Schlagwort-Archive: Fjodor Dostojewski

The Double

Die ambitionierte Psychotragikomödie mit Jesse Eisenberg als Doppelgänger ist eine pechschwarze Kafkaeske.

The Double Cover

Richard Ayoade, GB 2013
ohne deutschen Start
Story: EDV-Bürodrohne Simon ist ein schüchterner Pechvogel, auf dem alle herumhacken. Einziger Lichtblick: die ähnlich verstockte Kopistin Hannah, in die er sich heimlich verliebt hat. Dann taucht der ihm aufs Haar gleichende James auf, drängt ihn dreist aus seinem Job und spannt ihm das Mädchen aus.
Von Thorsten Krüger

Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man Franz Kafka als Urheber dieses finster-komischen Alptraums vermuten. Jedoch basiert der zweite Film des britischen Comedians Richard Ayoade tatsächlich auf Fjodor Dostojewskis 1846 veröffentlichter Erzählung „Der Doppelgänger“, in dem ein kleinmütiger Beamter von einem Doppelgänger jäh aus seiner Position verdrängt wird und am Ende als Wahnopfer in der Psychiatrie landet.

ganzer Artikel

Die zwei Gesichter des Januars

Hochkarätiger psychologischer Suspense-Thriller für Genießer – ein mörderischer Noir nach Patricia Highsmith.

Die zwei Gesichter des Januars Cover

The Two Faces of January, Hossein Amini, GB/USA/FR 2014
Kinostart: 29.05.2014, DVD/BD-Start: 09.10.2014
Story: Athen 1962: Schwindler Rydal lernt als Fremdenführer das reiche Ehepaar Colette und Chester kennen. Aus Begehren zu der attraktiven Frau hilft er Chester nach einem tödlichen Unfall auf Kreta unterzutauchen. Während die Polizei nach dem Trio fahndet, brechen schwere Spannungen zwischen ihnen aus.
Von Thorsten Krüger

Nur die Sonne war Zeuge: Gleißend helle Griechenland-Bilder kontrastieren das dunklen Innenleben der Figuren im Regiedebüt von Drehbuchautor Hossein Amini, der sich mit Arbeiten wie „Die Flügel der Taube“ und „Drive“ empfahl, bei „47 Ronin“ aber auch nichts retten konnte. Wieder adaptiert er eine Vorlage, den 1964 veröffentlichten, neunten Roman von der Meisterin der psychologischen Spannung. Und zwar kongenial.

ganzer Artikel

Youth

Realitätsnahes Suspense-Drama um eine misslingende Amateur-Entführung als galliger Soziokommentar auf die Verhältnisse in Israel.

Youth Cover

Tom Shoval, ISR/D/FR 2013
Kinostart: 23.01.2014
Story: Am Rande Tel Avivs sind die Coopers von der Zwangsräumung bedroht. Um den depressiven Vater mit Lösegeld zu retten, entführen die gerade volljährigen Brüder Shaul und Yaki heimlich eine reiche Mitschülerin. Die wenig durchdachte Aktion droht aus dem Ruder zu laufen und ihr Opfer zu sterben.
Von Thorsten Krüger

Endlich kommt ein israelischer Film, der nicht vom Nahostkonflikt handelt, in die Kinos. Dafür serviert uns Regienovize Tom Shoval einen unangenehm realitätsnahes Suspense-Drama um eine misslingende Entführung. Ein beklemmender Sozial-Thriller, der nicht nur Parabel auf eine amoralische Jugend, sondern eine solche Gesellschaft als Ganzes ist, wo man im Linienbus unbehelligt Menschen kidnappen kann.

ganzer Artikel

Spieltrieb

Hochtrabendes Jugenddrama nach Juli Zeh, das vorgibt intellektuell zu sein, aber nur eine hanebüchene Pseudo-Show abspult.

Spieltrieb Cover

Gregor Schnitzler, D 2013
Kinostart: 10.10.2013, DVD/BD-Start: 11.04.2014
Story: Die 15-jährige Ada ist hochbegabt, hat zwei Klassen übersprungen, wird böse gemobbt und fliegt auf den weltgewandten Neuzugang Alev. Gerne kollaboriert sie mit ihrem Schwarm, der mit einem perfiden Spiel seine krude Theorie beweisen will und Lehrer Smutek erpresst, den er beim Sex mit Ada filmt.
Von Gnaghi

Die zweite Verfilmung eines Bestsellers von Juli Zeh ist zwar nicht so aseptisch wie „Schilf“, scheitert dafür dramatisch an ihrem eigenen, hochtrabenden Anspruch, intellektuelles Kino zu schaffen: Gregor Schnitzler, der mit „Die Wolke“ ein bedrohlicher Schüleralptraum über den atomaren GAU gelang, kokettiert mit Dostojewskis „Verbrechen und Strafe“ und Nietzsches Übermensch, erzeugt aber nur leere Worthülsen statt geistiges Niveau in einem Thrillerdrama mit niedrigem IQ.

ganzer Artikel