Los Wochos bei Disney: leuchtend farbige, familienaffine Abenteuerfantasy mit der gekonnten Extraportion Schmalz
aka Coco – Lebendiger als das Leben, Lee Unkrich, Adrian Molina, US 2017
Kinostart: 30.11.2017
Story: In Mexikos einziger Familie, die Musik verabscheut, schlägt der 12-jährige Miguel aus der Art: Er will seinem großen Vorbild nacheifern, Schlagerlegende Ernesto. Als er glaubt, Urenkel des berühmten Barden zu sein und am Día de los Muertos dessen Gitarre aus der Gruft entwendet, landet er im Totenreich.
Von Caroline Lin
In Pixars 19. Animationsfilm „Coco“ zeigt sich das einst so progressive Studio mehr denn je von Disney einverleibt und gehorcht sklavisch der Familienliebe-über-alles-Ideologie. Was nicht heißt, das neue Werk von Lee Unkrich wäre nur überzuckert – es ergreift emotional klar weniger als sein imposanter „Toy Story 3“, die Story ist haarscharf absehbar und kann erst im schwer zu Herzen gehenden Finale richtig auftrumpfen.
Disneys Animations-Fabel demontiert im tierisch menschlichen Buddy-Movie großartig unterhaltsam Vorurteile und Rassismus
Zootopia, Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush, USA 2016
Kinostart: 03.03.2016, DVD/BD-Start: 14.07.2016
Story: Die traumatisierte Häsin Judy beginnt belächelt ihren Polizeidienst in der Metropole Zootopia. Von Kollegen geschnitten, übernimmt die idealistische Nachwuchsermittlerin einen Vermisstenfall und deckt gemeinsam mit dem trickbetrügerischen Fuchs Nick ein Komplott auf, das den sozialen Frieden gefährdet.
Von Caroline Lin
„Nur 48 Stunden“ hat das gegensätzliche Duo Fuchs und Hase Zeit, einen Kriminalfall zu lösen, der sich als Verschwörung erweist. Du bist mehr als dein Vorurteil: Dass solche Konstellationen nicht in Klischees ausarten, sondern ein smartes Spiel damit werden, liegt am Regie-Trio Rich Moore („Ralph reicht’s“) und Byron Howard („Rapunzel – Neu verföhnt“) sowie ihrem Co-Regisseur Jared Bush, der vorher an „Baymax“ mitwirkte.
Tinker Bell and the Legend of the NeverBeast, Steve Loter, USA 2014
Kinostart: 30.04.2015, DVD/BD-Start: 08.10.2015
In „TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest“, dem bereits sechsten Animationsauftritt von Disneys Haus-und-Hof-Fee – entstanden im gleichen Jahr wie Teil 5, „Tinkerbell und die Piratenfee“ -, stützt sich Steve Loter (der sämtliche „Kim Possible“-Einsätze leitete) auf Motive aus „Die Schöne und das Biest“. Die tragische Freundschaft fürs Leben zwischen süßer Girlie-Fee und grunzendem Fell-Gigant wurde von Jon Lasseter produziert und dreht sich witzig und zu Herzen gehend um die Frage, ob das fremde Wesen ein Weltenzerstörer oder der Auenlandretter ist.
Big Hero 6, Don Hall, Chris Williams, USA 2014
Kinostart: 22.01.2015, DVD/BD-Start: 11.06.2015
Nun hat die Superhelden-Seuche auch noch Disney infiziert. Nach dem unverhofften Riesenhit „Die Eiskönigin“ – im Vergleich so viel liebenswerter als diese 3D-Entertainment-Fantasy – dient die unbekannte Marvel-Mini-Reihe „Big Hero 6“ (so auch der Originaltitel) als Gerüst für ein anspielungsreiches Comicfan-Universum im Softdrink/Popcorn-Look. Die langjährigen Maushaus-Mitarbeiter Don Hall und Chris Williams, die großartige Scripts für „Küss den Frosch“ und „Mulan“ verfassten, richten einen dürftig-unglaubwürdigen, charakterschmalen Plot auf Kinderniveau an, der sowieso nur den Anstoß zum Eskapismus gibt.
Angenehm harmlose, niedlich-unterhaltsame 3D-Abenteuerepisode für junge Mädchen um die animierte Märchenfee.
The Pirate Fairy, Peggy Holmes, USA 2014
Kinostart: 12.06.2014, DVD/BD-Start: 16.10.2014
Story: Während des Vier-Jahreszeiten-Fest betäubt Zarina alle Feen des Nimmerlands und stiehlt den blauen Feenglanz, ohne den keine Fee fliegen kann. Tinkerbell und fünf Gefährtinnen verfolgen Zarina, die sich mit Pirat James verbündet hat. Der will seiner Räuberbande im Schädelfelsen das Fliegen ermöglichen.
Von Caroline Lin
Tinkerbell, die Fee aus „Peter Pan“, ist seit vielen Jahrzehnten ein treues Disney-Maskottchen und schwirrt seit 2008 durch eigene Spin-Offs. Im bereits fünften Animationsabenteuer der Blätter-Barbie, ein besserer Auftritt als der letzte vor zwei Jahren („Das Geheimnis der Feenflügel“), übernimmt die Co-Regisseurin der Vorgängers, Peggy Holmes, die Solo-Spielleitung und behandelt ihre Schützlinge mit Augenmaß und Sympathie.
Story: Kapuzineräffchen Saï landet durch einen Flugzeugabsturz mitten im Amazonas-Dschungel. Das junge, domestizierte Tier kann sich aus seinem Käfig befreien und muss sich fortan allein und ohne fremde Hilfe in einer fremden, dunklen, gefahrvollen Welt zurechtfinden. Bald trifft es eine Gruppe Artgenossen.
Von Caroline Lin
Es ist eine umgekehrte „Tarzan“-Geschichte, die uns Thierry Ragobert (Regisseur der Nordpol-Tierdoku „Der weiße Planet“) als eine Art National-Geographic-Abenteuer vorsetzt, samt einem angenehmen Erzähler für eine lehrreiche Schulstunde. Die mimische Bandbreite des Kapuzineräffchens ist variabler als von so manchem Schauspieler und gehorcht einer Spielfilm-Dramaturgie, die zwar inszeniert ist, aber das mehr als gelungen.
Bei Christophe Gans wird das französische Volksmärchen zur bombastisch-düsteren Euro-Fantasy: leicht kitschig, aber wundervoll.
La belle et la bête, Christophe Gans, FR/D 2014
Kinostart: 01.05.2014, DVD/BD-Start: 04.11.2014
Story: Als ein französischer Kaufmann 1810 sein Vermögen verliert und sich mit seinen sechs verwöhnten Kindern auf einen Landsitz zurückzieht, pflückt er in einem geheimnisvollen Schloss eine Rose, für die der Besitzer, ein verfluchtes Ungeheuer, seine Lieblingstochter Belle fordert, die sich für ihren Vater opfert.
Von Caroline Lin
Man muss sich einen gewissen naiven Blick für die Wunder des Kinos bewahren, dann lässt sich diese bildgewaltige Märchen-Oper in vollen Zügen genießen. Anders als angloamerikanische Heldenepen bleibt Phantastikfreund Christophe Gans („Der Pakt der Wölfe“) der genuin gallischen Volkssage treu und präsentiert mit sagenhafter Lust auf visuelle Pracht eine klassische Mär und ihren erheblichen emotionalen Kern über die Kraft der Liebe.
Klassisches Familienmusical? Moderner CGI-Kinderspaß? Erwachsenenmelodram? Diese Disney-Animation will alles sein und ist doch zu wenig.
Frozen, Chris Buck, Jennifer Lee, USA 2013
Kinostart: 28.11.2013, DVD/BD-Start: 03.04.2014
Story: Als am Tag ihrer Krönung Elsas mühsam verborgene Zauberkräfte ausbrechen und ihr Reich Arendelle in eine ewige Eiswüste verwandeln, flieht sie in die Berge. Ihre Schwester Anna will sie mit Naturbursche Kristoff, Elch Sven und Schneemann Olaf finden, muss sich Ungetümen und Intrigen am Hofe erwehren.
Von Sir Real
Olaf ist die Rettung. Der naive Schneemann, der kein Wässerchen trüben kann, entfacht als lustiger Simpel mit Grundoptimismus ein wahres Gute-Laune-Feuerwerk. Der charmesprühende Auftritt des schrägen Kerlchens (deutsch von Hape Kerkeling gesprochen), der vom Sommer träumt, bläst den Staub aus einer im schlechtesten Sinne Old-School-Erzählung. Auch wenn der Sidekick eigentlich viel zu spät kommt.