Independence Day: Resurgence, Roland Emmerich, USA 2016
Kinostart: 14.07.2016
Wie späte Sequels gelingen, beweist „Findet Dorie“ liebenswert und rührend. Wie man es vermasselt, Roland Emmerich. Hollywoods Master of Desaster nimmt die Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum des SF-Blockbusters „Independence Day“ – der seinen Durchbruch bedeutete und bis heute mein Lieblings-Popcorn-Movie ist – zum Anlass für eine unfassbar abgedroschene Fortsetzung, die zur wahren Fremdschäm-Oper wird und damit zum weiteren Karrieretiefpunkt des Schwaben.
Der emotional mitreißende, stargespickte achte Auftritt von Marvels Mutanten zeigt mit echter Könnerschaft ein Herz für Außenseiter
Bryan Singer, USA 2016
Kinostart: 19.05.2016, DVD/BD-Start: 22.09.2016
Story: 3600 vor Christus scheitert die finale Machtergreifung des ersten Mutanten Apocalypse in Ägypten. 1983 erwacht er zu neuem Leben und schart mit seinen grenzenlosen Superkräften Gleichgesinnte wie Magneto um sich. Bevor sie die Erde verwüsten, greifen Professor Xavier, Raven und ihre X-Teens ein.
Von Thorsten Krüger
Es ist diese Empathie, aus der sich eine emotionale Kraft speist, die höchsten Ansprüchen genügt, weshalb ich die „X-Men“-Reihe in der Flut von Comicadaptionen so ziemlich als Einzige schätze. Das liegt in der Personalie Bryan Singer begründet, der zum vierten Mal seit 2000 das Zepter übernimmt und nichts mit seelenloser Effektdröhnung übertüncht, sondern die Marvel-Mutanten aufwühlend als menschliche Wesen ausweist.
Idris Elba auf Terroristenjagd in Paris: Kompetentes Actionthriller-Entertainment, das vorgibt mehr zu sein, als es ist
James Watkins, F/USA 2016
Kinostart: 23.06.2016
Story: Zoe bekommt kalte Füße, als sie im Büro der Nationalpartei in Paris eine Bombe platzieren soll. Da Taschendieb Michael diese klaut, explodiert sie dennoch. Danach zwingt CIA-Agent Sean den Gauner, mit ihm nach Zoe und den Hintermännern zu suchen, die zum Nationalfeiertag einen Anschlag planen.
Von Thorsten Krüger
Die Realität in Form von muslimischen Terroristen hat diesen überwiegend packenden und lange Zeit brisanten Actionthriller überholt, weshalb die Verschwörung einer Spezialeinheit, Bombenattentate Muslimen unterzuschieben, als zwiespältiger Anachronismus einen unangenehmen Hautgout entwickelt. Aber „Bastille Day“, benannt nach Frankreichs Nationalfeiertag am 14. Juli, fesselt dennoch bestens mit handwerklicher Klasse.
Story: Als Henry im Labor erwacht, schraubt seine Frau Estelle gerade seine Gliedmaßen zusammen: Er ist ein Cyborg ohne Gedächtnis, den Psychopath Akan mit Söldnerscharen durch Moskau jagt. Mit seinen vielen Klonen hilft Wissenschaftler Jimmy Henry, sich den Weg zu seiner Identität freizuschießen.
Von Max Renn
I’m a Cyborg, But That’s OK: In der miserablen Gamesadaption „Doom“ gibt es eine Ein-Minuten-Sequenz, die aus der Ego-Perspektive gefilmt ist – mit einer aufgeschnallten GoPro-Kamera und technischer Bravour hält dies das Debüt von Ilya Naishuller, der mit dem Punkvideo seiner Band Biting Elbows übte, auf Spielfilmlänge durch. Der Titel leitet sich vom Schwierigkeitsgrad in Computerspielen ab, dem „Hardcore“-Modus.
Bond Nr. 24: Fast schon ein Charakterdrama mit gelegentlichen Action-Ausbrüchen – souverän, aber kaum sonderlich mitreißend
Spectre, Sam Mendes, GB/USA 2015
Kinostart: 05.11.2015, DVD/BD-Start: 03.03.2016
Story: Als James Bond in Mexiko City einen Sprengstoffanschlag vereitelt, nimmt dies sein neuer Chef Denbigh zum Anlass, das Doppelnull-Programm zugunsten globaler Überwachungstechnik abzuschaffen. Mit der schönen Madeleine kommt Bond den Machenschaften einer Terrororganisation auf die Spur.
Von Max Renn
Der vierte Bond mit Daniel Craig könnte sein Letzter sein, wenn man seinen Interviewaussagen und der intimen Struktur von „Spectre“ folgt, der gegenüber dem Reboot „Casino Royale“ die Action fast eliminiert und das Charakterdrama wie zuletzt in „Skyfall“ ausweitet. Die Vollendung vieler Handlungsstränge schließt die Craig-Tetralogie ab, auch wenn „American Beauty“-Regisseur Sam Mendes keine emotionalen Beben auslöst.
Der War on Drugs in seiner erbarmungslosen Unmoral – eingebrannt in eine brillante Actionthriller-Tour-de-Force mit Star-Trio
Denis Villeneuve, USA 2015
Kinostart: 01.10.2015, DVD/BD-Start: 04.02.2016
Story: Nachdem FBI-Agentin Kate mit ihrem Team in Arizona ein ganzes Haus voll Toter entdeckt hat, meldet sie sich zu einer Task Force, die mexikanische Drogenkartelle bekämpft. Aber der undurchsichtige Matt und sein Vollstrecker Alejandro überschreiten alle Grenzen und folgen zudem eigenen Plänen.
Von Max Renn
Nach der Fieberfantasie „Enemy“ kehrt der kanadische Kunstfilmer Denis Villeneuve wieder zur packenden Moralthrillerlandschaft seines Hollywood-Debüts „Prisoners“ zurück. Inhaltlich überträgt „Sicario“ einen Narco-Krimi à la Don Winslow mit dem gnadenlosen Format eines „Gomorrha“ zu dem Hochspannungsstil und der moralischen Ambivalenz von „Zero Dark Thirty“, an den nicht nur ein Nacht-Einsatz erinnert.
Superagent Tom Cruise ist eine Unterhaltungsbank im flotten fünften Einsatz, der immer mehr die Bodenhaftung verliert
Christopher McQuarrie, USA 2015
Kinostart: 06.08.2015, DVD/BD-Start: 17.12.2015
Story: Gerade hat IMF-Agent Ethan Hunt ein geheimes Syndikat als Urheber weltweiten Terrors identifiziert, da schließt CIA-Boss Hunley die IMF und erklärt Hunt für vogelfrei. Von der Killerin Isla mehrfach gerettet, versuchen Hunt und sein Team die Organisation aufzuspüren, die sie als Marionetten manipuliert.
Von Gnaghi
Nach „Jack Reacher“ – quasi auch einem Agentenactioner – koalieren Christopher McQuarrie, der Script-Wizard von „Die üblichen Verdächtigen“ sowie „Edge of Tomorrow“, und Tom Cruise abermals. Angesicht der gut geölten Entertainmentmaschinerie, die in „Mission: Impossible – Rogue Nation“ höchste Drehzahlen erreicht, als eingespieltes Team, dem „Star Trek“-Produzent J.J. Abrams knackige Actionschubkraft aufdrückt.
Dumm, aber unterhaltsam: Action-Opi Arnie kämpft sich als Cyborg durchs nunmehr fünfte Effektspektakel der Sci-Fi-Reihe
Alan Taylor, USA 2015
Kinostart: 09.07.2015, DVD/BD-Start: 19.11.2015
Story: Kurz bevor im postapokalyptischen Jahr 2029 die Rebellen die Maschinenarmee von Skynet besiegen, schickt die Computerintelligenz einen Killercyborg ins Jahr 1984, um die Mutter von Anführer John Connor zu töten. Dieser sendet Kyle Reese hinterher. Als er dort eintrifft, ist alles anders als erwartet.
Von Max Renn
„I’m old, but not obsolete“, beteuert die Muskel-Ikone mehrfach – aber egal, wie oft der 67-Jährige den Satz wiederholt, er wird nicht überzeugender. Im fünften Teil, „Terminator Genisys“, ist aus Camerons grimmiger Tech-Noir-Revolution endgültig ein Themepark-Franchise geworden, das sich wie die Wiederholung der Wiederholung ausnimmt und ein glattes Recycling betreibt, das ein sinnlos-kurzweiliges CGI-Feuerwerk abbrennt.
Brad Peyton, USA 2015
Kinostart: 28.05.2015, DVD/BD-Start: 15.10.2015
Ein einzelnes „Erdbeben“ wie 1974 reicht heute nicht mehr – ein ganzer Schwarm Erdstöße sprengt erst den Hoover Damm, dann Los Angeles und San Francisco. „San Andreas“, benannt nach der tektonischen Verwerfung, die Kalifornien durchzieht, ist eine so sündteure wie sinnloses Effektorgie. Aber auch ein Katastrophen-Porno, der sogar Spaß macht. Und das, obwohl er haarscharf und überraschungsfrei, jedoch weniger trashig das Reißbrett-Konzept von Roland Emmerichs „2012“ und „The Day After Tomorrow“ übernimmt.
Im handfesten New Yorker Nacht-Thriller kämpft ein von Killern gehetzter Liam Neeson glaubhaft um das Leben seiner Angehörigen
Jaume Collet-Serra, USA 2015
Kinostart: 16.04.2015, DVD/BD-Start: 03.09.2015
Story: Auftragskillerwrack Conlon wird von Mafiapate Maguire aus alter Freundschaft geduldet. Damit ist es vorbei, als Conlon Maguires psychotischen Filius tötet, bevor dieser seinen Sohn Mike erschießen kann. Maguire schwört Rache: Auftragskiller jagen die beiden zur Großfahndung Ausgeschriebenen.
Von David McAllan
Atemlos durch die Nacht: Mit der Actionroutine von „Unknown Identity“, aber von „Auge um Auge“-Autor Brad Ingelsby weniger ambitioniert als „Non-Stop“ geschrieben, geht die dritte Kooperation von Liam Neeson und Jaume Collet-Serra auf eine Hetzjagd durch New York. Der Nacht-Thriller „Run All Night“ beherrscht sein moderat modernisiertes Old-School-Handwerk und erzielt mehr Tiefe als eigentlich vorhanden.
Im siebten Spektakel der Retorten-Franchise setzt es sinnfreie Destruktion Deluxe und Familienkitsch zum Abschied von Paul Walker
Furious 7, James Wan, J/USA 2015
Kinostart: 01.04.2015, DVD/BD-Start: 13.08.2015
Story: Alte Sünden holen die PS-Crew ein, als Ian, der böse Bruder des Gegenspielers Owen, auf Rache sinnt und Anschläge auf das Team verübt. Agent Mr. Nobody finanziert Dom, Brian und Letty, Ian eine ultimative Ortungssoftware samt Hackerin Ramsey wegzuschnappen, um dem Wüterich selbst zu jagen.
Von Caroline Lin
Im Kern bleibt die 2001 gestartete Racer-Reihe trashiges B-Kino, deren tiefergelegte Werbeclip-Coolness und flache Witzeleien unter der (austauschbaren) Spielleitung von Horror-Fachkraft James Wan („Saw“, „Insidious“) erheblich inkompatibel zu Familienkitsch und gravitätischem Ernst bleiben. Eine gewisse Hirnrissigkeit in Geschehen und Gerede ist ja Pflicht, läuft aber nicht mehr so souverän kurzweilig wie in Teil 5 und 6.
aka Gangnam Blues, Ha Yoo (Yu Ha), ROK 2015
ohne deutschen Start
Südkoreas blut- und gewaltgetränkte Landesgeschichte verdichtet Yu Ha mit dem Entstehungs-Mythos von Seouls Gangnam, seit Psys Hit „Gangnam Style“ der zweifellos berühmteste Distrikt der Hauptstadt. Mit der stylishen Gangster-Saga im 70ies-Period-Look kehrt Yu zum organisierten Verbrechen von „A Dirty Carnival“ (dt: „Straßen der Gewalt“) zurück und dichtet in „Gangnam 1970“ eine, allerdings wenig originelle, Brüderballade, deren Tragik sich diesmal nicht aus der Separation in Nord und Süd (wie „Brotherhood“), sondern der in zwei verfeindete Syndikate speist.
Tian jiang xiong shi, Daniel Lee, CHN 2015
DVD/BD-Start: 29.01.2016
Die in China so frequentierte Disziplin der Historienactionepen hat Daniel Lee („Black Mask“, „Three Kingdoms“) auf einen ergriffenen Nationalgesang um interkulturelle Freundschaft und soldatische Primärtugenden wie Loyalität und Opferbereitschaft angewandt. Jackie Chan schaltet trotz einiger tragikomischer Aspekte vorwiegend in den dramatisch-ernsten „Police Story“-Gang. Wie mehrfach erprobt, schmückt sich auch der Blockbuster „Dragon Blade“ mit Hollywoodgrößen – John Cusack („2012“) und Adrien Brody („Grand Budapest Hotel“) – zur besseren weltweiten Verwertbarkeit.
Euro-Actionthriller, der sein Politthema nur als Exploitationsbasis für einen Army-(Nah)Kampf mit Sean Penn nutzt
Pierre Morel, E/GB/F 2015
Kinostart: 30.04.2015, DVD/BD-Start: 03.09.2015
Story: Vor acht Jahren assassinierte Söldner Jim in einer Black Op den Bergbauminister des Bürgerkriegslandes DR Kongo, weshalb er seine Geliebte Annie verlassen musste, die in Partner Felix’ Armen landete. Nun eliminiert Jims Ex-Auftraggeber alle Mitwisser von einst: Killer jagen ihn und Annie durch Barcelona.
Von Jochen Plinganz
Pierre Morel, Vollstrecker der grimmig-hyperbrutalen „96 Hours/Taken“-Reihe, kann Action und sonst wenig. Da trifft es sich schlecht, dass die Noir-Vorlage des französischen Krimiautoren Jean-Patrick Manchette („Wespennest“) viel Wert auf komplexe Charaktere, Stimmungslagen und politischen Kontext legt. Die sind in „The Gunman“ ungelenkes Exploitationsmaterial zwischen Actionthriller-Anfällen mit wummernden Waffen.
Story: Johannesburg 2016. Die Firma TetraVaal Robotic hat die Polizei mit der weltersten Robotereinheit versorgt. Als Programmierer Deon eine neue KI entwickelt, stehlen Gangster das Chassis mit dem Verstand eines Babys und erziehen ihn zum Verbrecher. Auf diese Gelegenheit hat Deons Rivale Moore gewartet.
Von Max Renn
Tendenz: stetig bergab. Nach seinem gefeierten Einstand „District 9“ konnte der Südafrikaner Neill Blomkamp mit „Elysium“ nur noch halb überzeugen, bleibt in „Chappie“ seinem Metier der Science-Fiction-Dystopie treu, kehrt nach Johannisburg zurück und versagt über weite Strecken, das Leben eines Homie-Bots zu gestalten – zu bunt-skurril ist seine SF-Thriller(-Komödie), und bisweilen unpassend trashig cartoonesk.
Simon West, USA 2015
Kinostart: 12.02.2015, DVD/BD-Start: 15.07.2015
Von wegen „Wild Card“: Jason Statham versucht sich einmal mehr von seinem Haudrauf-Image zu lösen, wie mit mäßigem Erfolg schon in „Homefront“ und „Redemption“. Im Remake des Burt-Reynolds-Vehikels „Heat – Nick, der Killer“ (beide nach Buch und Script von William Goldman) versucht er sich, schauspielerisch kompetent, an einem Suchtdrama à la „Leaving las Vegas“ – mit Glücksspiel statt Alkoholismus. Nur schläfert Actionspezi Simon West („The Expendables 2“), der mit ihm das viel unterhaltsamere „The Mechanic“-Remake durchzog, durch Oberflächlichkeit ein.
Andy Wachowski, Lana Wachowski, USA 2015
Kinostart: 05.02.2015, DVD/BD-Start: 25.06.2015
Einen Starlight Express für 175 Million Dollar haben die „Matrix“-Schöpfer Andy und Lana (ehemals Larry) Wachowski mit flashigem Laserlicht, Action-Bling-Bling und überladenem Barock-Bombast zusammengewürfelt. Nach „V for Vendetta“ und „Speed Racer“ verdienen sie sich ihren Spitznamen Schwachkowski-Brüder abermals redlich – die Space-Opera-Fantasy „Jupiter Ascending“ birst vor unfreiwilliger Komik und pathetischen Peinlichkeiten-Paraden: eine Fremdschäm-Orgie in XXL.
James Franco Gangnam Style bei Kim Jong-Un: Die transgressive, nackte Komödien-Kanone penetriert uns anal als Politsatire aus Pjöngjang
Evan Goldberg, Seth Rogen, USA 2014
Kinostart: 05.02.2015, DVD/BD-Start: 05.06.2015
Story: Produzent Aaron will, dass Trash-Talk-Star Dave endlich seriös wird – und verschafft ihm ein Exklusiv-Interview mit Nordkoreas Führer Kim Jong-Un. Da schaltet sich die CIA ein und verlangt von beiden, den Diktator mit Gift zu ermorden. Doch der ist großer Fan von Dave und beide verstehen sich prächtig.
Den Sony-Hackern, die mit ihren Aktionen die Veröffentlichung dieser notorischen Zwerchfellstrapaze verhindern wollten, fehlt offenbar der Sinn für Borderline-Humor, den das Gespann Seth Rogen und Evan Goldberg („Das ist das Ende“) von der Leine lässt. Die besten Komödien sind jene, die Grenzen überschreiten und die exzessiv kindische Comedy, deftig politische Satire und verrückte Spionage-Posse sprengt sie nachgerade alle.
Theatralik mit Hobbit-Plattfüßen: Die finale Fantasy-Schlacht um Mittelerde gleicht einem einschläfernden Edel-Videogame
The Hobbit: The Battle of the Five Armies, Peter Jackson, NZ/USA 2014
Kinostart: 10.12.2014, DVD/BD-Start: 23.04.2015
Story: Bard hat den feuerspeienden Drachen Smaug erlegt, seine Heimatstadt aber geht in Flammen auf. Zwerg Thorin verweigert den Menschen die Hilfe und mauert sich in der Bergfestung Erebor ein auf der Suche nach dem Arkenstone, belagert von Elben. Bilbo und Gandalf greifen ein, als ein Ork-Heer anmarschiert.
Von Thorsten Krüger
Der Abschluss von Peter Jacksons zweiter Tolkien-Trilogie greift (viel zu) tief in den Computer-Malkasten, um mit Dramatik und Monstern zuhauf besagte fünf Heere aufeinanderprallen zu lassen; mit Figuren, die einem nichts bedeuten und Fights, die nicht mitreißen, zum Teil deshalb, weil mit CGI jeder Kamerawirbel und Effekt möglich ist und nichts mehr eine Leistung, sondern alles so unecht wie der artifizielle HFR-Look in 3D.
Kompromissloses Zweiter-Weltkriegs-Actiondrama um die Verrohung von Brad Pitts Panzerbesatzung im brutalen Endkampf um das Dritte Reich
Fury, David Ayer, GB/CHN/USA 2014
Kinostart: 01.01.2015, DVD/BD-Start: 07.05.2015
Story: Nach dem Verlust eines Mitglieds komplettiert der ahnungslose Sachbearbeiter Ellison die fünfköpfige Besatzung von Don „Wardaddy“ Colliers Sherman-M4-Panzer. Sie kämpfen im April 1945 gegen Hitlers letztes Aufgebot auf deutschem Boden, rücken von Dorf zu Dorf vor, bis sie einer Übermacht begegnen.
Von Jochen Plinganz
David Ayer, als Autor für „Training Day“ und Regisseur für „End of Watch“ gefeiert, für den idiotischen „Sabotage“ indes gescholten, wechselt von Straßenbanden zum Schlachtfeld Deutschland kurz vor der Kapitulation der Wehrmacht. Der Hardboiled-Kriegsfilm über die Entmenschlichung der Frontschweine zeigt erstmals realistisch, dass auch GIs keine verklärten Befreier waren, sondern Kriegsverbrecher wie alle anderen auch.
Gott ist ein Kind und hat verdammt schlechte Laune. Denn in Ridley Scotts Bibelepos um Moses und den Auszug der Juden aus ägyptischer Sklaverei ist er kein sanfter Gebieter, sondern ganz alttestamentarisch zornig und rachsüchtig. Düsterer Höhepunkt: Er raubt den Atem aller Erstgeborenen, weil Ramses das geknechtete Volk nicht ziehen lassen will. Ansonsten dominiert die kühle Rationalität von Christian „Batman“ Bale, der 1300 vor unserer Zeitrechnung als pragmatischer Skeptiker zwar mit einem nur ihm sichtbaren Schöpfer Zwiegespräche führt und dessen Auftrag erledigt, aber kein bisschen missioniert. Das ist für ein Quasi-Remake von Cecil B. DeMilles „Die zehn Gebote“ schon verblüffend.
Ein Mann und sein Hund: Keanu Reeves in einer realitätsfernen Rache-Action-Fantasie, in der sich die Gewaltspirale geistlos dreht.
David Leitch, Chad Stahelski, USA/CDN/CHN 2014
Kinostart: 29.01.2015, DVD/BD-Start: 04.06.2015
Story: Seine gerade verstorbene Frau Helen überließ Privatier John Wick nur Schoßhund Daisy, den der irre Iosef mit Gang in einem brutalen Überfall auf Johns Luxusvilla totschlägt. So zieht der Ex-Killer zur kompromisslosen Revanche an Iosef und seinem Russenmafiapapi los, dessen Imperium er einmal mit aufbaute.
Von Max Renn
Wut ist eine Todsünde, möchte man jenen zurufen, die derart hemmungslos Hollywoods ausgewachsenen Rache- und Waffenfetisch frönen und zugleich die seit der Krim-Invasion wieder gefragten hässlichen Russen vom Antagonisten-Stapel lassen, was hier noch unausgeglichener als in „The Equalizer“ ausartet. Für Keanu Reeves setzt sich damit die Serie seines künstlerisch qualitativ bescheidenen Outputs (siehe „47 Ronin“) fort.
Ein Mann wird gejagt: Im erst zweiten Spielfilm nach seinem erfolgreichen Schulhorrorthriller „Death Bell“ von 2008 unternimmt der ehemalige Musikvideoregisseur Yoon Hong-seung, der sich der Einfachheit halber Chang nennt, den seltenen Fall eines Asien-Remakes einer französischen Thrillerhatz, Fred Cavayés wendungsreich-atemlosen „Point Blank – Aus kurzer Distanz“, der 2011 auf dem Fantasy Filmfest lief. Wie eine andere kürzliche Fernost-Fassung eines okzidentalen Originals, die Samurai-Moritat „The Unforgiven“ nach Eastwoods „Erbarmungslos“, weiß auch die südkoreanische Interpretation einer gallischen Verfolgungsjagd ihre Akzente zu setzen und Cavayé knapp auszustechen.
Das Samurai-Western-Remake von Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ ist ein stimmungsvoll bebilderter, tragischer Epochen-Abgesang.
Yurusarezaru mono, Lee Sang-Il, J 2013
Kinostart: 04.12.2014, DVD/BD-Start: 02.04.2015
Story: 1880. Nach dem Ende des Shogunats lebt der alternde Ex-Samurai Jubei zurückgezogen als Bauer, als ihn sein Kamerad Kingo um Beistand bittet, für Kopfgeld zwei Siedler zu töten, die einer jungen Prostituierten das Gesicht zerschnitten haben. Aber der sadistische Kleinstadt-Sheriff Ichizo demütigt sie brutal.
Von Thorsten Krüger
West-östliche Wechselwirkungen: Akira Kurosawa, ein großer Bewunderer von John Ford, wurde durch die US-Remakes seiner Werke „Yojimbo“ („Für eine Handvoll Dollar“) und „Die sieben Samurai“ („Die glorreichen Sieben“) geadelt. Nun geht der Kultur-Transfer zurück nach Nippon, in einer originalgetreuen und doch mit japanischer Geschichte ergiebig gefüllten Neufassung von Eastwoods vierfachen Oscargewinner von 1992.
Story: 873 a.D. will sich die verbannte Wikingerhorde um Asbjorn mit einer Klosterplünderung freikaufen, strandet nach einem Sturm aber an Schottlands Steilküste, wo ihnen Lady Inghean in die Hände fällt. Ihr Vater, König Dunchaid, hetzt ihnen sein berüchtigtes „Wolfsrudel“ auf den Hals, das sie erbarmungslos jagt.
Von Max Renn
Mit „Sniper: Reloaded“ und „Hollow Man 2“ hat sich der Schweizer Hollywood-Export Claudio Fäh nicht gerade Reputation erarbeitet. So freut man sich bereits über ein solides, den Konventionen gehorchendes Actionabenteuer, dass das mit „Vikings“ zuletzt wieder populär gewordene Volk in einen nach allen Regeln des Metiers ausgefochtenen Kampf auf die Spuren von Nispels „Pathfinder“, „Centurion“ und „King Arthur“ schickt.