Schlagwort-Archive: Thriller

Who Am I – Kein System ist sicher

Strikt auf Kassenhit gestylter Hacker-Thriller cum Psychodrama – trotz namhafter Besetzung nur effekthascherischer Schwachsinn.

Who Am I Cover

Baran bo Odar, D 2014
Kinostart: 25.09.2014, DVD/BD-Start: 16.04.2015
Story: Computerfreak Benjamin ist ein einsamer Nobody. Bis er den großkotzigen Max trifft und mit dessen Kumpels Stephan und Paul eine Hacker-Gruppe gründet, die mit Spaßaktionen berüchtigt wird. Als sie den BND hacken, geraten sie in einen Mordfall und landen auf der Fahndungsliste von Ermittlerin Lindberg.
Von Jochen Plinganz

Nach dem von Baran bo Odar („Das letzte Schweigen“) mitverfassten und überinszenierten, aufgedonnerten Nachtglanzthriller nach der turbogestylten Designvorlage „gefährlich“ steht fest: Es gibt nur ein gutes deutsches Hackerdrama – Hans-Christian Schmids „23“. Der technisch aufwendige, handwerklich arg schludrige Pop-Reißer indes beleidigt fortwährend die Intelligenz, ist bei ausgeschaltetem Gehirn aber goutierbar.

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The Captive

Atom Egoyans Elternalptraum schließt an die Themen, aber nicht die Qualitäten seiner großen melodramatischen Meditationen an.

The Captive Cover

Atom Egoyan, CDN 2014
DVD/BD-Start: 02.01.2015
Story: Als Arbeitervater Matthew seine junge Tochter Cassandra für eine Minute im Wagen zurücklässt, verschwindet diese spurlos. Die Polizei verdächtigt ihn selbst. Acht Jahre später, seine Ehe ist zerbrochen, taucht ihr Foto im Internet auf. Da die Ermittler untätig bleiben, forscht Matthew auf eigene Faust nach.
Von Sir Real

Menschen, die zum Teil in selbst errichteten psychischen Gefängnissen leben, hatte Atom Egoyan in seinem vorangegangenen Werk, dem extra-faden „Devil’s Knot“ schon ins Zentrum gerückt – in Anlehnung an „Prisoners“, der diesmal noch deutlicher Pate stand (und seine Sache abermals besser löst). Ferner greift der Kanadier auf sein eigenes Themenspektrum zurück, bedient sich bei „Felicia, mein Engel“ und „Das süße Jenseits“.

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Waar

Viel Show und wenig Substanz in einem pakistanischen Hochglanz-Actionthriller über den War on Terror.

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aka To Strike, Bilal Lashari, PK 2013
ohne deutschen Start
Story: Als sich Indizien für einen großen Terroranschlag verdichten, wird der wegen dem Tod seiner Familie in den Ruhestand gegangene Geheimdienst-Major Rizvi reaktiviert, um seinen Erzfeind Ramal auszuschalten. Und die über die Kaschmir-Grenze eingesickerten Kämpfer, die auf das Herz des Staates abzielen.
Von Jochen Plinganz

Der als Meilenstein in der nicht gerade für ihre Filmkultur bekannten muslimischen Atommacht Pakistan gefeierte Kino-Hit ist eine Verherrlichung von Waffen, Geheimpolizei und Streitkräften („waar“ heißt auf Urdu „losschlagen“): Heroischer Patriotismus mit der Extraportion Pathos sind Ehrensache, wenn das auf modernen Blockbuster getrimmte Debüt von Bilal Lashari mal bei Hollywood, mal bei Bollywood abkupfert.

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Omar

Das bittere, erschütternd lapidare Melodram eines Palästinensers spiegelt die aussichtslose Gesamtlage des Nahostkonflikts.

Omar Cover

Hany Abu-Assad, PS (AUT) 2013
ohne deutschen Start
Story: Der junge palästinensische Bäcker Omar klettert täglich über den israelischen Grenzwall des Westjordanlandes, um seine heimliche Geliebte Nadja zu treffen. Ihr Bruder Tarek erschießt mit Amjad und ihm einen Kontrollposten, Omar wird vom Militär gefangen, gefoltert und muss als Spion Tareks Kopf liefern.
Von Sir Real

Wie Israel einen jungen Palästinenser in ein tödliches Spiel zwingt und damit dessen Leben und Liebe ruiniert, schlüsselt Hany Abu-Assad auf, der mit dem Selbstmordattentäterdrama „Paradise Now“ 2005 weltweit Aufsehen erregte. Das für den Auslandsoscar nominierte Schicksal schnürt mit belastender Bitterkeit und Straßenrealismus-Thrill die Kehle zu, wenn einem ganz normalen Teenager konsequent die Lebenslust genommen wird.

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W. Witse – The Movie

Der würdige Kinoabschuss der belgischen Erfolgsserie ist ein bündiger, nahegehender Hybrid aus Psychokrimi und Serienkillerthriller.

W. Witse - The Movie Cover

W. Witse – de film, Frank van Mechelen, B 2014
ohne deutschen Start
Story: Der seit Kurzem zurückgezogen in Rente lebende Ex-Kommissar Witse erhält ungebetenen Besuch von seiner Schwester, die er 30 Jahre nicht sah: Ihre Tochter Maggie wurde ermordet und die Polizei tut nichts. Denn die Tote lag an einem britischen Soldatenfriedhof. Und sie ist beileibe nicht das einzige Opfer.
Von Thorsten Krüger

Vergleicht man die ästhetisch, atmosphärisch und organisch gestaltete Crimework des Flamen Frank van Mechelen, der mit „Der Eindringling“ vor neun Jahren einen düsteren Thrillerhit landete, mit dem aseptisch Ödnisniveau, mit dem einen die deutsche „Tatort“-Reihe traktiert, ist eine Verbeugung vor den Belgiern fällig, die ja kürzlich erst den schaurig-beklemmenden Pädophilen-Thriller „The Treatment“ exportierten.

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Jack Strong

Mit Konventionshülsen kämpfendes Thriller-Denkmal für den rehabilitierten polnischen Nationalhelden Ryszard Kukliński.

Jack Strong Cover

Wladyslaw Pasikowski, PL 2014
ohne deutschen Start
Story: Obwohl der polnische Oberst Ryszard Kukliński weiß, wie grausam Menschen hingerichtet werden, die für den Westen spionieren, liefert er ab 1972 Informationen über die geheimen Atomkriegspläne der sowjetischen Besatzer für Europa an die CIA. Damit bringt er sich und seine Familie in andauernde Lebensgefahr.
Von Thorsten Krüger

Der Spion, der aus der Kälte kam: Was nach einem B-Action-Titel klingt, ist lediglich der Tarnname des wohl wichtigsten Informanten der Amerikaner vor Ort im Warschauer Pakt, der kaum über seine Landesgrenzen hinaus bekannte polnische Volksarmist Ryszard Kukliński (1930-2004). Dabei sollte diesen Namen jeder kennen, denn er hat entscheidend dazu beigetragen, einen sowjetischen Angriffskrieg zu verhindern.

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Die Behandlung

Der beklemmende belgische Pädophilen-Thriller der gehobenen Klasse ist starker Toback mit True-Crime-Spannung.

The Treatment Cover

De Behandeling, aka The Treatment, Hans Herbots, B 2014
DVD/BD-Start: 12.12.2014
Story: Hauptkommissar Nick Cafmeyer wird von Erinnerungen an seinen einst entführten Bruder geplagt und von dem vermuteten Täter noch immer belästigt. Als ein Kind verschwindet und der Fall Ähnlichkeiten mit damals aufweist, ermittelt Nick fieberhaft. Es geht das Gerücht eines Trolls um, der Kinder frisst.
Von Jochen Plinganz

Auch wenn der Antwerpener Hans Herbots vom Fernsehen kommt („The Spiral“) und sein Kinofilm „The Treatment“ mitunter daran erinnert, fesselt der erwachsene Kriminalthriller mit zum Schneiden dichter Atmosphäre und ausnehmend reifer, erfreulich unspekulativer Machart über Sexualverbrechen an Kindern, was im Land des Kinderschänders Marc Dutroux der Verarbeitung eines kollektiven Traumas gleichkommt.

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A Most Wanted Man

Philip Seymour Hoffmans letzte Rolle: als desillusionierter alter Fuchs in einem Post-9/11-Agententhrillerdrama nach John le Carré.

A Most Wanted Man Cover

Anton Corbijn, GB/USA/D 2014
Kinostart: 11.09.2014, DVD/BD-Start: 18.02.2015
Story: Als der Tschetschene Issa Karpov in Hamburg auftaucht, schrillen die Alarmglocken der seit 9/11 islamistische Terroristen jagenden Geheimdienste. Bachmann, Leiter einer kleinen Einheit, will über Anwältin Richter und Banker Brue an Karpovs Hintermänner gelangen, seine Chefs aber schießen quer.
Von Thorsten Krüger

Der im Februar an einer Überdosis Heroin verstorbene Darstellerguru („The Master“) wirkt von seiner Sucht gezeichnet, nichtsdestotrotz gelingt ihm noch einmal eine eindrucksvolle Leistung als abgehalfterter Koordinator einer winzigen Überwachungsabteilung, die von rivalisierenden Geheimdiensten verraten und von Vorgesetzten für eigene Zwecke missbraucht wird. Leider ist Hoffman das Beste an einem recht schwachen Thriller.

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Cold in July

Ansehnlicher Southern Noir, der nicht immer fugenlos auf die Spur der Dixie-Mafia und einem Snuff-Pornoring führt.

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Jim Mickle, USA/FR 2014
DVD/BD-Start: 05.03.2015
Story: Der sanftmütige Richard erschießt hypernervös und im Affekt einen nächtlichen Einbrecher. Daraufhin bedroht dessen Verbrechervater Russel seine Familie. Als Richard entdeckt, dass der Tote gar nicht Russels Sohn war und die Polizei einiges vertuscht, forscht er mit ihm und Privatdetektiv Jim nach.
Von Gnaghi

Auch nach dem Hinterland-Kannibalendrama „We Are What We Are“ setzt Jim Mickle seinen Kurs der Unberechenbarkeit fort und dient den in Osttexas 1989 spielenden Roman von Joe R. Lansdale an, der auch die Vorlage für „Bubba Ho-tep“ schrieb. Das Verbrechensdrama hat ein namhaftes Darsteller-Trio, einigen Suspense sowie einen hörenswerten 80er-Synthie-Mystery-Score, der zu feiner Film-Noir-Atmosphäre verhilft.

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A Hard Day

Schwarzhumoriger Thriller, der pietätlos-gewitzt zwei vollendet verdorbene Polizisten in tödliche Scharmützel schickt.

A Hard Day Cover

Kkeut-kka-ji-gan-da, Kim Seong-hoon, ROK 2014
ohne deutschen Start
Story: Der korrupte Kommissar Ko überfährt auf dem Weg zur Beerdigung seiner Mutter einen Fußgänger, läd ihn in den Kofferraum und begeht betrunken Fahrerflucht. Kaum hat er den Toten im mütterlichen Sarg verschwinden lassen, meldet sich ein Zeuge und erpresst ihn – der noch korruptere Kollege Park.
Von Thorsten Krüger

Ein dummer Zufall bringt den Stein ins Rollen – fortan braucht Kim Seong-hoon im Zweitwerk nach seiner Komödie „How the Lack of Love Affects Two Men“ nur noch die Es-wird-immer-schlimmer-Dramaturgie anzuwenden. Dies aber weit schlauer, hämischer und genüsslich boshafter als Analoges. Was am Script der beiden Autoren liegt, die laufend Twists aus dem Ärmel schütteln – keine billigen, sondern smart-verzwickte.

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How We Got Away with It

How We Got Away with It Cover

Jon Lindstrom, USA 2014
ohne deutschen Start

Als TV-Schauspieler verdingt sich Jon Lindstrom vorwiegend in Soaps und Serien („General Hospital“). Mit seinem Regiedebüt vollführt er einen kräftigen Satz nach vorn im Prestige. Gemeinsam mit den beiden Hauptdarstellern Jeff Barry („Company Men“) und McCaleb Burnett („Fast & Furious 4“) schrieb und produzierte er in Rochester direkt am Ontario See ein leises Reunion-Drama, das durch einen dunklen Twist zum unterschwelligen Thriller (mit Lindstrom als Detective) reift.

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Erlöse uns von dem Bösen

Eric Bana in einem verdrießlich-faden B-Derivat aus „Seven“ und „Der Exorzist“ um teuflisch-übernatürliche Vorfälle in New York.

Erlöse uns von dem Bösen Cover

Deliver Us from Evil, Scott Derrickson, USA 2014
Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 15.01.2015
Story: Ralph Sarchie vom NYPD und sein Partner stoßen in der Südbronx auf eine Spur unerklärlicher Gewaltverbrechen, die auf ein Trio Irakkriegs-Veteranen hinweist. Der spanische Priester Mendoza vermutet darin das Wirken einer dämonischen Macht, welche die Ex-Soldaten aus der Wüste heimbrachten.
Von Thorsten Krüger

Scott Derrickson, der mit „Der Exorzismus von Emily Rose“ und vor allem dem frenetischen Schocker „Sinister“ eine echte Leistungsschau des Horrors aufbot, setzt sein Faible fürs Religiös-Okkulte und dämonische Besessenheit fort. Und gemahnt bei der Adaption des „Tatsachenbuchs“ von Ralph Sarchie, dass er auch langweilen kann – wie mit seinem Remake „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ oder dem Script zu „Devil’s Knot“.

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The Purge: Anarchy

The Purge: Anarchy Cover

James DeMonaco, USA/FR 2014
Kinostart: 31.07.2014, DVD/BD-Start: 11.12.2014

James DeMonacos rasch nachgeschobener Nachfolger zum drei Millionen Dollar günstigen Überraschungserfolg „The Purge“ macht aus dem ohnedies aufgesetzten Prinzip des jährlichen 12 Stunden straffreien Mordens, dessen stabilisierender Effekt auf eine vormals bankrotte Nation mehr als schleierhaft war, endgültig die pure Exploitation eines Amerika der nahen Zukunft. Was selbstverständlich in Ordnung ginge, wenn er dies nicht mit der Betroffenheits-Dramatik einer Telenovela zu erreichen versuchte.

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Der Tod weint rote Tränen

Berauschend-exquisiter Kunst-Giallo der „Amer“-Schöpfer, die ein experimentierfreudiges, labyrinthisches Mysterium auffahren.

The Strange Colour of Your Body's Tears Cover

L’étrange couleur des larmes de ton corps, aka The Strange Colour of Your Body’s Tears, Hélène Cattet, Bruno Forzani, B/F/L 2013
DVD/BD-Start: 29.01.2015
Story: Der von einer Geschäftsreise aus Frankfurt heimkehrende Dan findet sein Brüsseler Apartment von Innen verriegelt vor. Von seiner Frau fehlt jede Spur. Hinter den Mauern des Hauses geht Merkwürdiges vor, glaubt Nachbarin Dora aus der siebten Etage, derweil Kommissar Vincentelli an Dans Tür pocht.
Von Gnaghi

So barock, wie ein formvollendetes Jugendstil-Gebäude nur sein kann, taucht das belgische Kreativteam Hélène Cattet und Bruno Forzani mehr denn je in einen reinen Rausch der Formen und Farben ein, um mit den Fetischen und Motiven des italienischen Giallo-Genres Kunst herzustellen. Ihr edel-psychedelischer, so flamboyanter wie desorientierender Stil gerät furios und längst nicht mehr so chloroformiert wie noch bei „Amer“.

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Verjährung

Montage Cover

Mong-ta-joo, aka Montage, Jeong Geun-Seop, ROK 2013
DVD/BD-Start: 02.05.2015

Mordmysterien haben in Südkorea Konjunktur („Memories of Murder“, „Mother“) – dennoch kann Jeong Geun-Seops Debüt als spannungsvolles Thrillerdrama packen, das wie so oft und fast so stark wie „Helpless“ von verschwundenen Menschen und entführten Kindern erzählt. Eines davon ist ein kleines Mädchen, dessen Mörder auch nach 15 Jahren nicht gefunden ist. Als aufgrund der Verjährungsfrist die Ermittlungen eingestellt werden, bleiben eine aufgewühlt-verzweifelte Mutter (Eom Jeong-hwa, „Bestseller“) und der zerknirschte Detective Cheong-ho (Kim Sang-kyung, „Eine Kinogeschichte“) zurück. Dann wird erneut ein Kind entführt, es beginnt ein Nervenkrieg um das Lösegeld und die Polizei verfolgt jede Spur.

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Blood Ties

Blood Ties Cover

Guillaume Canet, FR/USA 2013
DVD/BD-Start: 25.09.2014

Guillaume Canet, der den überkonstruierten, aber fesselnden „Kein Sterbenswort“ inszenierte, nimmt sich in seinem mit beachtlicher Schauspielprominenz hochgerüsteten US-Debüt den französischen Thriller „Rivals“ (OT: „Les liens du sang“) vor, bei dem er selbst die Hauptrolle spielte. Darin wie hier stehen sich zwei Brüder auf beiderlei Seiten des Gesetzes gegenüber, was den Brooklyner Polizisten Frank (Billy Cudrup, „Almost Famous“) in Gewissenskonflikte stürzt, als er seinen frisch aus dem Gefängnis entlassenen Bruder Chris (Clive Owen, „Words and Pictures“) bei sich aufnimmt und dieser bald wieder auf die alte schiefe Bahn gerät.

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Another Me

Effekthascherische Girlie-Mysteryversion von „Black Swan“ mit einer Prise (Asia-)Geistergrusel.

Another Me Cover

aka Another Me – Mein zweites Ich, Isabel Coixet, GB/SP 2013
Kinostart: 04.09.2014, DVD/BD-Start: 22.01.2015
Story: Seit Fays Vater an MS erkrankt im Rollstuhl sitzt, droht die Ehe an einer Affäre ihrer Mutter zu zerbrechen. Als Fay die Rolle der Lady Macbeth am Schultheater erhält, stellt ihr die neidische Monica nach. Gefährlicher noch ist Fays auch anderen erscheinende Doppelgängerin, die sich in ihr Leben drängt.
Von Gnaghi

„Wir sind hier nicht bei Hitchcock!“, empört sich die alte Kassandra Mrs. Brennan (Geraldine Chaplin). In der Tat nicht: Mit Overacting im „Psycho“-Modus geht der Versuch eines Teeniethrillers zwischen Zielgruppen-Hochglanz und rau-dunklem Teint auch als Telenovela-Psychodrama und Tussi-verliert-den-Verstand-Mystery durch. Eine reine stilistische Spielerei, die ernste Dramatik bemüht, aber kaum Substanz bietet.

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Colt 45

Regengrauer Cop-Thriller, in dem ein Nachwuchsmeisterschütze durch die (Korruptions)Hölle geht, bevor er zurückschlägt.

Colt 45 Cover

Fabrice Du Welz, FR 2014
DVD/BD-Start: 07.10.2015
Story: Der gerade mal 25-jährige Vincent ist Waffenexperte für die Polizei. Als der Hobbykonstrukteur einen internationalen Schießwettkampf gewinnt, sind Eliteteams aus aller Welt hinter ihm her. Vincent lehnt ab und begegnet dem Agenten Milo. Der erpresst ihn und missbraucht Vincents Wissen für Morde und Überfälle.
Von Jochen Plinganz

Sechs Jahre Pause gönnte sich der mit „Calvaire“ und „Vinyan“ bekannt gewordene Belgier Fabrice Du Welz, der dieses Jahr in Cannes gleich mit zwei Filmen auftrat – einmal „Alleluia“, eine hochgelobte französischsprachige Fassung der Honemoon Killers, zum anderen diese angespannt-fiebrige „Training Day“-Abwandlung, anteilig auch Film Noir, Charakterstudie und reiner (Action)Thriller: Ein kalt-straffer Männerfilm.

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That Demon Within

Dante Lams dunkel schillerndes Amalgam aus Copthriller, Psychodrama und Okkulthorror weist reichhaltige Qualitäten auf.

That Demon Within Cover

Mo jing, Dante Lam, HK/C 2014
ohne deutschen Start
Story: Der mental instabile Dave ist das schwarze Schaf der Hongkonger Polizei und schiebt Strafdienst als Wachmann eines Hospitals, wo er mit einer Blutspende das Leben von Hon rettet – ohne zu ahnen, dass der als Bandenboss in einem brutalen Diamantraub Daves Kollegen tötete. Und Hon gelingt die Flucht.
Von Thorsten Krüger

In seinem Beitrag zum diesjährigen Berlinale-Panorama betört Hongkongs Genre-Routinier Dante Lam, Ausrichter einiger Actionthriller wie „The Sniper“ oder „The Viral Factor“, mit bildgewaltigem Kinoformat und künstlerischer Reife. Er betritt wieder „Beast Stalker“-Terrain, fesselt mit einem furiosen Cop-vs-Gangster-Duell, in das sich ein, wenn auch psychologisch trivial angefertigter, „Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ einschleicht.

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Night Moves

Geduld fordernde Gewissenslast-Studie, die moderaten Suspense aus Durchführung und Folgen eines Öko-Anschlag zieht.

Night Moves Cover

Kelly Reichardt, USA 2013
Kinostart: 14.08.2014, DVD/BD-Start: 26.01.2015
Story: Der auf einer Ökokommune lebende, schüchterne Josh hat sich heimlich in Dena verliebt. Mit dem vorbestraften Edward wollen die beiden jungen Aktivisten einen lokalen Staudamm sprengen. Nach langwieriger Vorbereitungsphase ziehen sie den Bombenanschlag durch, bei dem ein Camper ums Leben kommt.
Von Max Renn

Nach dem Anti-Western „Meek’s Cutoff“ legt Indie-Regisseurin Kelly Reichardt einen stillen Anti-Thriller vor, der radikal entscheunigt die jüngst in „The East“ erzählte Genrestory um Ökoterrorismus mit Arthaus-Mitteln aufgreift. Story und Spannung kommen oft nur in homöopathischer Dosis vor, auch wenn sich Hitchcock-Suspense im Vorhinein und eine psychosoziale Talfahrt in „Schuld und Sühne“-Manier nach der Tat aufbauen.

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Feuerwerk am helllichten Tage

Formell formidabler, wenn auch zäher China-Neo-Noir, der einer Mordserie eine sozialkritische Note beifügt.

Feuerwerk am helllichten Tage Cover

Bai ri yan huo, aka Black Coal, Thin Ice, Yi’nan Diao C 2014
Kinostart: 24.07.2014, DVD/BD-Start: 06.11.2014
Story: Als Polizisten 1999 nach Leichenfunden in Kohlewerken Verdächtige festnehmen, überlebt nur Zhang den Schusswechsel schwer verletzt. Fünf Jahre später schlägt er sich als alkoholabhängiger Wachmann durch. Wieder tauchen Leichenteile auf. Mit seinen Ex-Kollegen folgt er der Witwe des ersten Opfers.
Von Thorsten Krüger

Wieso der lediglich respektable Film Noir von Yi’nan Diao („Night Train“) den Goldenen Bären gewann – und nicht der phänomenale „Boyhood“ – wird das Geheimnis der Jury-Tröten der diesjährigen Berlinale bleiben. Zumal auch der pechschwarze Episoden-Schocker „A Touch of Sin“ das Reich der Mitte nachdrücklicher porträtierte – nur der lief eben nicht in Berlin. Aber der lakonisch-kunstvolle Arthaus-Stil weiß auch zu gefallen.

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The Signal

Bleierne Indie-SciFi, die unoriginell durch ein surreales Low-Budget-Drama schleicht.

The Signal Cover

William Eubank, USA 2014
Kinostart: 10.07.2014, DVD/BD-Start: 07.11.2014
Story: Der an den Beinen gelähmte Nic, seine Freundin Haley und Kumpel Jonah sind Studenten am MIT. Sie lokalisieren das Signal des Hackers Nomad auf einer Fahrt durch Nevada. In der Wüstenkate brechen sie zusammen und Nic erwacht in einem Quarantäne-Labor, wo ihn das Team von Dr. Damon festhält.
Von Sir Real

„The Signal“, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen, genialen Störsignal-Apokalypse-Triptychon von 2007, ist William Eubanks Zweitling nach seinem Einstand 2011 mit „Love“ – und wie dieser ein Sundance-gewerbliches Alternative/Mumblecore-Getue. Der Stil ähnelt „I Origins“, der aber mit seiner Wendung emotional packt, während Eubanks lahm vor sich hin treibt und mehr auf Metaphorik denn Realismus setzt.

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The Suspect

Hochwertige südkoreanische Agentenaction, die sich zum Verschwörungsthriller mit emotionalem Ende auswächst.

The Suspect Cover

aka The Suspect – Traue keinem, Yong-eui-ja, Won Shin-yeon, ROK 2013
DVD/BD-Start: 10.07.2014
Story: Als Kollegen seine Familie massakrieren, flieht der nordkoreanische Agent Ji in den Süden, wo man ihm das Attentat auf den Unternehmer Park, für den er als Fahrer arbeitet, in die Schuhe schiebt. Geheimdienst NIS und die Behörden jagen Ji, der mit Reporterin Choi eine Konspiration auf höchster Ebene aufdeckt.
Von Jochen Plinganz

Koreas ewiges Thema – der, anders als im längst wiedervereinigten Deutschland nie endende kalte Krieg – schwelt auch in der Kinokultur weiter und bringt regelmäßig Boxoffice-Erfolge wie „Shiri“ und „Joint Security Area“ hervor. Jüngste Beispiele sind „The Berlin File“ (richtig, in der deutschen Hauptstadt entstanden) und das Hochglanz-Teenie-Bloodshed-Melo „The Commitment“ (startete im März als „Silent Assassin“).

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Wara no tate – Die Gejagten

Suspensereicher Polizeithriller, der statt auf Actionrasanz auf ein eindringliches Moraldrama um Berufsehre und Mordanreize setzt.

Wara no tate – Die Gejagten Cover

Wara no tate, aka Shield of Straw, Takashi Miike, J 2013
Kinostart: 10.07.2014, DVD/BD-Start: 06.11.2014
Story: Kinderschänder Kiyomaru hat eine Siebenjährige ermordet. Deren schwer reicher Großvater Ninagawa lobt eine Billionen Yen aus für den, der den verurteilten Sexualsadisten tötet. Als der sich der Polizei stellt, sollen fünf loyale Beamte ihn binnen 48 Stunden ins ferne Tokio geleiten; und ganz Japan jagt sie.
Von Thorsten Krüger

Takashi Miike hat kaum ein Genre und Tabu („Ichi the Killer“) ausgelassen. Aber seine Flegeljahre sind vorbei, die Perversions-Krone trägt Shion Sono („Why Don’t You Play in Hell?“) und der Fließbandfilmer (fast 100 Titel in 25 Jahren) dreht nun Mainstream. Allerdings auf gehobenen Niveau in diesem straighten Polizeithriller mit mehr Drama denn Action und einem nicht immer glaubhaft auf die Spitze getriebenen Moraldilemma.

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No Turning Back

Eine Nacht, ein Auto, ein Mann: das One-Man-Road-Drama mit Tom Hardy ist ein brillantes Lehrstück über Charakter und Verantwortung.

No Turning Back Cover

Locke, Steven Knight, GB/USA 2013
Kinostart: 19.06.2014, DVD/BD-Start: 23.10.2014
Story: Der gewissenhafte Bauleiter Ivan Locke steigt nach Dienstschluss in seinen Wagen, um zu einer Frau nach London zu fahren, die seinen Beistand braucht. Diese Entscheidung am Telefon Gattin und Chef zu erklären sowie eine wichtige Baumaßnahme zu koordinieren, setzt seine Existenz aufs Spiel.
Von Thorsten Krüger

Für sein Script zu „Kleine schmutzige Tricks“ wurde er oscarnominiert, für den im Original schlicht „Locke“ betitelten Regiezweitling gab es den British Independent Award – beides völlig zu Recht: Der Engländer Steven Knight wagt ein Experiment, das kein Budget, aber ein vielschichtiges Script und den fabelhaften Tom Hardy („Inception“, bald der neue „Mad Max“) als einzig sichtbaren Darsteller einer Existenzkrise hat.

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