Starbesetztes Euro-Märchen für Erwachsene, von Matteo Garrone meisterlich und mit maliziöser Moral vorgetragen
Il racconto dei racconti, aka Tale of Tales, Matteo Garrone, I/F/GB 2015
Kinostart: 27.08.2015, DVD/BD-Start: 03.03.2016
Story: Die Königin von Longtrellis opfert ihren Gatten, um von einem Seeungeheuer einen Albino zu empfangen. Der Herrscher von Strongcliff verfällt dem Sirenengesang einer verunstalteten Vettel und der Potentat von Highhills ist dermaßen in einen Riesenfloh vernarrt, dass er seine Tochter an einen Oger verschenkt.
Von Caroline Lin
Das gibt es noch: Märchenadaptionen, die kein Familienvergnügen anstreben. Der Römer Matteo Garrone, bekannt geworden durch die Mafia-Anklage „Gomorrha“, setzt der gängigen Disney-Putzigkeit („Die Eiskönigin“) und den Fantasyspektakeln mit ihrer Pixelmanie („Der Hobbit“) einen ganz eigenen Stil entgegen, der altmeisterlich von Ruhe, Klarheit, Prägnanz und einer Ästhetik mit kräftiger Farbdramaturgie geprägt ist.
Bei Christophe Gans wird das französische Volksmärchen zur bombastisch-düsteren Euro-Fantasy: leicht kitschig, aber wundervoll.
La belle et la bête, Christophe Gans, FR/D 2014
Kinostart: 01.05.2014, DVD/BD-Start: 04.11.2014
Story: Als ein französischer Kaufmann 1810 sein Vermögen verliert und sich mit seinen sechs verwöhnten Kindern auf einen Landsitz zurückzieht, pflückt er in einem geheimnisvollen Schloss eine Rose, für die der Besitzer, ein verfluchtes Ungeheuer, seine Lieblingstochter Belle fordert, die sich für ihren Vater opfert.
Von Caroline Lin
Man muss sich einen gewissen naiven Blick für die Wunder des Kinos bewahren, dann lässt sich diese bildgewaltige Märchen-Oper in vollen Zügen genießen. Anders als angloamerikanische Heldenepen bleibt Phantastikfreund Christophe Gans („Der Pakt der Wölfe“) der genuin gallischen Volkssage treu und präsentiert mit sagenhafter Lust auf visuelle Pracht eine klassische Mär und ihren erheblichen emotionalen Kern über die Kraft der Liebe.