Das zarte Euro-Blinden-Drama schärft die Sinne und fördert die Vorstellungskraft, mäandert dafür mühsam episodisch.
Andrzej Jakimowski, PO/POR/FR/GB 2012
02.01.2014
Story: Der rätselhafte Blindenlehrer Ian übernimmt in Lissabon die Schulklasse in einem klösterlichen Privatinstitut und schockiert die konservative Leitung mit unorthodoxen Methoden. Seine Echo-Orientierung ohne Blindenstock kommt an, holt die menschenscheue Eva aus ihrem Kokon, ist aber auch risikoreich.
Von Thorsten Krüger
Jenseits der Stille: Die dritte Arbeit des Polen Andrzej Jakimowski, der sich mit „Kleine Tricks“ einen Arthaus-Namen machte, ist ein Tonfilm im wahrsten Wortsinn. Er setzt weit überzeugender als Fernando Meirelles „Die Stadt der Blinden“ in Lissabon die Wahrnehmungswelt Sehbehinderter als faszinierende Reise in das Reich der Töne und Geräusche, aber auch des Ertastens und Riechens um.
Story: Internatsschüler Ben reist aus Bayern nach Marokko, um widerwillig seine Ferien beim fremden Scheidungsvater zu verbringen, der in Marrakesch als gefeierter Theaterregisseur ein Festival inszeniert und sich nicht um den 17-Jährigen schert. So reißt der mit Hure Karima aus, bis ihn sein Vater sucht.
Von Thorsten Krüger
Im Nachhinein wirkt „Jenseits der Stille“ wie ein wunderbarer Ausrutscher und der Auslandsoscar für „Nirgendwo in Afrika“ wie eine krasse Fehlentscheidung. Nicht, dass „Exit Marrakech“ ein schlechter Film wäre. Aber in ihm steckt ein richtig guter, der nur nicht heraus darf. So, wie der Junge aus dem Luxushotel, Kulturkolonialismus und der Kontrolle seines Erzeugers ausbricht, versucht auch die Story aus ihrem formelhaften Roadmovie-Entwurf auszuscheren.