Archiv der Kategorie: Preview

Blau ist eine warme Farbe

Der Gewinner der Goldenen Palme. (aus Jugendschutzgründen gelöschter Text)

Blau ist eine warme Farbe Cover

La vie d’Adèle, Abdellatif Kechiche, FR/BE/SP 2013
Kinostart: 19.12.2013, DVD/BD-Start: 30.04.2014
Story: (gelöscht)
Von Thorsten Krüger

Da Google den Inhalt dieser Seite als pornografisch wertet, mussten die Kritik und der Trailer aus Jugendschutzgründen gelöscht werden.

Dallas Buyers Club

Starbesetztes Method-Acting-Drama, das respektabel, aber unsympathisch-publikumsfern vom Kampf gegen Aids handelt.

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Jean-Marc Vallée, USA 2013
Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 14.07.2014
Story: Als den texanischen Cowboy Ron Woodruff 1985 die Hiobsbotschaft erreicht, binnen Monatsfrist an Aids zu sterben, ändert er seinen exzessiven Lebenswandel und findet in Mexiko in den USA nicht zugelassene Medikamente, die er mit einer Dragqueen im großen Stil über die Grenze schmuggelt.
Von Sir Real

In hartem, semi-dokumentarischem Tonfall und schmutzigen Bildern greift der Kanadier Jean-Marc Vallée („C.R.A.Z.Y.“) lose die wahre Geschichte von Ron Woodruff auf, um sie zu einem extrem unsentimentalen, mit trockenen Humor gewürzten Schauspieler-Drama zu verwandeln, das nie um die Publikumsgunst, sondern ausschließlich um Oscarnominierungen buhlt und Pharmaindustrie wie US-Behörden scharf kritisiert.

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I Used to be Darker

Folksongs und Trennungsblues: kleine, aber feine Independent-Ballade, die musikalisch einfühlsam Distanz überwindet.

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Matthew Porterfield, USA 2013
Kinostart: 09.01.2014, DVD/BD-Start: 13.02.2015
Story: Nordirin Taryn ist von daheim ausgerissen und ungewollt schwanger. Sie nistet sich ausgerechnet bei Tante Kim und Onkel Bill in Baltimore ein, die sich gerade trennen und von den Problemen der just volljährigen Nichte nichts ahnen. Und Tochter Abby kommt dem Gefühlschaos auch nicht gerade bei.
Von Thorsten Krüger

Das Leben ist ein langer ruhiger Fluss: Was andernorts in eine saftige Soap Opera über dysfunktionale Familien ausgeartet wäre, bleibt bei Matthew Porterfield („Putty Hill“) durch seinen fast vollständigen Verzicht auf narrative Konventionen, Plotpoints und Dramatisierungen eine kleine Indie-Studie über ein Every-Day-Life im Gefühlschaos. Unforciertes Kino der Distanz, die bald teilnahmsvoll schrumpft.

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Das radikal Böse

Mord als Fließbandarbeit: Brillanter, schauderhafter Essay über die psychosozialen Grundlagen des Völkermords.

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Stefan Ruzowitzky, D/AU 2013
Kinostart: 16.01.2014
Story: Während Hitlers Russlandfeldzugs gingen Sondereinsatzkommandos im Rücken der Front von Dorf zu Dorf, um auf den Killing Fields Osteuropas systematisch Juden zu erschießen. Junge Soldaten nahmen freiwillig an den Massenmorden an Zivilisten teil, die übrigen Anwohner beobachteten die Verbrechen.
Von Jochen Plinganz

Stefan Ruzowitzky, der sich seinen Auslandsoscar für „Die Fälscher“ redlich verdiente, schließt in einem Doku-Essay qualitativ direkt daran an. Sachlich und fundiert untersucht er die geistig-gesellschaftlichen Elemente, deren Zusammenwirken den Holocaust im Zweiten Weltkrieg ermöglichte. Eine so wissenschaftliche wie persönlich-nahe Studie mit schauerlicher Erkenntnis: Das radikal Böse steckt in uns allen.

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Philomena

Tragikomisch und unendlich nahegehend arbeitet Stephen Fears mit Judi Dench die Verbrechen der katholischen Kirche in Irland auf.

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Stephen Frears, GB/FR/USA 2013
Kinostart: 27.02.2014, DVD/BD-Start: 03.09.2014
Story: 50 Jahre, nachdem man der verstoßenen Schwangeren in einem katholischen Schwesternheim den 3-jährigen unehelichen Sohn in die USA verkauft hatte, erzählt Philomena Lee ihr tragisches Schicksal ihrer Tochter. Diese bittet TV-Journalist Martin Sixsmith, mit ihrer Mutter nach dem verlorenen Sohn zu suchen.
Von Sir Real

Die unbarmherzigen Schwestern: Wie Peter Mullan greift auch Stephen Frears, fast wieder auf der Höhe von „Dirty Pretty Things“, die Schandtaten unchristlicher Menschenquäler im Namen des Herrn auf, nur mit pointenreicher Komik, die doch nie die Tragik verhüllt. Wie in „The Queen“ fordert eine Schauspielgröße, diesmal Judi Dench („Skyfall“) im Duett mit dem faszinierenden Steve Coogan, zum Lachen und Weinen heraus.

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Meine Schwestern

Atemberaubend gefühlvolles Abschiedsdrama über das letzte gemeinsame Wochenende dreier Schwestern.

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Lars Kraume, D/FR 2013
Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 02.07.2014
Story: Die von Geburt an unter einem schweren Herzfehler leidende Linda hat eine weitere Operation nicht überlebt. Von der Totenbahre blickt die 30-Jährige auf die vergangenen Tage zurück, als sie vorahnungsvoll ihre beiden Schwestern zu einer spontanen Reise überredete, um sie noch einmal zu sehen.
Von Thorsten Krüger

Der im Kino verblüffend wandlungsfähige „Tatort“-Regisseur Lars Kraume („Die kommenden Tage“) revolutioniert die Disziplin des teutonischen Krankheits- und Sterbedramas. Bar der ungemütlichen Härte eines „Halt auf freier Strecke“ und damit besser, als es der stets so überbewertete Andreas Dresen je sein könnte, fasst Kraume die existentielle Schwermut mit der Leichtigkeit und Klarheit der Nouvelle Vague an.

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Saving Mr. Banks

Gediegene Komödie um das erst witzige Ringen um einen Disney-Klassiker mit anschließend rührseliger Kindheitsbewältigung.

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John Lee Hancock, USA/GB/AUS 2013
Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 17.07.2014
Story: 20 Jahre lang wollte die Londoner Kinderbuchautorin P.L. Travers nichts von Walt Disneys Musicalversion ihrer „Mary Poppins“ wissen. In finanziellen Nöten erwägt sie nun den Rechteverkauf, treibt Disney und seine Mitarbeiter bei den Filmplanungen in Kalifornien aber mit tyrannischer Sturheit in die Verzweiflung.
Von Caroline Lin

Marc Forsters Märchen-Hymne „Wenn Träume fliegen lernen“ (um die Entstehungsgeschichte von Peter Pan) nicht unähnlich, betreibt John Lee Hancock („Blind Side“) das Gezerre um die Adaption des Buchklassikers „Mary Poppins“ als erst zänkisch-liebenswerte Culture-Clash-Komödie, um sodann in ernsthafter, „einfühlsamer“ Kinderheitstraumabewältigung sich der psychologisch-biografischen Deutung zu widmen.

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Illusion

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Roland Reber, D 2013
Kinostart: 23.01.2014, DVD/BD-Start: 14.08.2014

Low-Budget-Indie-Versuchsanordnung von Roland Reber und seinem vor und hinter der Kamera seit „24/7 – The Passion of Life“ eingefleischten WTP Team, die in ihrem vierten Werk von quälend-abstrakter Künstlichkeit laientheaterhaft der menschlichen Belanglosigkeit den Spiegel vorhalten. Nur findet das auf HD Video gedrehte Ensemble-Kammerspiel um acht langweilige Charaktere außer sexuellen Fantasien nichts Aufregendes, sondern nur Halbgares, das nicht zu fesseln mag.

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Oldboy

Spike Lees Remake kürzt das surreal Groteske und arbeitet den ultrabrutalen Thriller aus der südkoreanischen Rachestory heraus.

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Spike Lee, USA 2013
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 10.04.2014
Story: Der versoffene Werbefachmann Joe erwacht eines Morgens in einem Beton-Zimmer, das für 20 Jahre grundlos sein Gefängnis wird, während man ihm den Sexualmord an seiner Frau anhängt. Als ihm schließlich die Flucht gelingt, will er Rache an dem Unbekannten nehmen, der ihn so lange einkerkerte.
Von Max Renn

Zehn Jahre, nachdem Park Chan-wooks in Cannes prämierte Kult-Groteske Asiafans um sich scharte, wagt der längst kommerziell orientierte Ex-Politfilmer Spike Lee („Malcom X“) das US-Remake. Da mir das Original nie wirklich gefiel, bin ich der Neuadaption wohl aufgeschlossener als eingefleischte Park-Verehrer: Der wüste Rache-Thriller um grausame Einzelhaft und Doppel-Inzest ist dramaturgisch viel schlüssiger.

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Genug gesagt

Starbesetzte Liebes- und Charakterdramödie, die humorvoll und bittersüß Beziehungen und Übergangsphasen Erwachsener beobachtet.

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Enough Said, Nicole Holofcener, USA 2013
Kinostart: 19.12.2013, DVD/BD-Start: 18.04.2014
Story: Masseuse Eva ist geschieden und sieht mit Sorge ihre einzige Tochter zur Uni fortziehen. Sie lernt Albert kennen, der in der gleichen Lage steckt und verliebt sich. Als sich Evas Neukundin Marianne als Alberts Ex entpuppt und permanent über ihn lästert, hält Eva die Beziehung geheim, bis die Lüge auffliegt.
Von Thorsten Krüger

Die New Yorker Regisseurin Nicole Holofcener („Friends with Money“) hat mit der Finanzhilfe von Fox Searchlight die exakte Schnittmenge aus Hollywood-Liebeskomödie und Indie-Charakterdrama gebildet: Eine mit versierten Mimen besetzte Anleitung, wie man sich eine neue Beziehung erfolgreich ruiniert und zugleich die durch den Wegzug der flügge gewordenen Kinder aufklaffende Midlife-Einsamkeit bewältigt.

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Staudamm

Sensibel, still, stark: Arthaus-Studie, die sich erst nüchtern einem Schulamoklauf nähert, um dann seelische Wunden ergreifend zu heilen.

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Thomas Sieben, D 2013
Kinostart: 30.01.2014
Story: Mittzwanziger Roman jobbt von seiner Münchner Wohnung aus für einen Staatsanwalt, dem er Abschlussberichte auf Audio einliest. Die fehlenden Akten eines Schulmassakers im Allgäu muss er vor Ort abholen und fährt in die bayerischen Berge, wo er durch die Überlebende Laura mit der Tat konfrontiert wird.
Von Thorsten Krüger

Von wegen Amok auf der Alm: Ganz ohne Betroffenheitsgehabe, erregter Dramatisierung, Therapiegeseire und simpler Erklärungsmodelle entstand eine sehenswerte Auseinandersetzung, fast eine Meditation über ein seit Erfurt und Winnenden berüchtigtes Reizthema. Durch die Augen eines Fremden entdeckt das Low-Budget-Drama das Grauen, um es in einer heilsamen, verblüffenden Romanze zu überwinden.

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Der Lieferheld

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Delivery Man, Ken Scott, USA 2013
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 05.06.2014

Kaum ein Jahr ist die kanadische Komödie „Starbuck“ alt, da ist der US-Klon schon geboren. Der Crowdpleaser, u.a. Opener des Filmfest München 2012, war eine haarsträubender Feel-Good-Spaß, der eine gefühlsechte Familienode dichtete über einen liebenswerten Loser, der als Samenspender einst Hunderte Kinder zeugte, von denen ein Großteil jetzt ihren bislang anonym gebliebenen Vater kennenlernen will. Nun hat ausgerechnet der Regisseur selbst, Ken Scott, seinen französischsprachigen Erfolg in die Sprache des gemeinen GI übersetzt.

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Alois Nebel

Tschechische Arthaus-Animation, die sich als kunstvoller Film Noir unzureichend mit den Verbrechen der Vergangenheit beschäftigt.

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Tomás Lunák, CZ/D 2011
Kinostart: 12.12.2013, DVD/BD-Start: 28.11.2014
Story: Als Kind wurde Alois Nebel Zeuge der Vertreibung der Sudetendeutschen. Bis 1989 die Mauer fällt, ist er ein menschenscheuer Fahrdienstleiter eines kleinen Bahnhofs im Altvatergebirge, heimgesucht von den Geistern der Vergangenheit. Als er einen Flüchtling versteckt, stellt er sich seinen Dämonen.
Von Thorsten Krüger

Ästhetisch ist Tomás Lunáks Adaption der dreiteiligen Graphic Novel von Jaromír Svejdík ein Genuss, aber als adäquate Aufarbeitung der völkerrechtswidrigen Vertreibung der Sudetendeutschen direkt nach dem Zweiten Weltkrieg nur unzureichend. Die Wucht der nie gesühnten Verbrechen, in denen Unrecht mit Unrecht vergolten wurde, verschwindet in einem nebulös-banalen Plot, der nicht unter die Haut gehen will.

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Die Tribute von Panem – Catching Fire

Die zweite Runde der Mörderspiele und der Beginn der Rebellion: zutiefst humanistische, emotional aufwühlende Dystopie.

Die Tribute von Panem – Catching Fire Cover

The Hunger Games: Catching Fire, Francis Lawrence, USA 2013
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 27.03.2014
Story: Nach ihrem Sieg bei den Hungerspielen zwingt Präsident Snow Katniss und Peeta durch die Distrikte zu touren, wo er Unruhen brutal niederschlagen lässt. Da Katniss Symbolfigur des Aufstands wird, ruft Kapitol-Stratege Plutarch Jubiläumsspiele aus, in denen die alle früheren Gewinner antreten müssen.
Von Gnaghi

Hinkte der erste Teil dem genial-gefühlvollen Buch noch deutlich hinterher, schließt der neu hinzugezogene Regisseur Francis Lawrence („I Am Legend“) zu Suzanne Collins’ fast ebenso starken Nachfolger auf. Anders als dumpfer Teen-Schmonz wie die „Twilight“-Reihe ist die „Hunger Games“-Trilogie eine reife, düster-erwachsene Auseinandersetzung mit der Unmenschlichkeit faschistischer Militärdiktaturen.

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Buddy

Der neue Bully: eine durchwachsene Buddy-Fantasy-Komödie mit plumper Romantik und gelungenem Wortwitz.

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Michael Bully Herbig, D 2013
Kinostart: 25.12.2013, DVD/BD-Start: 30.05.2014
Story: Getränkefirmenerbe Eddie verprasst seine Millionen für Partys, Betthasen und Boliden, während Firma und privates Glück auf dem Spiel stehen. Da taucht sein für andere unsichtbarer Schutzengel Buddy auf: Die Nervensäge will Eddies Leben ändern und ihn mit einer hübschen Altenpflegerin verkuppeln.
Von Thorsten Krüger

Es ist schon kurios: Die Pro7-Sitcom „Bully macht Buddy“ ist um Längen lustiger als der Kinoauftritt, den diese dreist-geniale Kampagne bewirbt. Beide bedienen sich weidlich amerikanischer Vorbilder, die Serie bei „How I Met Your Mother“ & Co., der Film kopiert die ihrerseits US-Mustern folgenden Romcoms der Marke Schweiger/Schweighöfer (eine Mischung aus diesen ist Hauptdarsteller Alexander Fehling, „Goethe!“).

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Die Eiskönigin – Völlig unverfroren

Klassisches Familienmusical? Moderner CGI-Kinderspaß? Erwachsenenmelodram? Diese Disney-Animation will alles sein und ist doch zu wenig.

Die Eiskönigin Cover

Frozen, Chris Buck, Jennifer Lee, USA 2013
Kinostart: 28.11.2013, DVD/BD-Start: 03.04.2014
Story: Als am Tag ihrer Krönung Elsas mühsam verborgene Zauberkräfte ausbrechen und ihr Reich Arendelle in eine ewige Eiswüste verwandeln, flieht sie in die Berge. Ihre Schwester Anna will sie mit Naturbursche Kristoff, Elch Sven und Schneemann Olaf finden, muss sich Ungetümen und Intrigen am Hofe erwehren.
Von Sir Real

Olaf ist die Rettung. Der naive Schneemann, der kein Wässerchen trüben kann, entfacht als lustiger Simpel mit Grundoptimismus ein wahres Gute-Laune-Feuerwerk. Der charmesprühende Auftritt des schrägen Kerlchens (deutsch von Hape Kerkeling gesprochen), der vom Sommer träumt, bläst den Staub aus einer im schlechtesten Sinne Old-School-Erzählung. Auch wenn der Sidekick eigentlich viel zu spät kommt.

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The Counselor

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Ridley Scott, USA/GB 2013
Kinostart: 28.11.2013

Mit großer, teilweise irre gut aufspielender Starriege verfilmt Ridley Scott („Prometheus“) den Pulitzer-Preisträger Cormac McCarthy („The Road“) zu einem hochtrabend-eleganten Anti-Thriller am Rio Grande, wo Menschenleben nichts wert sind. Ein namenloser Anwalt, genannt Counselor, steigt durch einen hirnweichen Hallodri ins Drogengeschäft ein, weil der Romantiker seiner Verlobten einen sündteuren Diamant schenken will. Der lapidare Zufall lässt den Deal scheitern und damit ist das Todesurteil für ein ganzes Ensemble Luxus-Gauner gefällt, denn das erbarmungslose Kartell schickt seine Bluthunde los.

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12 Years a Slave

Kompromisslos brutale Anklage gegen die Sklaverei, die zu sehr auf die Oscars zielt, um nachhaltig zu berühren.

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Steve McQueen, USA/GB 2013
Kinostart: 16.01.2014, DVD/BD-Start: 16.05.2014
Story: Der Schwarze Solomon Northup lebt als angesehener Bürger mit Frau und Kindern im Staat New York, als ihn trickreiche Menschenhändler entführen, in Ketten legen und mit anderen Leidensgenossen als Sklave nach New Orleans verschiffen. Dort warten auf ihn 12 Jahre unaussprechlicher Qualen.
Von Thorsten Krüger

Schonungslos demonstriert Steve McQueen („Shame“) mit unerbittlichem Historiensozialrealismus der gehobenen Art, was es bedeutet, ein Sklave zu sein und durch körperliche und seelische Folter entmenschlicht zu werden. Eine unsentimental naturalistische Anklage, eindringlich und authentisch gespielt. Ehrfurcht-Pflicht für Kritiker, eingebaute Oscar-Garantie, mutige US-Vergangenheitsbewältigung, Fall abgeschlossen?

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How I Live Now

Atombombe unterbricht Liebesglück: Lovestory und dystopisches Drama um ein von Kriegswirren getrenntes junges Paar.

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Kevin Macdonald, GB 2013
DVD/BD-Start: 27.05.2014
Story:Als die 16-jährige Amerikanerin Daisy ihre Verwandten auf dem englischen Land besucht, verguckt sie sich in ihren Cousin Eddie. Ein wunderbarer Sommer beginnt, doch ein nuklearer Anschlag in London und die darauf folgenden Kriegswirren trennen das frisch verliebte Paar, das sich wiederfinden muss.
Von Sir Real

Kevin Macdonald („Der letzte König von Schottland“, „Sturz ins Leere“) ist zurück in seiner Heimat und widmet sich nach zwei Dokus einer sehr eigenen, nicht immer funktionierenden Mischung aus Sommer-Romanze, Kriegswirren-Drama und Raunen übernatürlicher Ahnungen. Auch die wie immer brillante Saoirse Ronan („Hanna“) hilft nur bedingt einer unrunden Geschichte, die durchaus traumhaft-magische Momente beschwört.

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Concussion

Die Queer-Version von „Belle de Jour“ ist eine ungeniert-erwachsene Sundance-Perle über feminine Identitäts- und Glückssuche.

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Stacie Passon, USA 2013
Kinostart: 05.12.2013
Story: Eine Platzwunde am Kopf, verursacht von ihrem kleinen Sohn, ist Anlass für die lesbische Hausfrau und zweifache Mutter Abby, aus ihrer Vorstadtehe mit der frigiden Kate auszubrechen. Sie beginnt ein Doppelleben als Call Girl für Frauen und entdeckt Sinnlichkeit und Sinn jenseits ihres trivialen Alltags.
Von Thorsten Krüger

Für ihr spielerisch-leichtes und doch sensibel-tiefsinniges Indie-Drama um ein bizarres Doppelleben gewann Stacie Passon völlig zurecht den Teddy Award. Doppelbödig, mit boshaftem Dialogwitz und handfesten, jedoch nie expliziten Bettabenteuern, zeichnet die Entdeckung vom Sundance-Festival mit einer faszinierend-nuancierten Leistung von Robin Weigert („Deadwood“) die Sinnsuche in einer Midlife-Crisis nach.

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Nebraska

Tristesse Americana: Die leicht tragikomische Familien-Loser-Story zeigt ein überaltertes, rezessionsgeplagtes Winterland.

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Alexander Payne, USA 2013
Kinostart: 16.01.2014, DVD/BD-Start: 30.05.2014
Story: Da der alterswirre Suffkopf Woody eine Werbebroschüre für einen Millionengewinn hält, chauffiert ihn sein Sohn David nach Nebraska, um das Preisgeld einzufordern. Unterwegs gelangen sie in Woodys ehemalige Provinzheimat, wo verarmte Geldgeier ein Stück vom vermeintlichen Neureichtum abhaben wollen.
Von Thorsten Krüger

Nachdem sich der Mumblecore mittlerweile totgenuschelt hat, scheint der letzte Schrei im amerikanischen Indie- und Autorenkino die Wiederentdeckung des Schwarzweiß zu sein. Wie auch „Frances Ha“, „Computer Chess“ oder „Escape From Tomorrow“ legt sich Alexander Payne ein Arthaus-Wintergrau an, das dem fast monochromen, auch sonst nicht unähnlichen „Inside Llewyn Davis“ gut stand.

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Venus im Pelz

Ironisch-vielschichtig zettelt Roman Polanski ein Duell der Geschlechter an, das doch nur biedere Altherrenphantasie bietet.

Venus im Pelz Cover

La Vénus à la fourrure, Roman Polanski, FR/PO 2013
Kinostart: 21.11.2013
Story: Ein langer und erfolgloser Castingtag für das eigens adaptierte Theaterstück „Venus im Pelz“ geht für den angehenden Regisseur Thomas enttäuschend zu Ende. Als die vulgäre Vanda auftaucht und vor leeren Rängen überzeugt, ist Thomas hingerissen. Rasch entwickelt sich daraus ein wahrer Geschlechterkampf.
Von Max Renn

Mit der Adaption von David Ives’ Broadway-Zwei-Personen-Hit kann Roman Polanski an seine vorangegangenen Großtaten „Der Ghostwriter“ und „Der Gott des Gemetzels“ qualitativ nicht anknüpfen. Letzterer Theaterverfilmung gleich, bietet das amüsante Komödien-Duell zwischen den nach „Schmetterling und Taucherglocke“ wieder gemeinsam agierenden Mathieu Amalic und Emmanuelle Seigner hintersinniges Vergnügen.

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Imagine

Das zarte Euro-Blinden-Drama schärft die Sinne und fördert die Vorstellungskraft, mäandert dafür mühsam episodisch.

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Andrzej Jakimowski, PO/POR/FR/GB 2012
02.01.2014
Story: Der rätselhafte Blindenlehrer Ian übernimmt in Lissabon die Schulklasse in einem klösterlichen Privatinstitut und schockiert die konservative Leitung mit unorthodoxen Methoden. Seine Echo-Orientierung ohne Blindenstock kommt an, holt die menschenscheue Eva aus ihrem Kokon, ist aber auch risikoreich.
Von Thorsten Krüger

Jenseits der Stille: Die dritte Arbeit des Polen Andrzej Jakimowski, der sich mit „Kleine Tricks“ einen Arthaus-Namen machte, ist ein Tonfilm im wahrsten Wortsinn. Er setzt weit überzeugender als Fernando Meirelles „Die Stadt der Blinden“ in Lissabon die Wahrnehmungswelt Sehbehinderter als faszinierende Reise in das Reich der Töne und Geräusche, aber auch des Ertastens und Riechens um.

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Der Imker

Der Imker Cover

Mano Khalil, SUI 2013
Kinostart: 30.01.2014, DVD/BD-Start: 25.07.2014

Elegie im Exil: Nicht die Zukunft der Bienen wie in „More Than Honey“, sondern das Leben eines Flüchtlings, der fast alles verlor, stellt die Dokumentation von Mano Khalil („Unser Garten Eden“) dar. Darin porträtiert der selbst vertriebene syrische Kurde den kurdischen Imkermeister Ibrahim Gezer, der vor Folter und Repression des türkischen Staates floh. Fern seiner ländlichen Heimat gestrandet in der Schweiz, benötigt er Bienen wie ein Lebenselixier, damit der einsame, liebenswerte Alte mit melancholisch-schwerem Blick sein Schicksal verdauen kann.

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Venezianische Freundschaft

Unsentimental, von Poesie beseelt und tief berührend: Immigranten-Melodram in Venedigs Lagune um eine wunderbare Freundschaft.

Venezianische Freundschaft Cover

Io sono Li, Andrea Segre, I/FR 2011
Kinostart: 05.12.2013
Story: Als Lohnsklavin Shun Li von der chinesischen Mafia von Rom in ein Café nahe Venedig versetzt wird, lernt sie beim abarbeiten ihrer Schulden den seit 30 Jahren dort lebenden kroatischen Fischer Bepi kennen. Li hofft ihren 8-jährigen Sohn freikaufen zu können und freundet sich mit dem verständnisvollen Poeten an.
Von Caroline Lin

Es geht ein kalter Wind, doch er erwärmt das Herz: Die Lyrik Qu Yuans, einem bedeutenden Dichter der chinesischen Antike, löst tiefe Gefühle aus in einem subtilen Freundschaftsmelodram, in dem Sozialforscher Andrea Segre dokumentarisch leisen Sozialrealismus mit neblig-trüben Stimmungsstillleben des der Lagunenstadt vorgelagerten Fischerorts Chioggia visuell wie narrativ fernab aller Postkartenklischees vereint.

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