Der Lebensweg eines Palästinensers in Israel ist eine witzige Rhapsodie in Moll, die mit menschlicher Größe sanft nahegeht
Dancing Arabs, Erin Rilkis, IL 2014
Kinostart: 21.05.2015, DVD/BD-Start: 22.10.2015
Story: Anfang der 80er Jahre erweist sich Palästinenser Eyad als junges Genie, das später als einziger Araber in einer Jerusalemer Eliteschule aufgenommen wird. Er passt sich an, pflegt eine heimliche Liebe zu Mitschülerin Naomi, betreut den gelähmten Yonatan – und gerät schmerzhaft zwischen zwei Kulturen.
Von Sir Real
Dancing Arab: Kein Araber tanzt wirklich im neuen Film von Eran Riklis, der damit nach seinem ungewohnt schwachen „Zaytoun“ wieder zu alter Stärke von „Die syrische Braut“ und vor allem dem thematisch vergleichbaren „Lemon Tree“ findet. Vielmehr vollführt ein junger Palästinenser einen gefährlichen Eiertanz zwischen arabischer und jüdischer Kultur, zwischen seinen Identitäten auf, eine fortwährende Verleugnung seiner selbst.
Durchwachsen und doch bewegend: Ester Amramis organisches Drama über eine doppelt heimatlos Selbstsuchende zwischen Berlin und Israel.
Ester Amrami, D 2014
Kinostart: 29.01.2015
Story: Als der selbstzweifelnden Noa das Stipendium entzogen wird, weil niemand den Sinn ihres „Lexikon der unübersetzbaren Wörter“ versteht, flieht sie aus Berlin zu ihrer Familie nach Israel, wo sie sich ebenso wenig heimisch fühlt. Dann reist ihr deutscher Freund Jörg nach und will Antworten von ihr.
Von Sir Real
Man kann gewiss vermuten, dass die Sinn- und Heimatsuche, bzw. Heimatlosigkeit der Protagonistin im Diplomfilm der Babelsberg-Absolventin Ester Amrami auch persönliche Befindlichkeiten und Zerrissenheiten der in Israel geborenen Berlinerin abhandelt. Gemeinsam mit ihrem Mann Momme Peters entwickelte sie ein Verlorensein zwischen den Kulturen mehr als nur ein „Lost in Translation“, manchmal aber auch weniger.
Realitätsnahes Suspense-Drama um eine misslingende Amateur-Entführung als galliger Soziokommentar auf die Verhältnisse in Israel.
Tom Shoval, ISR/D/FR 2013
Kinostart: 23.01.2014
Story: Am Rande Tel Avivs sind die Coopers von der Zwangsräumung bedroht. Um den depressiven Vater mit Lösegeld zu retten, entführen die gerade volljährigen Brüder Shaul und Yaki heimlich eine reiche Mitschülerin. Die wenig durchdachte Aktion droht aus dem Ruder zu laufen und ihr Opfer zu sterben.
Von Thorsten Krüger
Endlich kommt ein israelischer Film, der nicht vom Nahostkonflikt handelt, in die Kinos. Dafür serviert uns Regienovize Tom Shoval einen unangenehm realitätsnahes Suspense-Drama um eine misslingende Entführung. Ein beklemmender Sozial-Thriller, der nicht nur Parabel auf eine amoralische Jugend, sondern eine solche Gesellschaft als Ganzes ist, wo man im Linienbus unbehelligt Menschen kidnappen kann.
45 Minutes to Ramallah, Ali Samadi Ahadi, D 2013
Kinostart: 05.12.2013
Der iranischstämmige Regisseur Ali Samadi Ahadi beherrscht Politik (die erschütternde Iran-Demo-Niederschlagung „The Green Wave“) wie Komödie (den sympathischen Culture-Clash-Spaß „Salami Aleikum“) gleichermaßen. Wieso er in dieser witzlosen Deppen-Klamotte völlig versagt, ist eigentlich unbegreiflich. Die Story um zwei zankende palästinensische Brüder, die den Leichnam ihres Vaters aus Israel nach Ramallah überführen wollen und in einer absurden Odyssee in die Logik des Nahost-Konflikts hineingezogen werden, birgt schließlich einiges Potenzial.