Kinostart: 27.02.2014
Es reicht also, mal die Wahrheit zu sagen und mit der Bundeskanzlerin Tango zu tanzen. Und schon ist die Politik wieder menschlich und gerettet. Nur durch die dauerhafte Schädigung durch eine Plage wie Berlusconi, der Italiens Politikbetrieb komplett ruiniert hat, ist zu erklären, dass dieses satirische Schelmenstück zwölf Nominierungen und schließlich sechs Trophäen beim diesjährigen David di Donatello erhielt.
Die Sehnsucht der Italiener nach einem Erlöser ist offenbar gewaltig. Für Außenstehende indes erschließen sich die Qualitäten der unauffälligen, undurchsichtigen Politkomödie nur bedingt. Okay, der untertourige Toni Servillo aus „La Grande Bellezza“ passt gut für die Doppelrolle als depressiver, der im Exil Jugend und Amouren wiederfindet, sowie als verrückter Philosoph, der mit nebulösen Einlassungen als Messias gefeiert wird.
Aber nur ein paar Gardinenpredigten gegen Zynismus in Medien und Parlament, für Freiheit und Wandel, freilich ohne konkrete Reformpläne, sind schlicht zu nebulös und utopisch. Zumal Roberto Andò, der sein eigenes Buch verfilmt, mit seinem unscheinbaren Arthaus-Stil voller Leerstellen mehr eine obskure Charakterstudie als ein narrativ motiviertes Drama ausruft, das die Tradition von „Don Camillo“ bis Nanni Moretti fortführt.
Mehr an Chabrols soignierter Bourgeoisie als an capraesken Märchen wie „Dave“ orientiert, will dieses „Gespenst der Freiheit“ erwachsen sein. Allusive philosophische Anflüge, die Engführung von Kino und Politik als betrügerische Erfindung von Wirklichkeit und hintersinnige Pointen sind intellektuell durchaus reizvoll, die Liebes-Tändeleien schon weniger. Eine passable, wenig aufregende Einkehr über richtiges Leben im falschen.
Trailer bislang nur auf italienisch