Kino als Hypnosemaschine: Ryan Goslings auratisches Autorenkunstdebüt durchbricht mit mystischer Bildintensität einen Kleinstadtfluch
Ryan Gosling, USA 2014
Kinostart: 28.05.2015, DVD/BD-Start: 08.10.2015
Story: Bones, der ältere Sohn der alleinerziehenden Billy, erfährt durch Außenseiterin Rat von einem Fluch, der über ihrer verfallenen Stadt liegt. Während die verschuldete Billy einen Job im bizarren Nachtclub des perversen Bankers Dave annimmt, flieht Bones vor dem brutalen Bully, um den Alptraum zu beenden.
Von Thorsten Krüger
Der gefragte Schauspieler Ryan Gosling („Blue Valentine“) macht es einem nicht einfach. Sein expressionistisches Regiedebüt „Lost River“ ist eine tiefe Verbeugung vor Nicolas Winding Refn, für den er für „Drive“ und „Only God Forgives“ vor der Kamera stand, mehr aber noch vor David Lynch, dessen Motivik aus „Twin Peaks“ und „Blue Velvet“ durchscheint. Im rätselhaften Bilderreigen erweist sich die Story als Achillesferse.
Story: Der mit Dasein und Freundin unzufriedene Geschichtslehrer Adam entdeckt auf einer DVD den Schauspieler Anthony, der ihm aufs Haar gleicht. Nach einigem Zögern willigt der zu einem Treffen ein, unterstellt Adam aber ein Verhältnis mit seiner schwangeren Frau und macht sich an dessen Freundin heran.
Von Thorsten Krüger
Obwohl vor dem hochgelobten „Prisoners“ entstanden, findet die erneute Kooperation Jake Gyllenhaal/Denis Villeneuve erst jetzt ihren Weg ins Kino. Anders als jener Ensemble-Mahlstrom ist „Enemy“ ein enigmatischer, düster brütende Arthaus-Alptraum, ein unheilvolles Doppelgänger-Psychodrama, das den Roman des Nobelpreisträgers José Saramago in einen sensationell surrealistischen Trip ins Unterbewusstsein verwandelt.
Les salauds, Claire Denis, FR/D 2013
Kinostart: 26.12.2013
Das Schweigen: Die französische Autorenfilmerin Claire Denis, bekannt für ihr so anspruchsvoll-schwieriges wie künstlerisches Arthauskino („Beau travail“) reist mit ihren distanzierten, grimmigen Nocturno tief in die finstere Seelennacht. Sie nutzt erstmals die Freiheiten des digitalen HD-Materials für ein gedankenverhangen-schwermütiges Mood Movie, das sich als Krimi-Puzzle um menschliche Erschütterungen entfaltet.
Alptraum Disneyworld: Ein Familienvater taumelt im Vergnügungspark durch surrealen Wahn und kryptische Schizo-Fantasien.
Randy Moore, USA 2013
DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Den Kündigungsanruf seines Chefs behält Jim für sich, um den letzten Urlaubstag seiner Familie nicht zu verderben. Gemeinsam mit seiner krittelnden Frau Emily und den jungen Kindern Sara und Elliot besucht er die Walt Disney World, wo er zwei jungen Französinnen nachsteigt und Wahnvorstellungen verfällt.
Von Max Renn
„Carnival of Souls“ in Disneyland? Wie Debütant Randy Moore eigene Ideen in Schwarzweißbilder gießt, ganz ohne offizielle Genehmigung der Vergnügungsparks, gebiert ein surreales Mind-Fuck-Movie der bizarren Art. Ist ein Besuch in Disneyland auch so schon ein Horrortrip, taumelt ein Familienvater hier vor halbdokumentarischer Handkamera durch einen wahren Alptraum, der gleichwohl nur bedingt überzeugt.