Der Butler

Erhebende Chronik der Bürgerrechtsbewegung aus Sicht eines unpolitischen schwarzen Butlers, der sieben US-Präsidenten diente.

The Butler Cover

The Butler, Lee Daniels, USA 2013
Kinostart: 10.10.2013, DVD/BD-Start: 27.02.2014
Story: Im Kindesalter erfährt Plantagensklave Cecil das Grauen der Leibeigenschaft und wird zum „Hausnigger“ erzogen. Nach seiner Flucht erlernt der Mittellose das Dienen bis zur Perfektion, was ihn als Butler 1957 ins Weiße Haus bringt. Während sein Sohn für seine Rechte protestiert, dient Cecil schweigend sieben Präsidenten.
Von Thorsten Krüger

Von Onkel Toms Hütte bis Obamas Präsidentschaft: Die Chronik der Bürgerrechtsbewegung verbunden mit biografischem Familiendrama rafft fast 60 Jahre amerikanische (Kultur)Historie aus der Perspektive eines Schwarzen, lose basierend auf dem Leben von Eugene Allen. Im ersten Oscarbeitrag der Saison, der einen absurden Namensrechtsstreit mit den Warner-Wichten gewinnen musste, um ins Kino zu dürfen, ist eine erhebende Schulgeschichtsstunde, die Obama als Krönung dieses Change idealisiert.

Lee Daniels verzichtet auf die Aggressivität seines Erfolgs „Precious“, orientiert sich am subversiven „The Help“, nur als große Starparade aus der Hollywood-Oberliga. Mit hörenswertem Soundtrack folgt er gewandt der Biografie Cecils alias Forest Whitaker, der eine fabelhafte Vorstellung als Unpolitischer in politischen Zeiten gibt. Ein stilvoller Mannscher Untertan, der nichts hören und sehen will und deshalb seinen Sohn verstößt, der, parallel montiert, heldenhaft für seine Rechte friedlich, später radikal kämpft.

Portrait eines spät Erwachenden, der schließlich für sich einsteht

Dieser Vater-Sohn-Konflikt ist ein Riss, der durch Cecils Familie geht und löst einen langsamen Lernprozess beim Vater aus, dessen Gesicht Fehlentscheidungen und Antwortlosigkeit auf wichtige Fragen wunderbar abzulesen sind. Es ist das Portrait eines spät Erwachenden, der schließlich für sich einsteht und sich mit seinem Sohn aussöhnt.

„We have no tolerance for politics in the White House“: Es mag ein pointierter, zuversichtlicher und konzilianter Blick auf die US-Gesellschaft im Wandel der Zeit sein, Daniels verschließt nie die Augen vor der bitteren Realität und nutzt kurze Doku-Inserts, wenn er die historischen Stationen abreißt:

Der Freedom-Bus, KKK-Überfälle, der Kennedy-Mord, Martin Luther King, Malcolm X, die Black Panther, Vietnam (wo Cecils zweiter Sohn fällt), Mandela, sieben Präsidenten, von Charakterstars eher glossiert als gespielt, und ihre TV-Ansprachen zum Rassismus. Es mögen viele Punkte in 130 Minuten sein, sie sind sentimental und würdevoll erfasst und mindestens so aufschlussreich, wie der unterschiedliche Umgang der Figuren mit Politik.

Rassenunruhen und Menschenrechtsfragen

Der weiße Mann – es ist seine Welt. Wir leben nur darin: So nachdenklich und kritisch Rassenunruhen und Menschenrechtsfragen auch vergegenwärtigt werden, so rhapsodisch die Ehe zwischen Cecil und Gloria (Talkmasterin Oprah Winfrey erweist sich als fabelhafte Schauspielerin im stimmigen Duett mit Whitaker) abläuft:

Hinter all dem steht ein von Optimismus beseelter Fortschrittsgedanke. Ein stolzes Resümee, was vermeintlich alles an Gleichberechtigung erreicht wurde, mag zum Ende ungerechtfertigt in Obamanie schwelgen, aber die bedachte Success-Story handelt emphatisch eine schmerzvolle Leidenszeit ab.