Story: Am letzten Tag der sechsmonatigen Aurora Mars Mission 2 wachsen die Spannungen zwischen der heimkehrreifen Besatzung der Tantalus Base auf dem roten Planeten. Als ein Forscher in eine Höhle einbricht, wird er mit einer fremden Bakterienart kontaminiert, die sich als gefährliche Seuche erweist.
Von Thorsten Krüger
Man kann sich darüber beschweren, Ruairi Robinsons SciFi-Horror nach einer Kurzgeschichte von Sydney J. Bounds kreuze nur „Alien“ mit „The Thing“ als „The Andromeda Strain“ auf dem Mars. Was er auch weidlich tut. Man kann auch monieren, Liev Schreiber, Elias Koteas und Olivia Williams in der früh beendeten Ripley-Rolle seien unterfordert. Aber damit verkennt man die Qualitäten eines ziemlich unheimlichen Werks.
Die subversive marxistische Meditation über Ausgebeutete in Tijuana hypnotisiert mit großem Stilwillen.
Jose Luis Valle, ME/D 2013
Kinostart: 12.12.2013, DVD/BD-Start: 01.07.2014
Story: Das Ex-Paar Rafael und Lidia hat seit Jahren kein Kontakt mehr, beide ackern aber Tag und Nacht stets zuverlässig für ihre Arbeitgeber. Als Lidias reiche Luxusschachtel stirbt und der Hund alles erbt, sowie Rafaels Firma ihm die anstehende Rente verweigert, holen beide zum Schlag gegen die Halsabschneider aus.
Von Thorsten Krüger
Das von meisterhaften Arthaus-Stil geprägte Spielfilmdebüt Jose Luis Valles, der 2009 die Papst-Doku „El milagro de Papa“ drehte, reiht sich in die Autorenfilmtradition seines Landsmanns Carlos Reygadas („Stilles Licht“) ein und gemahnt an die Mexiko-Arbeiten Luis Buñuels („Die Vergessenen“): Eine weise Kontemplation über Arbeiter, subversive Studie der Ungerechtigkeit und Farce um die Rache der Unterdrückten.
Anrührende Abschieds-Party: Charmante wie schlagfertige Rentner-Komödie mit vier im Herzen jung gebliebenen Hollywood-Altstars.
Jon Turteltaub, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 27.03.2014
Story: Schon als Kinder waren Billy, Paddy, Archie und Sam beste Freunde. Als 58 Jahre später Billy eine „Heranwachsende“ heiratet, begehen die Senioren seinen Junggesellenabschied in Las Vegas. Die über ein Mädchen zerstrittenen Billy und Paddy finden in Barsängerin Diana Anlass neuerlicher Rivalität.
Von Jochen Plinganz
Kein „Hangover“ mit Rentnern, sondern eine sentimentale Senioren-Party von Endsechzigern: Jon Turteltaub („Das Vermächtnis der Tempelritter“) unterstreicht wieder sein Talent für publikumsfreundliche Fun-Movies, die ohne derbe Zoten unterhalten. Viel Charme und Chemie vierer erstmals gemeinsam vor der Kamera stehender Hollywood-Oldies ergeben eine unverschämt witzige Romcom mit rührseligem Freundschafts-Drama.
45 Minutes to Ramallah, Ali Samadi Ahadi, D 2013
Kinostart: 05.12.2013
Der iranischstämmige Regisseur Ali Samadi Ahadi beherrscht Politik (die erschütternde Iran-Demo-Niederschlagung „The Green Wave“) wie Komödie (den sympathischen Culture-Clash-Spaß „Salami Aleikum“) gleichermaßen. Wieso er in dieser witzlosen Deppen-Klamotte völlig versagt, ist eigentlich unbegreiflich. Die Story um zwei zankende palästinensische Brüder, die den Leichnam ihres Vaters aus Israel nach Ramallah überführen wollen und in einer absurden Odyssee in die Logik des Nahost-Konflikts hineingezogen werden, birgt schließlich einiges Potenzial.
Endstation Sehnsucht: Woody Allens tragikomisches und schonungsloses Psychogramm einer mental gestörten Heuchlerin.
Woody Allen, USA 2013
Kinostart: 07.11.2013, DVD/BD-Start: 14.03.2014 (digital bereits ab 07.03.2014)
Story: Als ihr betrügerischer Investment-Gatte hinter Gittern landet, verliert das hochnäsige Luxus-Nervenbündel Jasmine alles und schlüpft bei ihrer proletarischen Adoptiv-Schwester, von der sie vorher nichts wissen wollte, in San Francisco unter. Hier sabotiert die alkoholsüchtige Zicke ihre Zukunft erst recht.
Von Max Renn
Cate Blanchett, die Galadriel aus „Herr der Ringe“, leistet in furios-manischer Manier wieder einmal Oscarwürdiges als selbstzerstörerische Society-Lady, die als Luxus-Stadtneurotikerin ihr eigenes Leben und das anderer ruiniert, bis sie als Irre auf der Parkbank endet. Komisch zwar, und auch satirisch, vor allem aber tragisch entwickelt sich daraus ein gestandenes Psychodrama. Allens Euro-Sightseeingtour ist definitiv beendet.
Bedrückend-aufrichtiges Ensemble-Drama um die unmittelbaren Folgen des Kennedy-Attentats aus dem Blickwinkel direkt Betroffener.
Peter Landesman, USA 2013
DVD/BD-Start: 13.12.2013
Story: Als in Dallas am 22. November 1963 Präsident Kennedy auf offener Straße erschossen wird, kämpft Dr. Carrico im Parkland-Krankenhaus vergeblich um sein Leben. Secret Service und FBI verhaften den Todesschützen Lee Harvey Oswald. Für seine Angehörigen und andere Beteiligte folgt eine schwere Zeit.
Von Thorsten Krüger
A Nightmare on Elm Street: Zum bevorstehenden 50. Jahrestag des Kennedy-Attentats entstandenes Tatsachen-Drama in Trauerflor, das die unmittelbaren Folgen der Todesschüsse in der Elm Str. in einem bedrückten Ensemble-Drama aufschlüsselt. Peter Landesman, der die Story für „Trade – Willkommen in Amerika“ verfasste, adaptiert Vincent Bugliosis Buchvorlage mit einem halben Dutzend Charakterdarstellern.
Story: Der 55-jährige André lebt mit seiner greisen Mutter in trauter Zweisamkeit, die er als eilfertiger Diener der sanften Diktatorin verbringt, die in ihrem vergangenen Ruhm als Beinahe-Filmdiva schwelgt. Der Besuch eines bislang verschwiegenen Bruders und eine Imbissbetreiberin stören Andrés Lebenskonzept.
Von Sir Real
Nach ihrem Krimiausflug „Tannöd“ widmet sich die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli wieder der besta-Ager-Komödie wie ihr Überraschungserfolg „Die Herbstzeitlosen“, erneut mit Theater-Ikone Annemarie Düringer. Doch der Mischung aus heiterer Freudianischer Komödie und melancholischem Mutterkomplex-Drama hätten etwas mehr Pep und Gefühlsintensität nicht geschadet.
Bora Dagtekin, D 2013
Kinostart: 07.11.2013, DVD/BD-Start: 08.05.2014
Bad Teacher: In der grellfarbigen Trash-Komödie um den PISA-Bildungsnotstand führt Bora Dagtekin seinen rabiaten „Türkisch für Anfänger“-Humor konsequent fort. Elyas M’Barek schleicht sich als frisch aus dem Knast entlassener Bankräuber als Lehrkraft getarnt in eine Gesamtschule ein, um an seine vergrabene Beute zu gelangen, über der nun eine Turnhalle steht. Der angepisste Asi mit Bushido-Vokabular gibt die geteert und gefederte Randale-Richtung vor, die aus Ekelhumor und Dauer-Obszönitäten besteht und mit derbem Gossenjargon durchaus witziges Wortgut aufweist, sonst aber extrem formelhaft gestrickt ist.
So ehrfurchtsvolles wie oberflächliches Biopic über den Lebensweg des südafrikanischen Menschenrechtlers und Friedensnobelpreisträgers.
Mandela: Long Walk to Freedom, Justin Chadwick, GB/SA 2013
Kinostart: 30.01.2014, DVD/BD-Start: 13.08.2014
Story: In den 1940ern tritt der junge Rechtsanwalt und Frauenheld Nelson Mandela in Johannesburg für die Rechte der Schwarzen ein. Als das weiße Regime die Apartheid ausruft, schließt er sich dem ANC an und geht als Freiheitskämpfer in den Untergrund. Er wird für 30 Jahre inhaftiert, seine Frau Winnie gefoltert.
Von Jochen Plinganz
Bei der Raffung von 50 Jahren Lebensgeschichte nach Nelson Mandelas Autobiografie hat der Brite Justin Chadwick („Der älteste Schüler der Welt“) den Beititel zu wörtlich genommen: So bleibt man 150 lange und mitunter weilige Minuten mit diesem Film eingesperrt und sehnt sich nach Freiheit. Denn das Pathos-Epos will „großes Kino“ erzeugen und klappert doch nur sklavisch die Vita-Fixpunkte einer Symbolfigur ab.
Story: Die 23-jährige Rahima sorgt für ihren 14-jährigen Bruder Nedim. Beide sind Kriegswaisen und müssen in Sarajewo ums tägliche Überleben am unteren sozialen Rand ringen. Ein elender Kampf gegen das Mobbing der alten tonangebenden Eliten, mit denen sich der wütende Nedim anlegt und Ärger provoziert.
Von Gnaghi
Unsichtbare Kriegsschäden prägen den Frieden in einer ungemütlichen Bestandsaufnahme zweier traumatisierter Waisen, die in einer Gesellschaft voll versteckter Gewalt und Aggression als Menschen zweiter Klasse andauernd um ihr Überleben kämpfen müssen. Aida Begic erzählt nach „Snow“ erneut aus weiblicher Sicht vom Schatten des Bosnienkrieges, diesmal nicht poetisch, sondern ungeschminkt, bedrückend, hart.
Die Neuauflage von Stephen Kings Debütroman ist ein sensibles Mobbing-Drama, das den Horror Highschool mit Telekinese potenziert.
Kimberly Peirce, USA 2013
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 04.04.2014
Story: Da ihre verbohrt religiöse Mutter sie nie aufklärte, erlebt die 16-jährige Carrie ihre erste Periode als Schock, was Mitschülerinnen als Video auf Facebook posten. Als Rädelsführerin Chris dafür vom Abschlussball ausgeschlossen wird, plant sie, Carrie dafür mit einem Eimer Schweineblut zu überschütten.
Von Thorsten Krüger
Brian De Palmas Erstadaption von 1976 ist mir als einzige große Peinlichkeit in Erinnerung. Und ich habe mir ihn gestern nochmal angeschaut. Voyeuristische Weichzeichner-Regie, Dekor aus 70ies-Modesünden, unterkomplexe Story und Figuren. Ein Film, der trotz ausnehmend guter Darsteller schlecht gealtert ist – wie viel besser ist da bloß das Remake. (und hey, wie oft kann man das schon sagen?)
Mikael Håfström, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 14.03.2014
Die beiden Action-Rentner Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger genehmigen sich in angemessen tumber 80er-Jahre-Manier als Ausbruchs-Duo einen expoitativen Testosteron-Thriller. Sly als Sicherheitsexperte, der im Selbstversuch von ihm konstruierte High-Tech-Gefängnisse auf ihre Ausbruchssicherheit testet und für die CIA als Terrorist getarnt ein Super-Zuchthaus prüfen soll. Ahnuld als Mithäftling, der mit ihm unter dem brutalen Mörderdirektor, der beide dort begraben will, versucht, die Lücke im perfekten System zu finden.
Ein beklemmender Nägelbeißer: realistischer Hochseethriller im Dokudrama-Stil um moderne Piraterie mit Tom Hanks auf Oscarkurs.
Paul Greengrass, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 14.03.2014
Story: 2009 überfallen somalische Piraten den amerikanischen Frachter Mearsk Alabama. Dessen Kapitän Phillips und seine unbewaffnete Crew können nicht verhindern, dass die mit Kalaschnikows ausgerüsteten Männer das Schiff entern. Fast überlistet Phillips sie, aber dann flüchten sie und nehmen ihn als Geisel.
Von Thorsten Krüger
Sollten Sie je am Horn von Afrika von somalischen Piraten gekidnappt werden, sorgen Sie dafür, eine Greencard zu besitzen. Denn für US-Staatsbürger eilen die Navy Seals zu Ihrer Rettung. Andere Nationen täten das nicht. So ist es dem Frachtkapitän Richard Phillips vor vier Jahren ergangen und Paul Greengrass hat aus dessen wahrem Horrorerlebnis ein kinetisch-virtuoses Hochspannungswerk geschaffen.
Rasanter Politthriller und Diskussionsstoff: die intelligent-packende Insiderstory des Enthüllungsportals Wikileaks setzt Maßstäbe.
The Fifth Estate, Bill Condon, USA/BE 2013
Kinostart: 31.10.2013, DVD/BD-Start: 03.04.2014
Story: 2007 lernt Informatiker Daniel auf einem Treffen des Chaos Computer Club den Australier Julian Assange kennen. Gemeinsam realisieren sie dessen Idee zu einer Enthüllungswebseite. Als sie nach kleinen Erfolgen 2010 einen Riesen-Coup landen, drängt der egomane Assange seinen Mitstreiter aus dem Projekt.
Von Sir Real
Die Wahrheit? Es gibt nur Versionen. Bill Condon, der nach einigen banalen Beiträgen („Breaking Dawn“) mit Charakterkopf-Ensemble endlich wieder ein heißes Eisen anpackt, ist zu schlau für simplen Sensationismus. Seine Geschichte der Whistleblower-Webseite um den Scoop des Jahrhunderts ist ein ungemein packender Hacker- und Politthriller, der Geheimdienste entlarvt und mit Julian Assange abrechnet.
Nachdenkliches Science-Fiction-Drama, das die falschen Mittel einsetzt und damit seinen großen Ambitionen nicht gerecht wird.
Gavin Hood, USA 2013
Kinostart: 24.10.2013, DVD/BD-Start: 06.03.2014
Story: Ausbilder Colonel Graff wacht am Monitor über den Werdegang des schmächtigen Ender, der als Kadett auf einer Raumstation für einen riskanten Präventivkrieg gegen außerirdische Invasoren gedrillt wird. Trotz unfairer Bedingungen und bösartigen Konkurrenten setzt sich das strategische Genie durch.
Von Thorsten Krüger
War Games: Gavin Hood („X-Men Origins: Wolverine“) verfilmt Orson Scott Cards im angelsächsischen Raum beliebten SF-Kultroman als Boot-Camp-Drama auf einer Raumstation, in der Kinder zu Killermaschinen abgerichtet werden, um einen galaktischen Krieg gegen eine vermeintlich aggressive Spezies zu gewinnen. Ein etwas schwerfälliger Ethik-Diskurs über Manipulation, Kriegsverbrechen und Militarismus.
Ermüdende Ansammlung von Fankurven-Fetisch, oder was Robert Rodriguez dafür hält: Guns, Girls, Gangsters & Gore, stillos angerichtet.
Robert Rodriguez, USA/RU 2013
Kinostart: 19.12.2013, DVD/BD-Start: 30.04.2014
Story: Undercover-Agent Machete soll im persönlichen Auftrag des US-Präsidenten einen irren mexikanischen Revolutionsführers mit multipler Persönlichkeit aufspüren. Der dient nur als Handlanger des sinistren Waffenhändlers Voz, der die Welt abfackeln und Machete für eine Armee im Orbit klonen will.
Von Jochen Plinganz
Was soll man über einen Film sagen, an dem die Trailer eingangs und ausgangs das Beste sind? Der zweite Auftritt des aus einem solchen Spaß-Reel in „Grindhouse“ geborenen Messer-Mexikaners hätte ein Festmahl werden können, wenn Robert Rodriguez („Sin City“) nicht mit großem Aufwand so lieblos versuchen würde, B-Movies, Gewalt-Trash und DTV-Actiongülle zu imitieren, aber dabei Szene für Szene versagt.
Fine Young Cannibals: Einfühlsames Horrordrama um den Untergang einer Kannibalenfamilie im amerikanischen Hinterland.
Jim Mickle, USA 2013
DVD/BD-Start: 13.12.2013
Story: Als die Mutter an einem Herzinfarkt jäh verstirbt, stehen ihr Witwer und seine drei Kinder vor dem aus. Wer bringt jetzt das Menschenfleisch auf den Tisch? Iris, die älteste Tochter der zurückgezogenen auf dem Land lebenden Familie, soll übernehmen, doch Nachbarn und Behörden werden misstrauisch.
Von Thorsten Krüger
Das Remake von Jim Mickle, der mit geringstem Budget („Mulberry Street“) auf sich aufmerksam machte, hat kaum mehr etwas mit Jorge Graus gleichnamigen Original von 2010 gemein. Er ersetzt die mexikanische Morbidität, die schwül-schmutzigen Gossen und den nihilistischen Kommentar über urbane Armut durch ein sorgfältiges Arthaus-Hinterland-Drama über den Untergang einer Kannibalensippe.
Einige Computerfreaks treffen sich Anfang der 80er Jahre zu einem Kongress, auf dem sie ein Schachturnier zwischen Mensch und Maschine austragen. Wer jetzt „Big Bang Theory“ mit Technikhumor aus nostalgischer PC-Steinzeit erwartet, kann einpacken. Indie-Filmer Andrew Bujalski („Beeswax“), ein Vertreter des Mumblecore, hat keine Komödie, sondern eine trockene Mockumentary hingelegt. Technisch perfekt vermittelt er den Doku-Anschein eines Amateur-Reports von dem Symposium, authentisch realisiert in Schwarzweiß, Homevideo, 4:3-Format, übersteuertem O-Ton, Rauschen und Nachzieheffekten alter Videotechnik.
Alptraum Disneyworld: Ein Familienvater taumelt im Vergnügungspark durch surrealen Wahn und kryptische Schizo-Fantasien.
Randy Moore, USA 2013
DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Den Kündigungsanruf seines Chefs behält Jim für sich, um den letzten Urlaubstag seiner Familie nicht zu verderben. Gemeinsam mit seiner krittelnden Frau Emily und den jungen Kindern Sara und Elliot besucht er die Walt Disney World, wo er zwei jungen Französinnen nachsteigt und Wahnvorstellungen verfällt.
Von Max Renn
„Carnival of Souls“ in Disneyland? Wie Debütant Randy Moore eigene Ideen in Schwarzweißbilder gießt, ganz ohne offizielle Genehmigung der Vergnügungsparks, gebiert ein surreales Mind-Fuck-Movie der bizarren Art. Ist ein Besuch in Disneyland auch so schon ein Horrortrip, taumelt ein Familienvater hier vor halbdokumentarischer Handkamera durch einen wahren Alptraum, der gleichwohl nur bedingt überzeugt.
SciFi? Horror? Parabel? Diese denkwürdige und vielschichtige Weltuntergangsparty im Mantel eines Teen-Thrillers ist alles drei. Und mehr.
+1 aka Plus One, Dennis Iliadis, USA 2013
DVD/BD-Start: 13.08.2014
Story: David hat versehentlich die falsche geküsst und will die groß angekündigte Privatparty eines Mitschülers nutzen, um sich bei seiner hübschen Freundin Jill zu entschuldigen. Während er gnadenlos abblitzt, erleben er, Teddy und Allison ein elektro-optisches Phänomen, das von allen Gästen Doppelgänger erzeugt.
Von Thorsten Krüger
Strange Days: Eine kleine Entdeckung ist dieses Ensemble-Drama, bei dem Jugendliche eine dekadente Party feiern und sich plötzlich mit mörderischen Doppelgängern konfrontiert sehen. Aus einem mysteriösen Szenario schält sich ein hoch-philosophischer Teen-Thriller, dem „Last House on the Left“-Remaker Dennis Iliadis in dieser wesentlich interessanteren Arbeit ein vielschichtiges Körperfresser-Vexierspiel abgewinnt.
Johnny Knoxville treibt sein Unwesen als Krawallrentner und filmt die Bürgerschreck-Scherze mit versteckter Kamera.
Bad Grandpa, Jeff Tremaine, USA 2013
Kinostart: 24.10.2013, DVD/BD-Start: 27.02.2014
Story: Just, nachdem endlich seine Frau gestorben ist, bricht Rentner Irving Zisman mit seinem Enkel Billy samt Leiche im Kofferraum auf, um den Knirps bei seinem leiblichen Vater abzuliefern. Eine Fahrt quer durch Amerika, in der vor allem der 86-jährige Sittenstrolch Chaos stiftet und öffentlich Ärger erregt.
Von Thorsten Krüger
Jackass goes Borat: Im sechsten „Jackass“-Auftritt schlüpft Knoxville mittels perfekter Maske in die Haut der aus der MTV-Show bekannten Kunstfigur Irving Zisman, um als Randale-Opa mit Enkel (tolle Entdeckung: Jackson Nicoll, „Fun Size“) Geschmacksgrenzen zu sprengen. So verschmilzt die Masochisten-Stuntshow mit dem „Borat“-Prinzip, um heimlich und wackelkamerafrei Zivilisten-Reaktionen mitzufilmen.
J.C. Chandor, USA 2013
Kinostart: 09.01.2014, DVD/BD-Start: 21.05.2014
Schiffbruch ohne Tiger, CGI, Kunstlicht und Effekthascherei: Robert Redford kollidiert als einsamer Skipper auf seinem Segelboot mitten im Indischen Ozean mit einem treibenden Schiffscontainer (voller Turnschuhe) – der Beginn einer zunehmend absurden Pechsträhne, an deren Ende er als Schiffbrüchiger auf einer Rettungsinsel treibt. „Margin Call“-Regisseur J. C. Chandor entwickelt sehr realistisch, subtil und nüchtern eher eine Ein-Mann-Charakter- und Verhaltensstudie, als einen dauerhaft involvierenden Survival-Thriller.
Konfuses Genre-Potpourri, das sich in coole Posen der Ruhrpott-Subkultur wirft, die Narration aber links liegen lässt.
Claude Giffel, D 2013
Kinostart: 31.10.2013, DVD/BD-Start: 30.04.2014
Story: Der Pinguinpfleger und suspendierte Cop Frowein, genannt King, ermittelt auf eigene Faust, wieso ein Kollege nach einer Zechnacht mit Genickbruch an einer Wuppertaler Treppe liegt. Mit einer privaten Soko entdeckt er eine Rachemordserie, die weit in die Vergangenheit zu einer vergessenen Sekte führt.
Von Thorsten Krüger
Das Crowdfundingprojekt mit Ärzte-Mitglied Bela B. als singende Tunte und Christoph Maria Herbst als Reporter-Schmeißfliege ist ein Paradabeispiel für Style Over Substance. In satten Schwarzwerten breitet sich ein Ruhrpott-Noir aus, der glaubt, wenn er nur wild die Genres mixt und sich dabei in furchtbar coole Posen wirft, wäre er ein Kultkandidat wie seine Vorbilder „Pulp Fiction“ und die Edgar Wallace Krimis.
Ein kleines melancholisches Kinowunder: tiefromantisches, zartbitteres Großstadt-Melodram um zwei Menschen in der Menge.
The Lunchbox, Ritesh Batra, IN/FR/D 2013
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Die von ihrem Gatten vernachlässigte Hausfrau Ila aus Mumbai schickt ihm per Dabbawalla-Kurier phänomenales Essen – das durch einen Fehler beim kurz vor der Rente stehenden Versicherungssachbearbeiter Saajan ankommt und eine Brieffreundschaft initiiert, die zwei einsame Seelen einander näher bringt.
Von Caroline Lin
Zunächst wirkt das Spielfilmdebüt des Inders Ritesh Batra mit dem glanzlosen Grau einer Arbeits-Doku über Bürotröten spärlich unterhaltsam. Aber dahinter steckt System: Aus dem eintönigen Alltagseinerlei, das einer lakonischen Komödie Vorschub leistet, erwächst die Sehnsucht nach dem Glück, das sich für so viele in der Millionenmetropole Mumbai nicht erfüllt.
Bio-Doku auf dem neuesten Stand des Schulwissens: Animationen und Kamerakranfahrten erklären das Ökosystem Regenwald.
Il était une forêt, Luc Jacquet, FR 2013
Kinostart: 02.01.2014, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Am liebsten sitzt Francis Hallé im Regenwald und zeichnet Bäume. Weil der Lebensraum immer rascher abgeholzt wird, nimmt der Botaniker eine Kahlschlagödnis zum Anlass, um dem 700 Jahre andauernden Wachstumsprozess von Pionieren über den Sekundärwald zum originalen Primärwald zu folgen.
Von Max Renn
Mit „Die Reise der Pinguine“ begeisterte der französische Zoologe Luc Jacquet 1,5 Millionen Kinogänger – Rekord für eine Tierdoku – und heimste 2006 den Oscar ein. Sein märchenhafter Naturkinderfilm „Der Fuchs und das Mädchen“ lief hingegen deutlich unter Wert. Ob seine dritte Doku an den Erstlingserfolg anknüpfen kann, steht bei der leicht kuriosen Mischung aus Animation, Didaktik und Schwärmerei durchaus in Frage.