Reife, anspruchsvolle und exzellent gespielte Literatur-Adaption über Liebe, Verdrängung, Verantwortung und biografische Illusionen
The Sense of an Ending, Ritesh Batra, GB 2017
Kinostart: 14.06.2018
Story: Auf verschlungenem Wege erbt der pensionierte, geschiedene Tony das Tagebuch seines lange verstorbenen Cambridge-Studienfreunds Adrian. Tonys ereignisarmes Leben gerät aus den Fugen, als er Neues erfährt hinsichtlich seiner Schuld am Suizid Adrians, der ihm seine Freundin Veronica ausspannte.
Von Thorsten Krüger
Nach seinem zartbitteren, melodramatischen Welterfolg „Lunchbox“ ließ sich der Inder Ritesh Batra viel Zeit, um nun gleich zwei englischsprachige Dramen nachzulegen, „Unsere Seelen bei Nacht“ und „Vom Ende einer Geschichte“, wobei Letzterer der deutlich Interessantere ist. Die Adaption von Julian Barnes‘ preisgekröntem Roman ist ein slow burner wie Batras Erstling, mit zeitgenössischen Anleihen bei Joe Wrights „Abbitte“.
Ein kleines melancholisches Kinowunder: tiefromantisches, zartbitteres Großstadt-Melodram um zwei Menschen in der Menge.
The Lunchbox, Ritesh Batra, IN/FR/D 2013
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 22.05.2014
Story: Die von ihrem Gatten vernachlässigte Hausfrau Ila aus Mumbai schickt ihm per Dabbawalla-Kurier phänomenales Essen – das durch einen Fehler beim kurz vor der Rente stehenden Versicherungssachbearbeiter Saajan ankommt und eine Brieffreundschaft initiiert, die zwei einsame Seelen einander näher bringt.
Von Caroline Lin
Zunächst wirkt das Spielfilmdebüt des Inders Ritesh Batra mit dem glanzlosen Grau einer Arbeits-Doku über Bürotröten spärlich unterhaltsam. Aber dahinter steckt System: Aus dem eintönigen Alltagseinerlei, das einer lakonischen Komödie Vorschub leistet, erwächst die Sehnsucht nach dem Glück, das sich für so viele in der Millionenmetropole Mumbai nicht erfüllt.