Berückende Coming-of-Age-Suspense, in der eine strikt kontrollierte Jungstudentin mit psychokinetischer Kraft die Liebe entdeckt
Joachim Trier, N/F/DK/S 2017
Kinostart: 22.03.2018
Story: Biologie-Erstsemester Thelma stammt aus religiös fundamentalistischem Elternhaus und findet keine Freunde. Das ändert sich, als sie College-Kommilitonin Anja trifft. Beide verlieben sich, derweil sich bei Thelma rätselhafte epileptische Anfälle häufen. Ihre repressiven Eltern versuchen sogleich, sie zu isolieren.
Von Thorsten Krüger
Norwegens (nicht in die Shortlist aufgenommener) Auslandsoscarvorschlag „Thelma“ ist eine vieldeutige, faszinierende und herzergreifend empathische Charakterstudie um die Befreiung aus elterlicher Unterdrückung, wobei das paranormale Phänomen als Katalysator und Metapher zugleich fungiert. Die Überwindung psychischer Kontrollgewalt birgt viele Storyelemente aus „Carrie“, nicht zuletzt die religiöse Unheilsstimmung.
Straßen in Flammen: style-intensive Actionromanze, die mit Charisma, Musik und Groove fasziniert – bis sie aus dem Takt gerät
Baby Driver, Edgar Wright, GB/USA 2017
Kinostart: 27.07.2017
Story: Weil er bei ihm in der Kreide steht, fährt Miles unter dem Decknamen Baby für Bankster-König Doc Fluchtwagen bei dessen Überfällen. Als er sich in Kellnerin Debbie verliebt und aussteigen will, wird er zum Heist genötigt, bei dem alles eskaliert und ihn seine kriminellen Komplizen sowie die Polizei jagen.
Von Thorsten Krüger
Wieso fährt Justin Bieber jetzt Fluchtwagen? Darf der noch so spät aufbleiben? Hat der überhaupt schon einen Führerschein? Aber ja doch! Unter Komödien-Spezialist Edgar Wright („Shaun of the Dead“) läuft Teen-Star Ansel Elgort („Das Schicksal…“) zu Hochform auf in einer die Coolness ausbuchstabierenden musikalischen Actionromanze, die einer Musikvideo-Bewerbung von „La La Land“ für „Fast & Furious“ nahe kommt.
Saoirse Ronan steht zwischen zwei Welten in einem romantischen, großartig gefühlvollen Emigrantendrama
aka Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten, John Crowley, IRL/GB/CDN 2015
Kinostart: 21.01.2016, DVD/BD-Start: 09.06.2016
Story: Anfang der 1950er Jahre herrscht in Irland Perspektivlosigkeit, weshalb der lokale Pfarrer der jungen Eilis ein Ticket nach Brooklyn als Verkäuferin löst. Nach großem Heimweh lernt sie Klempner Tony kennen und blüht auf. Ein Schicksalsschlag bringt sie in die Heimat zurück, wo sie sich entscheiden muss.
Von Caroline Lin
Nach seinem hochgelobten Jugenddrama „Boy A“ gelingt John Crowley in seiner Adaption des gefeierten Romans von Colm Toibin genau jenes ausstatterisch erstklassige, bewegende (Liebes-)Melodram, das Todd Haynes’ „Carol“ gerne gewesen wäre. Erst unauffällig, dann hervorragend inszeniert, findet „Brooklyn“ mit Anmut und Zärtlichkeit zu einer Hommage an die Immigranten, die Amerika mit aufgebaut haben.
What a Night: Coming-of-Age-Komödie, die märchenhaft in beschwingter Champagnerlaune Mythenbildung für Royalisten betreibt
A Royal Night Out, Julian Jarrold, GB 2015
Kinostart: 01.10.2015
Story: London, 8. Mai 1945. Nach sechs Jahren im goldenen Käfig des Buckingham Palace büchsen die Prinzessinnen Elizabeth und Margaret aus, um sich unerkannt unter die ausgelassen Menschen zu mischen. Als die beschwipste Margaret verloren geht, sucht Elizabeth sie mit Bomberpilot Jack im Trubel der Siegesnacht.
Von Jochen Plinganz
Julian Jarrold zieht es nach „Wiedersehen mit Brideshead“ zurück zum stilvollen Period Piece, das am VE-Day, dem Victory in Europe Day, eine Episode aus dem Leben der späteren Queen Elizabeth als romantischen Schwank mit ernsten Untertönen weiterspinnt. Mit der Leichtfüßigkeit einer Verwechslungskomödie folgt er zwei Prinzessinnen auf Freiersfüßen und ihrer beschwingten Odyssee durch eine unvergessliche Nacht.
Für immer jung: zielpublikumsträchtige, dennoch berührende romantische Fantasie um das Herzschmerzleben einer Alterslosen
The Age of Adaline, Lee Toland Krieger, USA 2015
Kinostart: 09.07.2015, DVD/BD-Start: 19.11.2015
Story: 1935 beendet ein Unfall den Alterungsprozess der 29-jährigen Adaline. Nur ihre Tochter kennt ihr Geheimnis. Als 2013 der charmante Ellis um ihre Hand anhält, bricht sie mit ihrer strikten Regel, allein zu bleiben. Bis sie seine Familie besucht: Ellis Vater William war einst ein Geliebter, den sie verlassen hatte.
Von Caroline Lin
Ungeachtet seines wissenschaftlichen Voice Overs wählt Lee Toland Krieger („Celeste & Jesse Forever“) keine SciFi, sondern einen magisch-märchenhaften Tonfall, der in romantischer Sanftheit ein immer topmodisch ausgestattetes Melodram um Model Blake Lively („Savages“) webt, die sich trittsicher auf weichgespülten Nicholas-Sparks-Terrain bewegt, wofür auch Drehbuchautor J. Mills Goodloe („The Best of Me“) bürgt.
Eine lebensgefährliche Liebe in poetisch-morbidem Euro-Flair: eigenwillig schöne, berückende Indie-Horror-Romanze
Justin Benson, Aaron Moorhead, USA 2014
DVD/BD-Start: 24.09.2015
Story: Erschüttert vom Krebstod seiner Mutter und nach einer Kneipenschlägerei polizeilich gesucht, fliegt Evan kurzerhand nach Italien, um eine Auszeit zu nehmen. In einem malerischen Küstenstädtchen jobbt er als Bauerngehilfe und verliebt sich in die verführerische Louise, die ein mörderisches Geheimnis birgt.
Von Gnaghi
Man stelle sich „Interview mit einem Vampir“ im Stile von Linklaters „Before Sunrise“ vor; oder wenn Leos Carax „Lady Dracula“ von Jean Rollin adaptiert hätte – dann kommt man der poetischen Indie-Romanze mit dem erotischen Todeshauch von Tourneurs „Katzenmenschen“ schon näher. Justin Benson und Aaron Moorhead, die mit dem beunruhigenden „Resolution“ debütierten, bekennen in „Spring“: Liebe ist die seltsamste Kreatur.
Was immer man von „Cloud Atlas“ halten mag, die durch Raum und Zeit verflochtenen Epochen-Episoden waren visionär, kühn und finanziell aufwändig. „The Lovers“ vom Briten Roland Joffé um die magische Wirkung eines geheimnisvollen, zweiteiligen Rings, der Liebende für immer vereint, ist nichts davon: Josh Hartnett („Pearl Harbor“) findet in einer Doppelrolle als Archäologe der SciFi-Zukunft mit seiner Frau (Tamsin Egerton, „Love, Rosie“) besagten Ring am Meeresgrund, fällt ins Koma und durch die Zeit ins Indien anno 1778, wo er mit falschem schottischen Akzent als britischer Offizier der East India Company Zeuge eines Königs-Putsches wird.
Musikalisch hypnotisches Indie-Nocturno, das in kraftvollem Schwarzweiß eine poetische Romanze zum Tschador-Vampir entfaltet
Ana Lily Amirpour, USA 2014
Kinostart: 23.04.2015, DVD/BD-Start: 27.08.2015
Story: Bad City, eine Stadt im Iran. Arash hat wegen seines heroinsüchtigen Vaters Geld und Auto an den Drogendealer und Zuhälter Saeed verloren. Als eine Vampirin Saeed tötet, holt sich Arash alles zurück, vertickt die Drogen selbst und verliebt sich in das schöne Mädchen, ohne zu ahnen, was sie ist.
Von David McAllan
Der auf Persisch entstandene Spielfilm-Erstling der iranischstämmigen, in London geborenen Amerikanerin Ana Lily Amirpour erweitert ihren gleichnamigen Kurzfilm von 2011 zur irreführenden Selbstbeschreibung „Iranian Vampire Spaghetti Western“. Vielmehr ist „A Girl Walks Home Alone at Night“ eine Version von „Only Lovers Left Alive“ nur im viel raueren Schwarzweiß-Stil von Jarmuschs Frühwerk („Down By Law“).
Durchwachsene Zweite-Chance-Romanze, die Nicholas-Sparks-Fans mit einem konstruierten Melodram manipuliert
aka The Best of Me – Mein Weg zu dir, Michael Hoffman, USA 2014
Kinostart: 08.01.2015, DVD/BD-Start: 13.05.2015
Story: 1992 überwand das High-School-Liebespaar Dawson und Amanda alle Klassenschranken, bis eine tödliche Tragödie sie trennte. 21 Jahre später bringt sie die Beerdigung von Dawsons Ersatzvater Tuck zurück ins idyllische Louisiana. Amanda hat Dawson nie verziehen, aber beide lieben sich noch immer.
Von David McAllan
Die neunte Bestsellerverfilmung von Sparks, der amerikanischen Ausgabe von Rosamund Pilcher, realisiert durch ein eingeübtes Produzententeam, hat nicht den großen Gefühlsrausch des Vorgängers „Safe Haven“, sondern fügt die Bausteine früherer Sparks-Werke zu einem Romantik-Melo zusammen, das mal ins Herz trifft, mal auf die Füße tritt und, da fürs weibliche Publikum optimiert, einige Kitschresistenz erfordert.
Michael Douglas lernt als Ekel Mitgefühl, Liebe und Zuneigung in einer gefällig-gelungenen Familien-Romcom der Ü60-Klasse.
And So It Goes, Rob Reiner, USA 2014
Kinostart: 06.11.2014, DVD/BD-Start: 15.04.2015
Story: Der misanthropische Immobilienmakler Oren soll sich um seine bislang unbekannte Enkelin kümmern, weil sein Sohn eine Haftstrafe antreten muss. Zunächst versucht er das süße Kind loszuwerden und schiebt sie zu seiner gleichaltrigen Nachbarin Leah ab. Dann verliebt er sich in die verwitwete Lounge-Sängerin.
Von Thorsten Krüger
In einem milden Alterswerk stellt „Harry und Sally“-Regisseur Rob Reiner bewundernswert unter Beweis, wie viel gutes Handwerk ausmacht. Er schafft es, sattsam Bekanntes ohne einen Deut Neues im Autopilot abzufliegen, damit aber so maßvoll witzig, amüsant und charmant zu landen, dass einen diese „Besser geht’s nicht“-Spielart der gehobenen Klasse beachtlich beglückt, auch weil man zwei Veteranen nur zu gerne zuschaut.
Fotomodels in Love: Schablonenhaftes Romantic-Musical mit nachgesungenen 80er-Jahre-Hits. Nette Massage vor Traumkulisse.
Max Giwa, Dania Pasquini, GB 2014
Kinostart: 25.09.2014, DVD/BD-Start: 28.01.2015
Story: Die leichtlebige Britin Maddie hat sich im Apulien-Urlaub in den Italo-Beau Raf verknallt und will ihn Hals über Kopf heiraten. Zur Überraschungsfeier kommt auch ihre Schwester Taylor, die ohne Maddies Wissen vor drei Jahren ihr Herz an den Urlaubsflirt verlor. Beide hegen noch Gefühle füreinander.
Von Caroline Lin
Es sollte zu denken geben, wenn die Schmuse-/Pop-/Disco-Songs allein mehr Spaß machen als mit dem Film, der ein reines Abziehbild des Abba-Musicals „Mamma Mia!“ ist – aber im Gegensatz dazu keine unsägliche Kitschkanone, sondern eine bekömmliche Massage. Das Regie/Produktionsteam der „StreetDance“-Reihe spult professionell eine Revue im Premium-Design ab, der aber Seele und Schmelz abgehen.
Taschentuchpflicht: Die hinreißende Romanze zweier todkranker Teenager hat Stil, Charme und einsame Klasse.
The Fault in Our Stars, Josh Boone, USA 2014
Kinostart: 12.06.2014, DVD/BD-Start: 17.10.2014 (digital: 10.10.2014)
Story: Die krebskranken Teenies Hazel und Gus lernen sich in einer Selbsthilfegruppe kennen und lieben. Gemeinsam stemmen sie sich gegen ihr Schicksal und holen ein wenig ihre Jugend nach. Beim Besuch bei Hazels Lieblingsautor in Amsterdam platzt ein Traum, aber die Reise verändert beide tiefgreifend.
Von Caroline Lin
Es ist wirklich traumhaft, wie Josh Boone („Love Stories“) die Einzigartigkeit der gleichnamigen Romansensation von John Green phänomenal auf die Leinwand bringt. Eine entwaffnend ehrliche Teenie-Liebes-und-Krebs-Dramödie, die so sensationell authentisch mit ihren Gefühlen umgeht, dass ihre witzige, schmerzende und ungewöhnlich reife Boy-Meets-Girl-Geschichte unwiderstehlich zu Herzen rührt. Mitheulen unvermeidlich!
Pure Poesie: Jim Jarmusch beschwört mit Psychedelic Rock den Zauber der Nacht in einer verfallenden Welt.
Jim Jarmusch, GB/D/FR/CY/USA 2013
Kinostart: 25.12.2013, DVD/BD-Start: 27.06.2014
Story: Das jahrhundertealte Vampirpärchen Adam und Eve lebt zurückgezogen in Detroit und Tanger. Sie ernähren sich ausschließlich von Blutkonserven, doch die Umweltverschmutzung vergiftet ihr Lebenselixier. Dann taucht auch noch Eves jüngere Problemschwester auf, die Adams Zuträger aussaugt.
Von Caroline Lin
Nun verantwortet die coproduzierende Degeto, berüchtigt für uninspiriert-steife TV-Ware, glatt ein künstlerisch überwältigendes Werk. Denn Independentveteran Jim Jarmusch („Dead Man“, „Stranger Than Paradise“) hypnotisiert mit einem Gedicht, das anders als „Exit Marrakech“ den exotischen 1001-Nacht-Zauber des marokkanischen Hippie-Mekkas Tanger sowie den Reiz der sterbenden Industriemetropole Detroit erforscht.
Die sensibel-lyrische Südstaaten-Ballade um eine scheiternde Gefängnisflucht aus Liebe fusioniert die Coens mit Terrence Malick.
Ain’t Them Bodies Saints, David Lowery, USA 2013
DVD/BD-Start: 19.03.2015
Story: Als Sheriffs ein Outlaw-Pärchen stellen, nimmt Bob alle Schuld auf sich, erfährt im Knast, dass seine Braut Ruth eine kleine Tochter hat und bricht schließlich aus, um seine Geliebte und die nunmehr 4-Jährige zu sehen. Doch nicht nur Polizei und Kopfgeldjäger lauern, auch sorgt Cop Patrick bereits für Ruth.
Von Jochen Plinganz
Die romantisch-wehmütige, aber völlig unsentimentale Dekonstruktion einer Outlaw-Ballade steht nicht nur in bester „Badlands“-Tradition eines Terrence Malick, sondern nimmt sich kraft- und anspruchsvoll wie eine US-Novelle aus der Feder von Cormac McCarthy aus: Eine Mischung aus Texas-Americana mit Westerntouch, vor allem aber ein Film Noir, der wie bei McCarthys Jüngern, den Coens („True Grit“) zur Moritat gerät.
Innovationslos bis abgestandener Reißbrett-Kinohit, in dem Matthias Schweighöfer mal wieder kein Wässerchen trüben kann.
Matthias Schweighöfer, D 2014
Kinostart: 06.02.2014, DVD/BD-Start: 28.08.2014
Story: Durch Frettchenverbiss jäh unfruchtbar geworden, sieht der bis dato überzeugt kinderlose Münchner Single Felix in einer zuvor getätigten Samenspende die letzte Chance, noch Vater zu werden. Empfängerin ist die fest liierte Moderatorin Maren, die von ihrem neuen Verehrer jedoch nichts wissen will.
Von Gnaghi
Neben Til Schweiger ist der 32-Jährige Schweighöfer zur eigenen Marke geworden, mit Romcoms wie „What a Man“ und „Schlussmacher“ ein Kassengarant mit hohem Wiedererkennungswert: sympathisch, liebenswert, eine kommerzielle Allzweckwaffe, die Frauenherzen schmelzen lässt und ihre männliche Kinobegleitung mit derben Gags befriedigt. Bloß nichts Neues, flach und abgestanden – damit hat man unbedingt Erfolg.
Anrührende Abschieds-Party: Charmante wie schlagfertige Rentner-Komödie mit vier im Herzen jung gebliebenen Hollywood-Altstars.
Jon Turteltaub, USA 2013
Kinostart: 14.11.2013, DVD/BD-Start: 27.03.2014
Story: Schon als Kinder waren Billy, Paddy, Archie und Sam beste Freunde. Als 58 Jahre später Billy eine „Heranwachsende“ heiratet, begehen die Senioren seinen Junggesellenabschied in Las Vegas. Die über ein Mädchen zerstrittenen Billy und Paddy finden in Barsängerin Diana Anlass neuerlicher Rivalität.
Von Jochen Plinganz
Kein „Hangover“ mit Rentnern, sondern eine sentimentale Senioren-Party von Endsechzigern: Jon Turteltaub („Das Vermächtnis der Tempelritter“) unterstreicht wieder sein Talent für publikumsfreundliche Fun-Movies, die ohne derbe Zoten unterhalten. Viel Charme und Chemie vierer erstmals gemeinsam vor der Kamera stehender Hollywood-Oldies ergeben eine unverschämt witzige Romcom mit rührseligem Freundschafts-Drama.
Belustigend und rührend: Nostalgisch-melancholische Jugendromanze aus Hayao Miyazakis Animationsschmiede.
Kokuriko-zaka kara, aka From Up on Poppy Hill, Goro Miyazaki, J 2011
Kinostart: 21.11.2013, DVD/BD-Start: 30.04.2014
Story: Vor ihrem Herrenhaus auf dem Hügel über dem Yokohamer Hafenviertel hisst die 17-jährige Umi jeden Morgen Signalflaggen für ihren im Koreakrieg gestorbenen Seemannsvater. Als sie sich in Mitschüler Shun verliebt, der ein Clubhaus renoviert, droht ein Familiengeheimnis die Romanze zu ruinieren.
Von Caroline Lin
Vom Vater geschrieben, vom Sohn inszeniert: Altmeister Miyazaki adaptierte eine Mädchen-Manga-Reihe aus den 80ern, sein Sohn Goro setzte auf altmodische Art einen nostalgisch-sittsamen Boy-meets-Girl-Heimatfilm um, der 2011 zum größten heimischen Kinoerfolg avancierte. So konservativ-konventionell der Junior auch in Japans Vergangenheit taucht, so sanft sentimental und unbedingt berührend ergründet er ein Familiengeheimnis.
Visuell betörende „Metropolis“-Dystopie, in der ein Liebespaar Schwerkraft und Grenzen aufhebt.
Juan Solanas, CA/FR 2012
Kinostart: 22.08.2013
Story: Adam und Eden leben in gegensätzlichen Welten, die Kopf an Kopf grenzen. Als Jugendliche treffen sie sich heimlich auf schneeumtosten Berggipfeln, bis Scharfschützen der Polizei die Romanze brutal beenden. Jahre später trifft Adam sein Mädchen wieder. Doch die hat Amnesie, ist eine Büroetage und doch eine Welt von ihm entfernt.
Von Thorsten Krüger
Der Argentinier Juan Solanas bringt südamerikanischen magischen Realismus in eine kühlblau temperierte „Metropolis“-Dystopie, die man getrost als Ausbeutungs- und Apartheids-Metapher auf Industrienationen und Entwicklungsländer lesen kann: Romeo & Julia aus haarscharf aneinander grenzenden Planeten überwinden mit ihrer Liebe Schwerkraft und Verbote. Die visuell phantastische SciFi-Romanze in einer märchenhaften Dark City ist der wohl erste 3D-Film seit „Avatar“, bei dem raumtiefe Bilder wirklich Sinn machen und ein schwindelerregendes Erlebnis erzeugen, das einem buchstäblich den Kopf verdreht.