucifixion“), versucht sich mit dem existenzialistischen Abenteuerhorror „Cold Skin“, womit er den 2002 erschienenen Roman „La pell freda“ (dt.: „Im Rausch der Stille“) des Katalanen Albert Sánchez Piñol adaptiert. Ein wohltuend anspruchsvolles Unterfangen, das aber nur optisch glänzt.

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Winchester

Winchester Cover

aka Winchester: Das Haus der Verdammten, The Spierig Brothers AUS/US 2018
Kinostart: 15.03.2018

Hey, endlich wieder eine „wahre“ Geschichte (bitte jetzt lachen)! Die australischen Spierig-Zwillinge nehmen sich mit einer Top-Besetzung die Legende von Kaliforniens bekanntestem Spukhaus vor, dem Winchester-Haus in San José, bestätigen damit aber nicht die gute Form, die sie mit dem Zeitreise-Thriller „Predestination“ zeigten, sondern nur die Genremittelmäßigkeit ihres „Daybreakers“ sowie dem jüngst im Oktober angelaufenen „Jigsaw“.

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