Story: Seit der Klimawandel mit dem künstlichen Kühlmittel CW-7 gestoppt wurde, ist die Welt ein Kühlschrank und in ewiges Eis gehüllt. Die letzten Überlebenden rasen mit einem Zug durch die Winterwüste, bis die hungernden, brutal geknechteten Passagiere den Aufstand gegen die Luxus-Abteile starten.
Von Max Renn
Ice Age: Seine Erfolge „The Host“ und „Mother“ verhalfen dem Koreaner Bong Joon-ho zum englischsprachigen Debüt mit Charakternasen aus Hollywoods zweiter Reihe, die er in ein eigentlich schlichtes B-Movie um eine rollende Arche schickt, eine SciFi-Dystopie, die er jedoch zum bedeutungsschweren Gewalt- und Unterdrückungsdrama aufbläst. Doch das Hauen-und-Stechen-Script gibt so viel Drama einfach nicht her.
Bestenfalls bizarre Zumutung mit Maria Schrader, die nach einem Gedächtnisverlust viel Beziehungsporzellan zerschlägt.
Jan Schomburg, D 2014
Kinostart: 01.05.2014
Story: Als die jahrelang verheiratete, hochgeistige Feministin Lena mit einem neurologischen Notfall ins Krankenhaus eingeliefert wird und über Nacht ihr biografisches Gedächtnis verliert, ist sie eine andere. Weder erkennt sie ihren Mann noch ihr Leben wieder, schläft mit einem Fremden und verstört Freunde.
Von Thorsten Krüger
Wenn manche deutsche Filme nicht in grauer Hässlichkeit baden, geht es ihnen nicht gut. So gesehen läuft es super für „Über uns das All“-Regisseur Jan Schomburgs Krankheitsfilm, aus dem sich, ebenso landestypisch, doch nur ein Beziehungsdrama schält. Kein Himmelsblau, kein Pflanzengrün oder Sonnenstrahl weit und breit, sogar der Wald ist trist und farblos. Ein Land, in dem alle betroffen, betreten und freudlos sind.
Kate Winslet schöpft in Jason Reitmans traurig-schönem Liebesmelodram Hoffnung – ein Coming of Age zwischen Utopie und Realität.
Jason Reitman, USA 2013
Kinostart: 08.05.2014, DVD/BD-Start: 18.09.2014
Story: Die seit ihrer Trennung deprimierte, alleinerziehende Adele und ihr langsam in die Pubertät kommender Sohn Hank nehmen den verletzten Frank mit; er entpuppt sich als entflohener Sträfling, der beide zwar in ihrem Haus festhält, sich aber als sanfter Mann erweist, mit dem sie wieder eine Familie wären.
Von Caroline Lin
Das Paradies zu finden heißt, es zu verlieren: Was als subtil spannender Geiselthriller beginnt, entwickelt sich für drei um ihr Familienglück Betrogene zu einer Sehnsuchtserfüllung, einem wunderschönen Traum, der in der Realität leider keine Chance hat – aber deshalb nicht vorbei ist. Eine Americana, die kunstvoll, bittersüß und atemberaubend gefühlvoll ein Erwachsenwerden am titelgebenden Ferienwochende 1987 ausbedingt.
Die stumme Frau: Kunsthistorikerin Kristine (Dagmar Manzel) hat beim Wutausbruch ihre Stimme verloren und sich ins Ferienhaus in den südfranzösischen Cevennen zurückgezogen, wo Dorfgemeinschaft, Töchterchen, Gatte und Lover eine affärenreiche Ehekrisendramödie lostreten. Zwischen Ü50-Frauenselbstfindungsstück und Beziehungsproblemfilm häufen sich absurde Quadrat-Konstellationen, woraus sich eine Komödie über Lebens- und Liebeslügen schält.
Into the Wild: Auf dem Kamel durch Australiens Wüste – ein berührendes Grenzerfahrungs-Abenteuer und emotionaler Walkabout
Tracks, John Curran, AUS 2013
Kinostart: 10.04.2014, DVD/BD-Start: 13.10.2014
Story: Die 25-jährige Robyn Davidson ackert zwei Jahre lang in Alice Springs für Kamelzüchter, bis sie endlich vier Exemplare erhält, um mit ihnen 1977 ihren Traum zu verwirklichen und allein durch die lebensfeindliche Wüste bis zur Küste zu ziehen. Einziger Kompromiss: Ein Fotograf folgt ihr für die National Geographic.
Von Thorsten Krüger
Das gibt es noch – Kino als unbedingt nahegehende Reise zu eigenen und fremden Grenzen, als pures, authentisches Erlebnis jenseits genormter Hollywood-Adventures. Die Zivilisationsflucht ins wilde Outback nach dem Weltbestseller von Robyn Davidson ist weit mehr als ein Travelogue, es ist eine Odyssee in die eigene Biografie, zur Traumzeit, von sphärischen Klängen zur bittersüßen, berückenden Meditation erhoben.
Seichter Thaigrusel in geleckter 3D-Kommerzoptik, dessen hübscher melodramatischer Twist nach einem Remake schreit.
Chit sam phat 3D, Pornchai Hongrattanaporn, TH 2013
ohne deutschen Start
Story: Von Kind auf sah Jet Geister und den Tod anderer Menschen voraus, ein Fluch, der ihn zum Außenseiter wie erfolgreichen Anwalt macht, der mit seiner Freundin Joom zusammenlebt. Als er das reiche junge Früchtchen Kaew vertreten soll, verliebt er sich, obwohl sie eindeutig schlechtes Karma verheißt.
Von Max Renn
Der vielbeschäftigte thailändische Komödienregisseur Pornchai Hongrattanaporn („My Valentine“), von dem hierzulande lediglich 2005 der Martial-Arts-Slapstick „Bangkok Loco“ erschien, wagt einen Ausflug ins sehr kommerziell orientierte Horrorfach. Es nimmt nicht Wunder, das er damit weder Schauer noch Thrill erzeugt, sondern vornehmlich Komik. Immerhin wartet sein I-See-Dead-People-Movie mit einem guten Surprise-Ende auf.
Story:Yann ist kurzfristig für seinen verletzten Kollegen eingesprungen und nimmt an der Vendée Globe teil, einer Einpersonen-Weltumseglungs-Regatta. Bei einem Reparaturaufenthalt fängt sich Yann einen blinden Passagier ein, den jungen Mauretanier Mano, den er versteckt, um nicht disqualifiziert zu werden.
Von Thorsten Krüger
Wäre „En solitaire“, zu deutsch: allein, eine Dokumentation über ein Hochsee-Wettsegeln, er würde begeistern. Dem Regiedebüt des versierten französischen Kameramanns Christophe Offenstein („Kein Sterbenswort“) merkt man seine visuelle Könnerschaft an: Absolut authentisch liefert er Impressionen von einen hochgerüsteten, modernen Einhandsegelschiff, das im Höchsttempo durch eine raue See und ruppige Stürme pflügt.
„Flammendes Inferno“ in 3D: Adrenalinverstärkte Feueraction, die sich mit billiger Melodramatik und schlechten Tricks vieles ruiniert.
Oxide Pang Chun, Danny Pang, CH/HK 2013
DVD/BD-Start: 25.03.2016
Story: Kwan hat in einem Wolkenkratzer in Guangzhou eine Hitech-Feuer-Sicherheitsfirma gegründet. Als die schwangere Frau seines mit ihm zerstrittenen Bruders Kwan den Neubau betritt, bricht ein heimtückisches Feuer im Erdgeschoss aus, das nur Kwan mit seinem Feuerwehrtrupp eindämmen kann.
Von Gnaghi
Die China-Version von „Flammendes Inferno“, veranstaltet von den durch ihren Genre-Pulp vertrauten Pang-Brothers („Bangkok Dangerous“), gemahnt an die Billigkopien, die vor Jahrzehnten in der damaligen Kronkolonie von erfolgreichen Hollywood-Hits fabriziert wurden. Nach dem koreanischen „Outbreak“-Ersatz „The Flu“ steht der nächste Asia-Katastrophenfilm ins Haus, und zwar einer, der grausig schlecht getrickst ist.
Schrullige Indie-Romcom, in der eine Zeitmaschine als Mystery-MacGuffin einer zauberhaft-nahegehenden Lovestory dient.
Safety Not Guaranteed, Colin Trevorrow, USA 2012
DVD/BD-Start: 06.03.2014
Story: Der eigenbrötlerische Kenneth hat eine Annonce gesetzt, in der er Begleiter für eine Reise mit seiner im Bau befindlichen Zeitmaschine sucht. Zeitungspraktikantin Darius fährt mit zwei Kollegen in die Provinz, um der Story nachzugehen. Als sie eruiert, ob Kenneth ein Spinner ist, verliebt sie sich in ihn.
Von Thorsten Krüger
Vom Gespann Colin Trevorrow und Derek Connolly (demnächst mit „Jurassic World“ beschäftigt) für gerade einmal eine Dreiviertel Millionen Dollar entspannt ins Bild gesetzte, liebenswerte Goofy-Geeks-Dramödie, die auch wegen ihrer tollen Nachwuchsakteure, Aubrey Plaza („Die To-Do Liste“), Mark Duplass („Zero Dark Thirty“) und Jake Johnson („21 Jump Street“) als charmantes Knalltüten-Trio, witzig und berührend ausfällt.
Story: November 1942: Die Wehrmacht hat die russische Stadt Stalingrad beinahe eingenommen und steht an der Wolga. Aber die Rote Armee leistet Widerstand und verhindert, dass die Deutschen über den Fluss setzen. In den brennenden Ruinen stehen sich fünf Russen, eine Zivilistin und eine Nazi-Truppe gegenüber.
Von Thorsten Krüger
Jubiläum! 70 Jahre Schlacht um Stalingrad! Der Sieg im großen vaterländischen Krieg muss gebührend gefeiert werden, befand der für solche Fälle zuständige Fedor Bondarchuk, der schon den Afghanistaneinsatz in „Die neunte Kompanie“ kräftig verklärte. Also schuf er ein rührseliges Heldenspektakel auf der offiziellen Linie Moskaus (Auslandsoscarbeitrag!), eine Ode an unglaublich tapfere Teufelskerle in ewiggestriger Bauart.
Story: Just mit seiner Sterblichkeit konfrontiert, entschließt sich der betagte Marcus Schwartz zur Beisetzung nach jüdischer Tradition, muss dafür aber erst seine Identität nachweisen. Das führt den Auschwitz-Überlebenden mit einer jungen Deutschtürkin in seine ungarische Heimat, wo sich keiner an ihn erinnert.
Von Thorsten Krüger
Diese Art Filmförderung gibt es nur in Deutschland, wo mit öffentlichen Mitteln eine Holocaust-Gedenk-Industrie ihr frequentes Werk vollbringt. So überflüssig dieses vom jüdisch-französischen Dokumentaristen Pierre-Henri Salfati („Le Jazzman du Goulag“) umgesetzte, nicht über die übliche Betroffenheits-Attitüde hinauskommendes Roadmovie-Drama leider sein mag, es hätte ein richtig berührendes Melodram werden können.
Die Göttin des Gemetzels: Meryl Streep als vom Tode gezeichnete Patriarchin in einer stargespickten, gallig-giftigen Familienfarce.
August: Osage County, John Wells, USA 2013
Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 07.08.2014
Story: Als sich Alkoholiker Beverly ertränkt, ruft seine krebskranke Witwe Violet ihre drei über das ganze Land verstreuten Töchter samt Anhang in ihr einsames Haus im Oklahoma. Die schmerzmittelabhängige, hasserfüllte Frau nutzt die Beerdigung, um mit ihren Verwandten auf bitterböse Weise abzurechnen.
Von Thorsten Krüger
Hundstage im Mittelwesten: Basierend auf Tracy Letts’ mit dem Pulitzer-Preis gekröntem Theaterstück lässt John Wells („Company Men“) Hollywoodstars sich in einem garstigen Familienkrieg gegenseitig zerfleischen. Ein komisch-dramatisches, weibliches Nachfolgestück zu Tennessee Williams’ „Die Katze auf dem heißen Blechdach“, eine Weinstein-Produktion, deren Familiendemontage jedoch banal und kalkuliert bleibt.
Body Damage: Gesellschaftskritische True-Crime-Meditation mit verstörender Aura und langsam aufpilzender Psycho-Wirkung.
Alexandre Moors, USA 2013
ohne deutschen Start
Story: Auf der Karibikinsel Antigua adoptiert John den von seiner Mutter verlassenen 17-jährigen Lee und zieht mit ihm in die Vororte von Washington, D.C. John, dem seine Frau die Töchter nahm, stiftet Lee aus Frust an, mit dem Scharfschützengewehr aus ihrem Wagen heraus wahllos Menschen zu töten.
Von Max Renn
„Amerika tötet jeden Tag Menschen – warum also nicht wir?“ Und weil sich zwei wütende Schwarze für unsichtbar halten, gehen sie auf Killing Spree, starten einen Guerillakrieg gegen die USA, aus Frust über die unfaire Welt. Das alles fand tatsächlich statt: 2002 töteten John Muhammad und Lee Malvo aus einem blauen Chevrolet Caprice rund um die amerikanische Hauptstadt mindestens zehn Personen, bevor man sie fassen konnte.
Keanu Reeves als Halbblut-Krieger in einem wenig spektakulären, lauwarmen Zwitter aus Fantasyepos und Samuraidrama.
Carl Rinsch, USA 2013
Kinostart: 30.01.2014, DVD/BD-Start: 05.06.2014
Story: Als der heimtückische Lord Kira und seine Hexe ihren Fürsten ermorden, sind 47 Samurai über Nacht herrenlose Ronin. Ein Jahr darauf ziehen sie mit dem bisher verachteten Außenseiter Kai in die Racheschlacht. Sie, um ihre Ehre wiederzuerlangen, Kai, um seine große Liebe Mika aus Kiras Gewalt zu befreien.
Von Thorsten Krüger
Der seinem Spitznamen der Hölzerne alle Ehre machende „Matrix“-Star ist von fernöstlicher Kultur fasziniert, was auch sein im März startendes Regiedebüt, das Martial-Arts-Movie „Man of Tai Chi“, bestätigt. Der derart in die japanische Tradition verliebte Kimonoträger wählt ein bekanntes Volksmärchen, das er als prachtvoll ausgestattetes Historienkostümkino und großes Königsdrama am Hof mit vollem Ernst durchzieht.
Nachfühlbar lebensnah und deshalb erschütternd-starkes Generationendrama um Alter, Würde, Familie, Befangenheit und Freiwerden.
Marcel Gisler, SUI 2013
Kinostart: 27.03.2014, DVD/BD-Start: 07.11.2014
Story: Der homosexuelle Schriftsteller Lorenz kehrt aus Berlin in sein Schweizer Heimatdorf zurück, weil seine alkoholsüchtige Mutter Rosie einen Infarkt erlitten hat. Er und seine Schwester Sophie verzweifeln an der stacheligen Dame, die sich partout nicht helfen lassen will und ihnen bald den letzten Nerv raubt.
Von Gnaghi
Marcel Gislers völlig verdient mit drei Schweizer Filmpreisen dekoriertes Regiecomeback nach 15-jähriger Pause ist nicht einfach nur die Anekdote von einer, die nicht ins Pflegeheim wollte. In dem vollkommen unkonstruierten Drama erzählt der Wahlberliner die eigene Familiengeschichte, die er als Hommage an seine verstorbene Mutter betrachtet: als für jeden unmittelbar nachvollziehbare Beziehungsstudie über den menschlichen Makel.
Story: Nachdem Jack Ryan seine Kriegsverletzung auskuriert hat und mit seiner großen Liebe Cathy zusammengezogen ist, arbeitet der Ex-Marine als Finanzanalyst der CIA zu und entdeckt Anschlagspläne des russischen Oligarchen Cherevin, womit dieser die US-Wirtschaft lahmlegen will und dafür über Leichen geht.
Von Thorsten Krüger
Reboot ist womöglich ein irreführender Begriff, zumal die Wiedererweckung von Tom Clancys berühmtester Romanfigur, dem CIA-Analysten Dr. Jack Ryan, ein fast schon klassisches Old-School-Hollywood-Garn ist, was auch an der anachronistisch anmutenden Kalter-Kriegs-Mentalität liegt. Da aber Chris „Captain Kirk“ Pine in die Fußstapfen von Harrison Ford und Ben Affleck tritt, regiert bald ganz zeitgemäß die atemlose Action.
Paolo Sorrentinos Meisterwerk über die unerträgliche Leichtigkeit des Seins verneigt sich vor der Ewigen Stadt und Fellini.
La grande bellezza, Paolo Sorrentino, IT/FR 2013
Kinostart: 25.07.2013, DVD/BD-Start: 05.03.2014
Story: Schriftsteller und Lebemann Jep hat sich jahrzehntelang in seiner Dachterrassenwohnung direkt gegenüber des Colosseums mit High-Society-Partys vergnügt, als ihn an seinem 65. Geburtstag die Nachricht vom Tod seiner ersten Liebe aufschreckt. Mit Stripperin Ramona begibt er sich auf Sinnsuche durch Rom.
Von Thorsten Krüger
Der Gewinner des Europäischen Filmpreises 2013 trägt seine Krone zurecht: Die Hommage an Federico Fellini, speziell „Das süße Leben“, aber auch an Rom und Italien, ist ein atemberaubendes, reines Kunstwerk mit einem grandiosen Toni Servillo („Il Divo“) auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Ein melancholisch-bewegendes Gesellschafts-Panorama, das einen zum Lachen, Weinen, Träumen und Nachdenken bringt.
Rocky versus Raging Bull: Stallone und de Niro in einem charmant-selbstironischen Comeback-Fight zwischen Drama und Komödie.
Grudge Match, Peter Segal, USA 2013
Kinostart: 09.01.2014, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Zwei Duelle trugen die Boxchamps Billy und Henry Anfang der 80er Jahre aus, dann schlief Billy mit Henrys Freundin und dieser zog sich über Nacht zurück. Bis 30 Jahre später ein quirliger Boxpromoter die Feinde zum Revanche-Kampf motiviert – angesichts ihres vorgerückten Alters ein gefährlicher Scherz.
Von Gnaghi
Es zittern die morschen Knochen: Weidlich unterhaltsame Komposition aus deftig witziger Komödie und anrührendem (Familien)Drama, in dem die Leinwand-Senioren Sylvester Stallone (67) und Robert De Niro (70) sich als ziemlich beste Feinde und körperlich beachtlich fitte Rumble-Rentner im Ring vermöbeln. Dem gemütlichen Tempo mag etwas juveniler Pep fehlen, aber Humor, Charme und Darsteller sind exzellent.
Der Südkoreaner Kim Sung-su, Regisseur des explosiven Jugendgewaltdramas „Beat“ und der nationalerbaulichen Historienschlachtplatte „Musa – The Warrior“, hat nach zehnjähriger Schaffenspause einen mit extra-dümmlichen Humor versalzenen Blockbuster nach Roland-Emmerich-Art für ein sichtbares Sümmchen Won aufgestellt. Nach asiatischer Sitte handelt er einen Vogelgrippe-Ausbruch ab, ein H5N1-Killervirus, den illegale Einwanderer Mitte 2014 im Bevölkerungszentrum Bundang einschleppen. Erst fliegen die ausgehusteten Tröpfchen, danach Blut, schließlich die Kugeln eines brutalen Staatsapparats, der seine Armee ein Massaker an der panischen Bevölkerung verüben lässt.
Les salauds, Claire Denis, FR/D 2013
Kinostart: 26.12.2013
Das Schweigen: Die französische Autorenfilmerin Claire Denis, bekannt für ihr so anspruchsvoll-schwieriges wie künstlerisches Arthauskino („Beau travail“) reist mit ihren distanzierten, grimmigen Nocturno tief in die finstere Seelennacht. Sie nutzt erstmals die Freiheiten des digitalen HD-Materials für ein gedankenverhangen-schwermütiges Mood Movie, das sich als Krimi-Puzzle um menschliche Erschütterungen entfaltet.
Sechs Charakterstars spielen groß auf in der milieustarken Elegie einer sterbenden Industrienation samt gewalttätigem Rachedrama.
Out of the Furnace, Scott Cooper, USA/GB 2013
Kinostart: 03.04.2014, DVD/BD-Start: 07.08.2014
Story: Stahlarbeiter Russell muss für einen unverschuldeten Autounfall länger ins Gefängnis, derweil ihn die Freundin verlässt, der kranke Vater stirbt und der junge Bruder, der seelisch versehrte Irakkriegsveteran Rodney, mit Barknucklefights seine Schulden zu tilgen versucht und an einen brutalen Drogendealer gerät.
Von Thorsten Krüger
Ohne Selbstjustiz geht’s in den USA einfach nicht: Im tristen Rust Belt angesiedeltes Amalgam aus Sozialdrama, Milieustudie, Film Noir und Rachethriller, reichlich gespickt mit für Trophäen groß aufspielenden Charakterstars. Christian Bale und besonders Woody Harrelson als wandelnde Gewalttat leisten Beeindruckendes in dieser schwarzen Workers Ballad, ein „Die durch die Hölle gehen“-Update mit Irakkriegsveteranen.
Smells Like Teen Spirit: eine berührend-melancholische Coming-of-Age-Romanze, in der nicht nur die Gefühle authentisch sind.
aka The Spectacular Now – Im Hier und Jetzt, James Ponsoldt, USA 2013
DVD/BD-Start: 20.03.2015
Story: In seinem letzten Highschool-Jahr hat der charmante Gute-Laune-Bolzen Sutter durch einen Fauxpas seine Freundin Cassidy eingebüßt und spielt nun aus Liebesfrust mit den Gefühlen von Strebermädchen Aimee. Er verhilft ihr zu mehr Selbstbewusstsein, wird von eigenen Problemen aber aus der Bahn geworfen.
Von Sir Real
Keineswegs nur einen weiteren Teeniefilm hat James Ponsoldt gestaltet, der Regisseur des Säuferdramas „Smashed“ (dessen Star Mary Elizabeth Winstead eine Nebenrolle bekleidet). Sondern eine klasse gespielte, reife Teen-Dramödie mit Tiefgang, so komisch und sensibel wie die Filme von John Hughes („The Breakfast Club“), mit traumhaften Soundtrack unverstellt-wohlwollend die Weltsicht und Sorgen der Jugend besingend.
Realitätsnahes Suspense-Drama um eine misslingende Amateur-Entführung als galliger Soziokommentar auf die Verhältnisse in Israel.
Tom Shoval, ISR/D/FR 2013
Kinostart: 23.01.2014
Story: Am Rande Tel Avivs sind die Coopers von der Zwangsräumung bedroht. Um den depressiven Vater mit Lösegeld zu retten, entführen die gerade volljährigen Brüder Shaul und Yaki heimlich eine reiche Mitschülerin. Die wenig durchdachte Aktion droht aus dem Ruder zu laufen und ihr Opfer zu sterben.
Von Thorsten Krüger
Endlich kommt ein israelischer Film, der nicht vom Nahostkonflikt handelt, in die Kinos. Dafür serviert uns Regienovize Tom Shoval einen unangenehm realitätsnahes Suspense-Drama um eine misslingende Entführung. Ein beklemmender Sozial-Thriller, der nicht nur Parabel auf eine amoralische Jugend, sondern eine solche Gesellschaft als Ganzes ist, wo man im Linienbus unbehelligt Menschen kidnappen kann.
Gonzalo López-Gallego, USA 2013
DVD/BD-Start: 03.09.2014
Ein Mann erwacht knochenknackend nach Luft japsend zum Leben in einer Leichengrube, über ihm eine Gewitternacht – ein ideales Szenario, mit dem so viele B-Pictures gepitcht werden. Daraus könnte also ein „Cube“ oder „Saw“ werden. Gonzalo López-Gallego (Regisseur des üblen Blödsinns „Apollo 18“), der in seinem Low-Budget-Mystery-Horror-Drama Sharlto Copley („Elysium“) und den vielbeschäftigten Thomas Kretschmann („King Kong“) einsetzt, hält tatsächlich eine Dreiviertel Stunde Spannung durch Bedrohung und Rätselraten hoch.
Ron Howards Rennfahrer-Drama ist ein mitreißendes Doppel-Biopic mit Tiefgang und einem grandiosen Daniel Brühl.
Ron Howard, USA/D/GB 2013
Kinostart: 03.10.2013, DVD/BD-Start: 05.03.2014
Story: 1970 begegnen sich die beiden Jungtalente James Hunt und Niki Lauda – Abneigung auf den ersten Blick. Jahrelang werden der britische Partylöwe und der österreichische Workaholic zu erbitterten Konkurrenten, die sich in der Formel 1 um die Titel duellieren – bis zu Laudas beinahe tödlichem Unfall 1976.
Von Caroline Lin
Weit mehr noch als in „Frost/Nixon“ widmet sich Autor Peter Morgan dem Doppel-Porträt zweier konträrer Charaktere, was Ron Howard („A Beautiful Mind“) abermals als intensives Duell übersetzt. Sein Biopic packt mit authentischen Rennszenen, emotionaler Tiefe und einer Formel 1 im Retro-Look zu einer Zeit, als der Tod ein ständiger Begleiter war: Laudas Horrorunfall ist eine mörderische, tiefgreifende Zäsur.