Die nur halbwegs interessante Fortsetzung von „Split“ und „Unbreakable“ sperrt seine Comickräfte in ein Autorenfilm-Mysterydrama ein
M. Night Shyamalan, USA 2019
Kinostart: 17.01.2019
Story: Gerade als David seine übermenschlichen Fähigkeiten einsetzt um Kevin Crumb zu stellen, den Mädchenmörder mit den 24 Persönlichkeiten, werden sie verhaftet und in einem Hochsicherheitsanstalt neben Mr. Glass isoliert. Dort will Psychiaterin Ellie sie überzeugen, ihre Kräfte wären bloße Wahnvorstellung.
Von Thorsten Krüger
Drei Jahre nach „Split“ und ganze 19 nach „Unbreakable“ führt M. Night Shyamalan, der Meister des Überraschungsendes, beide Storys zusammen. „Glass“ beschließt seine „Easttrail 177“-Trilogie nicht sonderlich tiefschürfend, und das obwohl die Hollywood-Schwergewichte Bruce Willis, James McAvoy und Samuel L. Jackson hier zu dritt über das Kuckucksnest fliegen, im passabel spannenden Mix aus Mystery, Drama und Thriller.
Andrew Garfield findet in der überbordenden Mystery Komisches, Kurioses, Konspiratives und Kulturgeschichtliches – nur keine klare Linie
David Robert Mitchell, USA 2018
Kinostart: 06.12.2018
Story: Slacker Sam muss in fünf Tagen sein Apartment mit Poolblick in L.A. räumen, da begegnet er Sarah, die am nächsten Tag verschwunden ist. Verwundert beginnt er nach ihrem Verbleib zu forschen und surft dabei durch eine von Hollywood geprägte Stadt der Illusionen, Verschwörungen, kriminellen Abgründe.
Von Thorsten Krüger
„Under the Silver Lake“ darf man getrost als dunklen Bruder von „La La Land“ betrachten, ein mit zweieinhalb Stunden in jeder Hinsicht voluminöses Werk, dass das alte Hollywood nicht melodramatisch umarmt, sondern seine Kultur Schicht um Schicht freilegt, indes gebrochen von einer ironischen Distanz, die der Suche nach Antworten mit dem Ergebnis, dass das Leben absurd ist, die emotionale Verbindung kappt.
Lange Zeit ausnehmend fesselnder Desktop-Thriller, der seine enormen Qualitäten mit zwei hollywoodesken Twists selbst einschränkt
Aneesh Chaganty, USA 2018
Kinostart: 30.08.2018
Story: Die beinahe 16-jährige Collegestudentin Margot, Tochter des seit dem Krebstod seiner Frau alleinerziehenden David, ist über Nacht verschwunden. Nur ein heimlicher Camping-Ausflug? David forscht in ihren Social-Media-Konten nach und schaltet die Polizei ein. Ermittlerin Vick übernimmt den Fall.
Von Thorsten Krüger
Der für Modernismen stets offene Timur Bekmambetow („Wächter der Nacht“, „Hardcore“) produzierte den Indie-Thriller „Searching“, der in Sundance dieses Jahr mit dem Zuschauer- und Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde. Er verbindet die Perspektive von Computer-Desktops mit einer geradezu sensationell einfühlsamen Inszenierung, die sich nach und nach zum nervenzehrenden Thriller auswächst – mit zwei Twists zu viel.
Erb-Last: ungewöhnlich und atmosphärisch beängstigend aufgespannte Familienstudie, die sich zur blanken Horrorheimsuchung steigert
aka Hereditary – Das Vermächtnis, Ari Aster, USA 2018
Kinostart: 14.06.2018
Story: Als die Matriarchin der Familie stirbt, beginnt Tochter Annie Unheimliches in ihrem Haus am Waldrand zu sehen. Ihr Mann Steve, Teensohn Peter und die kleine Charlie sind ebenfalls betroffen und geraten in den Bann eines furchterregenden Vermächtnisses, das zu einem weiteren schweren Schicksalsschlag führt.
Von Thorsten Krüger
Ari Asters Debüt „Hereditary“ wird seit seiner Entdeckung beim Sundance Festival von der Kritik gefeiert und ist, weil er eine eigentlich bekannte Geschichte auf sehr eigene, betont langsame und sperrige Art erzählt, idealer Nährboden für eine zunehmend unheimliche Atmosphäre, die sich in nacktem Grauen entläd. Trotz enttäuschendem Ende der bisher beste Horrorfilm des Jahres (in dem es freilich nur wenig Wettbewerb gibt).
Reife, anspruchsvolle und exzellent gespielte Literatur-Adaption über Liebe, Verdrängung, Verantwortung und biografische Illusionen
The Sense of an Ending, Ritesh Batra, GB 2017
Kinostart: 14.06.2018
Story: Auf verschlungenem Wege erbt der pensionierte, geschiedene Tony das Tagebuch seines lange verstorbenen Cambridge-Studienfreunds Adrian. Tonys ereignisarmes Leben gerät aus den Fugen, als er Neues erfährt hinsichtlich seiner Schuld am Suizid Adrians, der ihm seine Freundin Veronica ausspannte.
Von Thorsten Krüger
Nach seinem zartbitteren, melodramatischen Welterfolg „Lunchbox“ ließ sich der Inder Ritesh Batra viel Zeit, um nun gleich zwei englischsprachige Dramen nachzulegen, „Unsere Seelen bei Nacht“ und „Vom Ende einer Geschichte“, wobei Letzterer der deutlich Interessantere ist. Die Adaption von Julian Barnes‘ preisgekröntem Roman ist ein slow burner wie Batras Erstling, mit zeitgenössischen Anleihen bei Joe Wrights „Abbitte“.
Berückende Coming-of-Age-Suspense, in der eine strikt kontrollierte Jungstudentin mit psychokinetischer Kraft die Liebe entdeckt
Joachim Trier, N/F/DK/S 2017
Kinostart: 22.03.2018
Story: Biologie-Erstsemester Thelma stammt aus religiös fundamentalistischem Elternhaus und findet keine Freunde. Das ändert sich, als sie College-Kommilitonin Anja trifft. Beide verlieben sich, derweil sich bei Thelma rätselhafte epileptische Anfälle häufen. Ihre repressiven Eltern versuchen sogleich, sie zu isolieren.
Von Thorsten Krüger
Norwegens (nicht in die Shortlist aufgenommener) Auslandsoscarvorschlag „Thelma“ ist eine vieldeutige, faszinierende und herzergreifend empathische Charakterstudie um die Befreiung aus elterlicher Unterdrückung, wobei das paranormale Phänomen als Katalysator und Metapher zugleich fungiert. Die Überwindung psychischer Kontrollgewalt birgt viele Storyelemente aus „Carrie“, nicht zuletzt die religiöse Unheilsstimmung.
Und täglich grüßt das Todestier: Konzept-Whodunit, der konventionell, komisch und kurzweilig einen Slasher-Thriller in Endlosschleife abfährt
Happy Death Day, Christopher Landon, USA 2017
Kinostart: 16.11.2017
Story: Nach einem Filmriss erwacht die biestige Studentin Tree verkatert in der Bude ihres Kommilitonen Carter und flüchtet über den Campus in ihr Verbindungshaus, woraufhin sie später ein Killer mit Babymaske meuchelt. Ihren Todestag erlebt sie immer wieder von neuem, bis sie den Mörder identifizieren kann.
Von David McAllan
„Happy Deathday“ benimmt sich, als hätten wir die Zeitschleifenkomödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ nie gesehen, gibt dessen Konzept als quasi neu aus und strickt daraus einen absehbaren, aber unterhaltsamen Mix aus Whodunit-Thriller und Slasher-Komödie. Die Blumhouse-Produktion wird nie postmodern wie „Scream“ oder Meta-Horror wie „The Cabin in the Woods“, bietet aber allemal eine Menge kurzweiligen Spaß.
Trey Edward Shults, USA 2017
Kinostart: 18.01.2018
Einfach das Ende der Welt: „It Comes at Night“ ist gefühlt das 100. apokalyptische Drama, das zurückgezogen in der Waldwildnis spielt, wie zuletzt „The Survivalist“ oder „Into the Forest“. Trey Edward Shults´ zweite Regiearbeit nach „Krisha“ übernimmt alle mangelnden Schauwerte des mäßig interessanten Subgenres, einschließlich Informationsvakuum, Isolation und Preppie-Dasein ohne Zivilisation. Sein Psychohorror wirkt als Familiendrama, bei dem die äußere Bedrohung einen Teufelskreis aus Paranoia, Angst und Misstrauen erzeugt, der sich als grausame Tragödie niederschlägt.
Elektrisierender Mystery-Thriller, der mit starker Stimmung, leiser Romantik und grauenvoller Enthüllung emotional heftig einschlägt
Caroline Labrèche, Steeve Léonard, CDN 2017
ohne deutschen Start
Story: Sam läuft verletzt eine Straße im ländlichen Woodmore County entlang und kann sich an nichts erinnern. Alles in seiner Nähe stirbt binnen Sekunden, Menschen wie Tiere. Nur nicht eine Frau ohne Gedächtnis, die ihn angeblich kennt. Während die Polizei nach ihnen fahndet, wollen sie das tödliche Rätsel lösen.
Von Thorsten Krüger
Was das frankokanadische Regie-Pärchen Caroline Labrèche und Steeve Léonard („Lost Cause“) in ihrem Zweitling „Radius“ zeigt, ist einer der Überraschungsfilme des Jahres. Unter ihrer Gänsehaut-Regie geht das Schicksal zweier Seelenverwandter nahe: Der sorgfältige Plot mit beklemmender (Natur)Atmosphäre gewinnt stetig an Suspense, bis sich ein verstörender Twist samt Sci-Fi-Auflösung ins Gedächtnis gräbt.
Das Prequel zur dämonisch besessenen Puppe läd als Vintage-American-Gothic-Horror zur effektiven Geisterbahnfahrt ein
Annabelle: Creation, David F. Sandberg, USA 2017
Kinostart: 24.08.2017
Story: Puppenmacher Sam und seine bettlägrige Frau Esther holen die katholische Schwester Charlotte und sechs Waisenmädchen in ihr Farmhaus. Als die poliokranke Janice nachts das verriegelte Zimmer von Sams vor zwölf Jahren bei einem Unfall gestorbenen Tochter Annabelle öffnet, sucht sie eine Puppe heim.
Von Gnaghi
Nach dem schwachen Auftakt der Konkurrenz, mit „The Mummy“ ein Dark Universe zu erschaffen, meistert New Line/Warner Vergleichbares im Stillen mit „Annabelle 2“, dem vierten Titel im „Conjuring“-Kosmos, dem bald weitere Spin-Offs (u.a. „The Nun“, „The Crooked Man“) folgen. Endlich ein gelungener Horror jenseits der alles beherrschenden Blumhouse Productions, noch dazu (ein wenig) besser als der erste „Annabelle“.
Das Beste an „Without Name“ ist, sich vorzustellen, wie gut er hätte sein können. Natürlich ist das auch zugleich das Unerfreulichste am Spielfilmdebüt des Iren Lorcan Finnegan. Den kennt man am ehesten als Urheber des hübsch verstörenden Kurzfilms „Foxes“, der im Vorprogramm der deutschen Veröffentlichung des italienische Gothic-Natur-Chillers „Across the River“ lief. An Letzterem orientiert sich die Geschichte um Prospektor Eric (Nebenrolle in „Belle“), der Vermessungsarbeiten in einem entlegenen alten Wald im ländlichen Irland durchführt.
Summer of Sam: existenzieller Horror Vacui, der mit Terror in der Einöde einen unerklärlich-vielsagenden Paranoia-Trip entfesselt
aka Nemesis, Christophe Deroo, F/USA 2016
ohne deutschen Start
Story: 1998 in der kalifornischen Mojave-Wüste: Vertreter Sam klingelt erfolglos an Trailertüren, als ein rotes Licht am Himmel erscheint. Zunächst begegnet er keinem Menschen, dann jagen ihn Vermummte mit der Waffe, weil ein gewisser Eddy im einzigen Radiosender gegen einen Kinderschänder namens Sam hetzt.
Von Thorsten Krüger
Bizarr, beunruhigend, bedrohlich, unerklärlich: „Sam Was Here“ (auch bekannt als „Nemesis“), das für ein Mikro-Budget in der US-Wüste entstandene Debüt des Franzosen Christophe Deroo, ist ein wahrer Glücksfall. In nur 72 Minuten verdichten sich Einflüsse von John Carpenter, David Lynch (vor allem „Inland Empire“) und Quentin Dupieux (speziell „Rubber“) zu einem spannungsgeladenen, angsteinflößenden Paranoia-Trip.
Die Zeitschleifen-Suspense im Outfit eines Romantic Teen Movies entwickelt melodramatische Facetten und emotionale Qualitäten
Before I Fall, Ry Russo-Young, USA 2017
Kinostart: 01.06.2017
Story: Irgendwo im US-Nordwesten gehört die 17-jährige Sam dem It-Girl-Quartett ihrer High School an. Auf der Heimfahrt von einer Freitag-Abend-Party verunglücken sie tödlich. Woraufhin Sam morgens aufwacht und den letzten Tag ihres Lebens immer wieder erlebt. Und anfängt, alles zu hinterfragen.
Von David McAllan
„Und täglich grüßt das Murmeltier“ als Teenage Angst Mystery mit (Nächsten)Liebesbotschaft: Macht man sich die Mühe, hinter die Teen-Pastiche von „Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie“ zu schauen, findet man mehr als nur Sisyphos-Motive mit „Butterfly Effect“. Dann verwandeln sich Stereotypen in ein gefühlvolles Coming of Age, ein Abschiednehmen, wie man von seinen Liebsten erinnert werden möchte.
Gore Verbinski verpackt attraktiv Genre-Standards, Märchenmotive und Psychomystery zum wohligen Gothic-Grusel
Gore Verbinski, USA/D 2016
Kinostart: 23.02.2017
Story: Nachwuchsmanager Lockhart hofft auf einen Karrieresprung, wenn er für sein Finanzverbrecherkonzern Vorstandsmitglied Pembroke aus einem Schweizer Bergsanatorium holt. Ein Wildunfall fesselt Lockhart ans entlegene Spa mit düsterer Historie, wo dubiose Heilverfahren und Dr. Brennan regieren.
Von Gnaghi
Obwohl die Story von „A Cure for Wellness“ kaum mehr hergibt als ein B-Movie, gelingt es „Fluch der Karibik“-Regisseur Gore Verbinski einmal mehr, diese Genre-Versatzstücke visuell reizvoll zu verpacken. Er versenkt sich damit dermaßen in eine (selten überraschende, dafür umso mehr dräuende) Mystery mit Gothic-Touch, und das so ansprechend und hübsch hergerichtet, dass man die gängigen Komponenten kaum registriert.
Avantgardistisch-unkonventioneller Phantastiktrip, in der ein Partyteen seiner Psychose in Form eines kleinen Monsters begegnet
aka The Nightmare, Akiz (Achim Bornhak), D 2015
Kinostart: 26.05.2016
Story: Als nachts auf einem Rave Todesvisionen die 17-jährige Abiturientin Tina erschüttern, krebst künftig eine missgestaltete Kreatur um sie herum und leert den Kühlschrank. Im graduell ablaufenden Nervenzusammenbruch stößt sie das Wesen erst ab, nimmt es dann aber an, während Eltern und Freunde überreagieren.
Von Thorsten Krüger
Ein Berliner Partyluder erhält einen missgestalteten Doppelgänger, der aussieht wie Belial aus „Basket Case“, jedoch keine Menschen mordet, sondern ein harmloser Kühlschrankschreck ist, auf den erst die Protagonistin, dann alle anderen bestürzend hysterisch reagieren, worin die Tragik von „Der Nachtmahr“ liegt, der sich verwegen und experimentell in ausgefallener Form und Technik mit Teenage Angst auseinandersetzt.
Exzellente, fantasieanregende Science-Fiction-Mystery um vier Twens, die durch die „Lost“-Dimensionen springen
Christopher Leone, USA 2015
ohne deutschen Start
Story: Boxer Ronan folgt der Mailboxnachricht seines Vaters, dem er vor Jahren den Rücken kehrte. Mit seiner Schwester Beatrix und Nachbar Harry betritt er ein leerstehendes Hochhaus in der City – und landet in einer Parallelwelt, wo er Polly trifft, die mit dem Gebäude alle 36 Stunden in eine andere Welt springt.
Von Jochen Plinganz
Ein mysteriöses Gebäude ist das Tor zu unendlich vielen Parallelwelten, ähnlichen und fremden, und vier Mittzwanziger die Passagiere eines Trips ohne (rasche) Wiederkehr. Ursprünglich sollte „Parallels“ die Pilotfolge einer Netflix-Serie von Fox Digital werden, die ihn aber zum eigenständigen 83-Minüter umtauften. Das Spielfilmdebüt von Christopher Leone ist damit eine der interessantesten SciFi-Serien, die es nie geben wird.
Cui mian da shi, Leste Chen, CHN 2014
ohne deutschen Start
„I see dead people“ – ein Satz, den man ja noch nie in einer psychologisch-übernatürlichen Mystery gehört hat. Der Taiwanese Leste Chen, der 2005 den passablen Fluchhaushorror „The Heirloom“ entwarf und seit längerem in China dreht, wo auch „The Great Hypnotist“ entstand, vermengt „The Sixth Sense“ mit „Spellbound“ (dt: „Ich kämpfe um dich“) und „Inception“ zu einem grundsoliden, nicht immer überzeugenden Therapiesitzungs-Duell um Schuld, Verdrängung und Vergebung, bei dem die „Shutter Island“-Frage auftaucht, wer Arzt und wer Patient ist.
Nordische Mittelalter-Mord-Mystery in grandiosen Nebel- und Trollwäldern, aber mit unbefriedigend-eindimensionalem Ablauf
Skumringslandet, Paul Magnus Lundø, N 2014
ohne deutschen Start
Story: Als der schreibkundige Vilhelm 1348 aus Paris in sein norwegisches Heimatdorf Garsli zurückkehrt, ist sein verschwundener Bruder Ansgar wegen Hexerei von der Kirche exkommuniziert worden, die Hof und Mine übernommen haben. Der brutale Bergtor jagt ihn. Und eine Mordserie dezimiert die Einwohner.
Von Max Renn
Die norwegische Medieval Murder Mystery von Paul Magnus Lundø („Mengaloth“) verbindet den Mittellalterkrimi „Der Name der Rose“ mit dem mystischen Abenteuer „Der 13. Krieger“. „Veil of Twilight“ wählt dafür die Volksmärchenweise einer nordischen Saga, die er mit authentisch nachgebautem Dorf und düsteren Bergwäldern superb intensiviert, mit zu kurz kommender Story und Figuren aber wieder abwürgt.
Unschlagbar unheimliche bulgarische Horrormystery um eine gespenstische Naturkraft, die fünf Menschen in den Wahnsinn treibt
Vila Roza, Martin Makariev, BG 2013
ohne deutschen Start
Story: Herbst 1985: Die frisch verheirateten Vasko und Nadya fahren in die abgelegene Berghütte Roseville mitten im dicht bewaldeten Balkangebirge. Nur Gastgeber George, seine Vertraute Dora und der US-Fotograf Stephen sind vor Ort. Und eine alte kahle Eiche, die finstere Halluzinationen auslöst.
Von Thorsten Krüger
Bulgarien dient vielen internationalen Produktionen als beliebtes Billiglohnland („The Expendables 3“ und „Autómata“ entstanden hier letztens), der – angeblich – erste genuine Horrorthriller aus dem südosteuropäischen Staat hingegen erblickte erst vor Kurzem das Licht der Welt: Der sonst mit TV-Serien beschäftigte Martin Makariev bringt mit „Roseville“ keinen Schock-Snack, sondern stimmungsschwer dunkel-rätselhafte Phantastik an.
Nicole Kidman überzeugt ungeschminkt in einem häuslich-privaten „Memento“-Psychothriller, in dem Wahrheit schmerzt und Lüge tötet.
Before I Go to Sleep, Rowan Joffe, GB/F/S 2014
Kinostart: 13.11.2014, DVD/BD-Start:26.03.2015, DVD/BD-Start: 26.03.2015
Story: Jeden morgen erwacht Christine und hat den Tag zuvor vergessen. Stets ist sie schockiert, wenn ihr Ben erklärt, dass sie kein Single Mitte 20, sondern 40 ist und mit ihm seit 14 Jahren verheiratet. Dann ruft ihr Therapeut Dr. Nash an und erinnert sie an ihr heimliches Videotagebuch, das Ben als Lügner entlarvt.
Von Gnaghi
Die von Ridley Scott produzierte Adaption des namensgleichen britischen Thrillerbestsellers (von Steve Watson 2011 verfasst), besucht Christopher Nolans „Memento“-Terrain wie eine unaufdringlich-bedachte, dunkle Ausgabe der Konzept-Komödie „50 erste Dates“. In perfekter Rhythmik enthüllt Rowan Joffe viele kleine und schließlich einen heftigen Twist, was die Identitäts-Mystery zum abgründigen Psychothriller zuspitzt.
Universe of Love: Christopher Nolans kühnes Sci-Fi-Epos um die Rettung der Menschheit ist der Film des Jahres.
Christopher Nolan, USA/GB 2014
Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 31.03.2015
Story: Auf einer dem Untergang geweihten Erde entdeckt Ex-NASA-Pilot und Farmersvater Cooper ein Geheimprojekt der Weltraumbehörde, die ihn für einen verzweifelten Versuch anwirbt, mit einer Wurmloch-Mission einen fremden Planeten zur Besiedlung zu finden. Dafür muss Cooper seine Tochter Murphy verlassen.
Von Thorsten Krüger
Im Kern handelt Nolans starbesetzter Autorenfilm im Blockbusterformat vom Überlebensinstinkt und anderen Wesenszügen der menschlichen Natur. In der sich im Science-Fiction-Gewand von „2001 – Odyssee im Weltraum“ kleidenden spirituellen Fantasy-Zeitreise to infinity and beyond verkündet eine epochale, mehr als alle Nolan-Erfolge zuvor emotional überwältigenden Symphonie: Liebe hält unser Universum zusammen.
Seelische Abgründe in verträumtem 80er-Hochglanz: Shailene Woodley in einer freizügig-komischen Coming-of-Age-Mystery.
White Bird in a Blizzard, Gregg Araki, F/USA 2014
DVD/BD-Start: 07.08.2015
Story: Eine US-Vorstadtsiedlung im Herbst 1988. Von einem Tag auf den anderen verschwindet Eve, die zuletzt schwer erträgliche Mutter der 17-jährigen Kat, spurlos. Als die polizeilichen Ermittlungen nichts ergeben, beginnt Kat eine Affäre und entwächst ihrem Umfeld. Nur Eves Geheimnis bleibt verborgen.
Von Thorsten Krüger
In seiner bislang reifsten Leistung stellt US-Indie Auteur und New-Queer-Cinema-Begründer Gregg Araki („Mysterious Skin“) zu genießerischem 80er-Look und sanften Synthiepophymnen sein Lieblingssujet vor, das sexuell freizügige Erwachsenwerden. Er verbindet Teen-Fantasien mit harten Gefühlsrealitäten zur extravaganten „Twin Peaks“-Version, aus der er High Camp und Komik kitzelt und dennoch das Authentische wahrt.
Erst originell, dann hanebüchen: Science Fantasy um erinnerungslose Teenager, die in einem Irrgarten ums Überleben kämpfen.
The Maze Runner, aka Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth, Wes Ball, USA 2014
Kinostart: 16.10.2014, DVD/BD-Start: 26.02.2015
Story: Ein Aufzug bringt Thomas, der sich nur noch an seinen Namen erinnert, auf eine große Waldlichtung, wo sich Dutzende anderer Jugendlicher bereits seit zwei Jahren selbst versorgen. Sie sind von den hohen Mauern eines Labyrinths eingeschlossen, dessen Monster schon einige Opfer gefordert haben.
Von Caroline Lin
Ein weitere annehmbare Teenie-Dystopie: Effektspezialist Wes Balls erster Regiejob setzt James Dashners YA-Fantasy von 2009 als High-Concept-Thriller um, breitet als visionäres Abenteuer (mal wieder) mit strukturellen Einflüssen von „Die Tribute von Panem“ (bzw. „Battle Royale“) ein großes Experiment mit Anleihen beim Minotaurus- und Orpheus-Mythos aus. Nur: Je mehr er enträtselt und erklärt, desto schlechter wird’s.
Das Spannendste an Axelle Carolyns selbst geschriebener Low-Budget-Geistergeschichte ist ein vorübergehendes BBFC-Verbot wegen des angeblich zur Nachahmung anregenden Pulsadernaufschneidens der Protagonistin im Prolog. Statt Schnittauflagen nachzugeben, entfernte Carolyn die Szene kurzerhand. Hätte sie nur die dialoglastigen Längen gleich mitgelöscht. Aber selbst dann würde es dem Debüt der bislang in „Doomsday“ und „Centurion“ aufgetretenen Nebendarstellerin noch an Überzeugungskraft mangeln.
Unheilvoller Indie-Schocker, der dämonische Besitzergreifungen von „Entity“ und „Das Omen“ zu nachhaltigem Schaudern vereint.
aka Home, Nicholas McCarthy, USA 2014
DVD/BD-Start: 28.01.2015
Story: Die junge Immobilienmaklerin Leigh soll für ein Ehepaar ein Anwesen mit dunkler Geschichte in Greenville verkaufen. Dort begegnet ihr eine verstörte Teenangerin, die ausgerissene Tochter der Besitzer, die von etwas Übernatürlichem besessen ist, das für Leigh und ihre Künstlerschwester Vera sinistre Pläne hegt.
Von Caroline Lin
Nicholas McCarthy, der sich mit dem bewährten, aber sachkundigen Haunted-House-Horror „The Pact“ vorstellte, baut sein dort angedeutetes Talent zu einer ungewöhnlich aufgezäumten Schreckensgeschichte aus. Wieder kaschiert er sein geringes Budget mit handwerklicher Souveränität und guten Darstellern (Catalina Moreno, „Maria voll der Gnade“), nutzt wenige, aber wirkungsvolle Effekte, um hintergründigen Schrecken zu erzeugen.