Houston

Kafkaeske Entfremdungsstudie mit Ulrich Tukur: Ein Mood Movie, das viel verspricht und wenig hält.

Houston Cover

Bastian Günther, D/USA 2013
Kinostart: 05.12.2013, DVD/BD-Start: 13.06.2014
Story: Nur mit Alkohol hält sich der abgekämpfte Headhunter Clemens Trunschka im Arbeitstrott eines großen deutschen Autokonzerns, für dessen Chefetage er höchst inoffiziell einen begehrten Manager des Texanischen Energieriesen Houston Petrol abwerben soll. Vor Ort in Houston verzweifelt Trunschka an seiner Aufgabe.
Von Max Renn

Eine Reise in die Seelennacht: atmosphärisch ausgereifte Charakterstudie, in der ein wie immer erstklassiger Ulrich Tukur (zuverlässig auch in „Exit Marrakech“) als Familienvater und Einzelkämpfer in einen kafkaesken, antidramatischen Taumel gerät. Die Ausmessung des Unbehagens an einem, der sich selbst, anderen und seinem Job bis zur Verzweiflung entfremdet bleibt, bewegt sich zwischen „Paris, Texas“ und „Lost in Translation“.

Mit dem deprimierenden Scheitern eines Globalisierungs-Zombies an sich selbst und seiner Aufgabe bis zum Kollaps beweist Bastian Günther („Autopiloten“) stimmungsvoll Autorenhandschrift, bricht mit ungewöhnlichen Kameraperspektiven bis hin zur Subjektiven die Dramaturgie auf. Die enge Kadrage zwängt Tukur in eine bedrückend-nüchterne, düstere Lichtgestaltung, lässt ihn durch un-heimische Interieurs aus Geschäftsetagen, Hotelflure und Konferenzräumen selbst am helllichten Tag wie eine Reflexion im Halbdunkel wandeln – wie ein Geisterfilm.

Zwischen „Paris, Texas“ und „Lost in Translation“

Ein bitterer Kommentar zur kalten, inhumanen Wirtschaftswelt samt satirischer Spitzen eröffnet sich, die diesen antriebslosen Verdammten frustriert. Allerdings überträgt sich das auch auf die ziemlich zähe Dramaturgie, die vielversprechend beginnt, aber wie ein Auto im Leerlauf endlos ausrollt. Da helfen auch starke Metaphern, wie das einsam den Büroturm hinab flatternde Hemd nur bedingt, wenn Günther die Ideen ausgehen.

Derweil hat Garret Dillahunt, ein famoser Nebendarsteller („Winter’s Bone“), als manisch-depressive, aufgedreht plappernde Nervensäge Tukurs One-Man-Show unterbrochen und stellt sich als weiterer Verzweifelter heraus. Dazu gesellen sich Wahnbilder, deren surreale Erlösungsästhetik Selbsthass und Selbstzerstörung unschlüssig konterkariert. Man hofft vergeblich auf eine raffinierte Wendung. Und verliert das Interesse.

 
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