Der Lebensweg eines Palästinensers in Israel ist eine witzige Rhapsodie in Moll, die mit menschlicher Größe sanft nahegeht
Dancing Arabs, Erin Rilkis, IL 2014
Kinostart: 21.05.2015, DVD/BD-Start: 22.10.2015
Story: Anfang der 80er Jahre erweist sich Palästinenser Eyad als junges Genie, das später als einziger Araber in einer Jerusalemer Eliteschule aufgenommen wird. Er passt sich an, pflegt eine heimliche Liebe zu Mitschülerin Naomi, betreut den gelähmten Yonatan – und gerät schmerzhaft zwischen zwei Kulturen.
Von Sir Real
Dancing Arab: Kein Araber tanzt wirklich im neuen Film von Eran Riklis, der damit nach seinem ungewohnt schwachen „Zaytoun“ wieder zu alter Stärke von „Die syrische Braut“ und vor allem dem thematisch vergleichbaren „Lemon Tree“ findet. Vielmehr vollführt ein junger Palästinenser einen gefährlichen Eiertanz zwischen arabischer und jüdischer Kultur, zwischen seinen Identitäten auf, eine fortwährende Verleugnung seiner selbst.
22 Tage Krieg: Zwei Reporter schildern schonungslos ehrlich, wie sie das menschliche Leid der Zivilbevölkerung in Gaza erlebten.
Abdallah Omeish, USA 2014
ohne deutschen Start
Story: Im November 2008, als die Welt gerade mit der Finanzkrise beschäftigt ist, erschüttern israelische Luftangriffe den Gazastreifen. Lediglich die beiden CNN-Reporter Ayman Mohyeldin und Sherine Tadros sind zufällig vor Ort und berichten trotz Nachrichtensperren von Bombardements auf Wohngebiete und UN-Gebäude.
Von Jochen Plinganz
Der Anlass könnte nicht aktueller sein: All die Zerstörung, die Abdallah Omeish, Co-Realisator der HBO-Mini-Serie „Augenzeugen“, in seiner Doku über die Erfahrungen der beiden damaligen CNN-Reporter zeigt, ist nur ein Vorgeschmack auf das, was sich dort momentan abspielt. Der US-Ägypter Ayman Mohyeldin und seine damals neue, britische Kollegin Sherine Tadros legen offen persönliches Zeugnis blanken Grauens ab.
Das bittere, erschütternd lapidare Melodram eines Palästinensers spiegelt die aussichtslose Gesamtlage des Nahostkonflikts.
Hany Abu-Assad, PS (AUT) 2013
ohne deutschen Start
Story: Der junge palästinensische Bäcker Omar klettert täglich über den israelischen Grenzwall des Westjordanlandes, um seine heimliche Geliebte Nadja zu treffen. Ihr Bruder Tarek erschießt mit Amjad und ihm einen Kontrollposten, Omar wird vom Militär gefangen, gefoltert und muss als Spion Tareks Kopf liefern.
Von Sir Real
Wie Israel einen jungen Palästinenser in ein tödliches Spiel zwingt und damit dessen Leben und Liebe ruiniert, schlüsselt Hany Abu-Assad auf, der mit dem Selbstmordattentäterdrama „Paradise Now“ 2005 weltweit Aufsehen erregte. Das für den Auslandsoscar nominierte Schicksal schnürt mit belastender Bitterkeit und Straßenrealismus-Thrill die Kehle zu, wenn einem ganz normalen Teenager konsequent die Lebenslust genommen wird.
Story: Seit zwei Jahren spioniert der 17-jährige Palästinenser Sanfur für den israelischen Geheimdienst – ein Doppelleben, das jederzeit auffliegen kann und ihn in Gewissenskonflikte stürzt. Ebenso seinen väterlichen Verbindungsoffizier Razi, als die Armee Sanfurs Bruder tötet und auch den Jungen opfern will.
Von Thorsten Krüger
Live und aus unmittelbarer Nähe, was man sonst nur aus Nachrichten erfährt, schlüsseln der israelische Regienovize Yuval Adler und sein arabischer Co-Autor Ali Waked nach gründlicher Recherche auf: die lebensgefährliche Feldarbeit von Geheimdiensten und ihrer Informanten ausgerechnet im wenig biblischen Bethlehem. Dokumentarisch, unsentimental, ohne reißerische Ambitionen: ein realitätsnahes, komplexes Thrillergeflecht.