Als simples B-Movie hätte man „Life“ wohl geschluckt, mit dem der aus Schweden stammende Thriller-Regisseur Daniel Espinosa seine bisherige Dutzendware „Safe House“ und „Kind 44“ um einen weiteren belanglosen, streckenweise spannenden Eintrag ergänzt. Wenn nur die hochtrabenden philosophischen Anwandlungen über die Genese von Leben und Evolution nicht wären, schlecht abgeschaut bei Terrence Malicks „The Tree of Life“. Sie bleiben ein Fremdkörper – diese „nachdenklichen“ Abschnitte wirken so unbeholfen, dass es einen graust. Zumal einem die Charaktere egal sind.
Modedesigner Tom Ford gelingt es nicht, großartige Schauspieler in divergierenden Erzählebenen in ein stimmiges Ganzes zu integrieren
Tom Ford, USA 2016
Kinostart: 22.12.2016
Story: Die reich verheiratete, aber unglückliche Galeristin Susan erhält eines Tages ein Romanmanuskript von ihrem Ex-Mann, den sie damals aus Kalkül verließ. Die brutale Mär um Edward, der seine ganze Familie an ein Mördertrio verliert, schockiert und bannt sie – die Parallelen zur Realität sind Absicht.
Von Max Renn
Lange sieben Jahre nach seinem berührenden Geniestreich „A Single Man“ greift Modezar Tom Ford wieder zur Kamera und hat sich für seine exquisite Bild- und Ausstattungs-Kür „Nocturnal Animals“ die Vorlage „Tony & Susan“ von Austin Wright ausgesucht, bei der die beiden Erzähl-Ebenen jedoch wesentlich wirkungsvoller verschränkt sind als in Fords disparaten und bemühten, aber ziemlich leeren Prätentions-Thriller.
Rabenschwarz satirisch: bitterböse Psychostudie und packender Medienthriller mit einem amoralisch guten Jake Gyllenhaal.
Nightcrawler, Dan Gilroy, USA 2014
Kinostart: 13.11.2014, DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Dieb Lou streift durch die Nacht von Los Angeles, stets auf der Suche nach Beute und einem legalen Job, dem ihm keiner geben will. Bis er sich als Tatort-Fotograf für Unfälle und Überfälle versucht und für die lokale Nachrichtenproduzentin Nina rasch professionell und absolut skrupellos Blutbilder liefert.
Von Thorsten Krüger
Selten hat Hollywood so einen lupenreinen Psychopathen porträtiert – nach klinischer Definition und nicht als augenrollender Schurke: sondern ein von moralischen Skrupeln Befreiter, der andere nicht als Menschen sieht, sie eiskalt ausnutzt und umbringt, falls sie ihn behindern; der mit oberflächlichem Charme ein Business aufzieht. Jake Gyllenhaal („Prisoners“) spielt den Tatort-Paparazzo schauderhaft-grandios und oscarwürdig.
Story: Der mit Dasein und Freundin unzufriedene Geschichtslehrer Adam entdeckt auf einer DVD den Schauspieler Anthony, der ihm aufs Haar gleicht. Nach einigem Zögern willigt der zu einem Treffen ein, unterstellt Adam aber ein Verhältnis mit seiner schwangeren Frau und macht sich an dessen Freundin heran.
Von Thorsten Krüger
Obwohl vor dem hochgelobten „Prisoners“ entstanden, findet die erneute Kooperation Jake Gyllenhaal/Denis Villeneuve erst jetzt ihren Weg ins Kino. Anders als jener Ensemble-Mahlstrom ist „Enemy“ ein enigmatischer, düster brütende Arthaus-Alptraum, ein unheilvolles Doppelgänger-Psychodrama, das den Roman des Nobelpreisträgers José Saramago in einen sensationell surrealistischen Trip ins Unterbewusstsein verwandelt.
Es geschah am helllichten Tag: Unheilvolle Thrillertragödie, die Glaube und Menschenwürde begräbt, biblische Todsünden hingegen düngt.
Denis Villeneuve, USA 2013
Kinostart: 10.10.2013
Story: Als an Thanksgiving die kleine Anna und ihre gleichaltrige Freundin beim Spielen spurlos verschwindet, findet Detective Loki nur den geistig zurückgebliebenen Alex vor, muss ihn aber wieder laufen lassen. Für Annas Vater Keller steht fest: Alex ist der Entführer. Er verschleppt und foltert ihn für ein Geständnis.
Von Thorsten Krüger
An Lob für das abgründige Thrillerdrama des Frankokanadiers Denis Villeneuve („Die Frau, die singt“) mangelt es wahrlich nicht. Die Wandlung eines Familienvaters zum gnadenlosen Folterer ist vorwiegend Selbstjustizdrama, gemahnt an das moralische Dilemma des Daschner/Gäfgen-Falls und teilt Weltsicht wie diverse Plotmotive aus besonders abgründigen Klassikern von David Fincher, Clint Eastwood und Jonathan Demme.