Bond Nr. 24: Fast schon ein Charakterdrama mit gelegentlichen Action-Ausbrüchen – souverän, aber kaum sonderlich mitreißend
Spectre, Sam Mendes, GB/USA 2015
Kinostart: 05.11.2015, DVD/BD-Start: 03.03.2016
Story: Als James Bond in Mexiko City einen Sprengstoffanschlag vereitelt, nimmt dies sein neuer Chef Denbigh zum Anlass, das Doppelnull-Programm zugunsten globaler Überwachungstechnik abzuschaffen. Mit der schönen Madeleine kommt Bond den Machenschaften einer Terrororganisation auf die Spur.
Von Max Renn
Der vierte Bond mit Daniel Craig könnte sein Letzter sein, wenn man seinen Interviewaussagen und der intimen Struktur von „Spectre“ folgt, der gegenüber dem Reboot „Casino Royale“ die Action fast eliminiert und das Charakterdrama wie zuletzt in „Skyfall“ ausweitet. Die Vollendung vieler Handlungsstränge schließt die Craig-Tetralogie ab, auch wenn „American Beauty“-Regisseur Sam Mendes keine emotionalen Beben auslöst.
Christoph Waltz stiehlt Amy Adams die künstlerische Identität in Tim Burtons märchenhaftem Biopic der Margaret Keane
Tim Burton, USA 2014
Kinostart: 23.04.2015
Story: Anfang der 50er Jahre flieht Margaret samt kleiner Tochter vor ihrem Mann nach San Francisco, wo sie dem Charme des Straßenmalers Walter Keane erliegt. Der erkennt ihr Kunsttalent und verkauft Margarets Bilder unverfroren unter eigenem Namen, womit eine auf Ausbeutung beruhende Karriere beginnt.
Von Max Renn
Mitgefühl für verkannte Sonderlinge und ihre Tragik waren immer Burtons Stärke, der in „Big Eyes“ mit aller Sympathie eine scheue Künstlerin und ihr spätes Erwachen im fortgesetzten Kunstdiebstahl porträtiert. Seine Version des Keane-Skandals aus den 60er Jahren ist wieder ein verkapptes Märchen, in dem die Fantasie nicht entfesselt wie im emotionalen Meisterstück „Big Fish“ auftritt, sondern sich überwiegend im Ton versteckt.
Die karnevalesk-chaotische SciFi-Sinnsuche mit Christoph Waltz begnügt sich mit Recycling aus Terry Gilliams Œuvre.
Terry Gilliam, USA/RO/GB/FR 2013
Kinostart: 27.11.2014, DVD/BD-Start: 01.04.2015
Story: Das menschenscheue Computergenie Qohen wartet in der Ruine einer Kapelle auf den Telefonanruf, der ihm die Antwort auf alles gibt. So ackert er für das ihn totalüberwachende „Management“ an der Lösung des „Zero Theorems“. Callgirl Bainsley soll ihn bei Laune halten und Wunderkind Bob unterstützen.
Von Thorsten Krüger
Die gute Nachricht: Exzentrik-Visionär Gilliam bereitet keine größere Enttäuschung wie zuletzt „The Brothers Grimm“ und „Das Kabinett des Doktor Parnassus“. Die schlechte: Vom Zenith seiner Kunst, als er oppressiv-apokalyptische Dystopien wie „12 Monkeys“ entwarf, ist er ebenfalls weit entfernt. Sein karnevalesker Steampunk-Eklektizismus auf der Suche nach der Weltformel ist „Brazil“ in bunt bzw. „Pi“ als schräge Komödie.