Arbeit in der Todesfabrik Auschwitz: László Nemes’ auslandsoscarnominierte Impressionen sind schonungslos und eindringlich
Saul fia, László Nemes, H 2015
Kinostart: 10.03.2016, DVD/BD-Start: 21.07.2016
Story: Saul Ausländer gehört einem Sonderkommando in Auschwitz an und muss die Vergasung von Juden vorbereiten, ihre Leichen ausplündern und ins Krematorium schleppen. Als ein überlebender Junge von einem Wachmann erschlagen wird, gibt ihn Saul als seinen Sohn aus und versucht ihn zu begraben.
Von Thorsten Krüger
In Claude Lanzmanns Langdokumentation „Shoah“ gibt es ein Interview mit dem polnischen Offizier Jan Karski, der sich in ein Vernichtungslager hatte einschleusen lassen, um der Welt von den Schrecknissen darin zu berichten. Sein Ekel, mit dem er die Verbrechen in dem Lager beschreibt, wird nur von seinem Ekel davor übertroffen, dass seine entsetzlichen Reporte praktisch niemanden interessierten oder gar zum Eingreifen bewegten.
Oft aufrüttelnd, bisweilen durchwachsen: Alexander Fehling in einem Justizkrimi um das Schweigeklima vor den Auschwitz-Prozessen 1963.
Giulio Ricciarelli, D 2014
Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 21.05.2015
Story: 1958. Nur mit Deckung seines Chefs Fritz Bauer und Hilfe eines FR-Reporters beginnt der mit Verkehrsdelikten betraute junge Frankfurter Staatsanwalt Johann Radmann im Fall eines unbehelligt lehrenden Auschwitz-Aufsehers zu recherchieren. Er stößt auf 8000 SS-Täter und eine ganze Mordmaschinerie.
Von Thorsten Krüger
Ohne Auschwitz (Besuch inklusive) als zentraler Gräuelmythos geht nichts im deutschen Vergangenheitsbewältigungsgenre, als dessen gehobener und historisch akkurater Vertreter Giulio Ricciarellis Debütarbeit einen Grünschnabel gegen alle Widerstände den Horror des Holocaust entdecken lässt. Das Porträt der bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft formt sich teils zum fesselnden Justiz- und Politthriller der Adenauer-Ära aus.
Story: Just mit seiner Sterblichkeit konfrontiert, entschließt sich der betagte Marcus Schwartz zur Beisetzung nach jüdischer Tradition, muss dafür aber erst seine Identität nachweisen. Das führt den Auschwitz-Überlebenden mit einer jungen Deutschtürkin in seine ungarische Heimat, wo sich keiner an ihn erinnert.
Von Thorsten Krüger
Diese Art Filmförderung gibt es nur in Deutschland, wo mit öffentlichen Mitteln eine Holocaust-Gedenk-Industrie ihr frequentes Werk vollbringt. So überflüssig dieses vom jüdisch-französischen Dokumentaristen Pierre-Henri Salfati („Le Jazzman du Goulag“) umgesetzte, nicht über die übliche Betroffenheits-Attitüde hinauskommendes Roadmovie-Drama leider sein mag, es hätte ein richtig berührendes Melodram werden können.