Story: Minenarbeiter Dahai landet im Krankenhaus, als er gegen die korrupten Machenschaften neureicher Parvenüs vorgehen will – und greift er zur Schrotflinte. Ein Wanderarbeiter entdeckt derweil den Raubmörder in sich, eine Rezeptionistin erwehrt sich dreister Grapscher und ein Mann versucht den Neuanfang.
Von Thorsten Krüger
Zhangke Jia (Goldener-Löwe-Gewinner mit dem poetisch-politischen „Still Life“) hat aus sich vier knapp überlappenden Episoden ein toxisch-nihilistisches Gesellschaftspanorama über das Reich der Mitte gebraut, wo ungefiltert und eindringlich Underdogs, einfache Bürger und unterprivilegierte Wanderarbeiter in einem Land am Nullpunkt – klimatisch, moralisch, menschlich – ihre (Auto)Aggressionen ausleben.
Stuttgarter Short Cuts, in dem Lebenslügen vier Männer frontal treffen, deren traurig-komisches Schicksal schließlich nahegeht.
Habib Rhapsody, Michael Baumann, D 2013
Kinostart: 05.06.2014, DVD/BD-Start: 05.12.2014
Story: Dönerbudenbesitzer Habib begegnet seiner Jugendliebe, die er damals in der Türkei sitzen ließ und freundet sich mit Firmenchef Bruno an, der seit einem Komplott auf der Verkehrsinsel vor seinem Laden sitzt. Habibs Sohn Neco betrügt seine Frau und der alte Ingo sucht Kontakt zu seiner verlorenen Tochter.
Von Max Renn
Es geht durchaus lebhaft, mitunter outriert zu in Michael Baumanns ursprünglich mit „Habib Rhapsody“ treffender betiteltem Ensemble-Großstadtdrama. Aber ein wehmütig-melancholischer Unterton schleicht sich in die eng verzahnten Episoden ein, die generationenübergreifend von verdrängten Problemen handeln, die vier Männern vier turbulente Chaostage bescheren. Und die haben es emotional ganz schön in sich.
Distanziertes Ekel-Panorama über die Macken eines deutschen „Short Cuts“-Ensembles. Will Tiefgang, erzeugt aber nur Banalität.
Frauke Finsterwalder, D 2013
Kinostart: 17.10.2013, DVD/BD-Start: 09.04.2014
Story: Ein Tag im Leben von Fußpfleger Claude mit Hunger auf Hornhaut, Polizist Tom, der gern ein Bär wäre, seiner frustrierten Freundin Franziska, die als Dokumentarfilmerin scheitert, Lehrer Nickel und seiner Schulklasse, die zur Geschichtsstunde nach Dachau reisen. Ihre Wege kreuzen sich unangenehm.
Von Max Renn
Frauke Finsterwalders gemeinsam mit Christian Kracht entworfener deutscher „Short Cuts“ entwirft ein distanziertes Panorama über das Befindlichkeitsgedusel eines von eigenen Manien, Marotten und Macken besessenen Vollspacken-Ensembles. Die tragikomische Satire ist dermaßen fasziniert von den Spleens, dass sie den Typen beim spinnen, philosophieren und wie sie anderen das Leben zu Hölle machen zusieht. Und hält einen auf Distanz: Im gequälten Mit- und Gegeneinander mit seinen beziehungsunfähigen Fetischisten erregt niemand auch nur eine Spur Empathie, geschweige denn Sympathie.