DVD/BD-Start: 20.03.2015
Keineswegs nur einen weiteren Teeniefilm hat James Ponsoldt gestaltet, der Regisseur des Säuferdramas „Smashed“ (dessen Star Mary Elizabeth Winstead eine Nebenrolle bekleidet). Sondern eine klasse gespielte, reife Teen-Dramödie mit Tiefgang, so komisch und sensibel wie die Filme von John Hughes („The Breakfast Club“), mit traumhaften Soundtrack unverstellt-wohlwollend die Weltsicht und Sorgen der Jugend besingend.
Miles Teller („Project X“) ist fabelhaft als sorgenfreier Lebemann mit Alkoholproblem, der seine Ex eifersüchtig machen will und in Shailene Woodley („The Descendants“) ein smartes Mauerblümchen findet, mit dem eine behutsame Romanze beginnt, die weder Kitsch, Klischees, noch Happy End kennt. Ihre phantastisch-zarten Intimszenen teilen anders als der Bettsportkrampf „Blau ist eine warme Farbe“ echte Gefühle mit.
Sutters Philosophie „lebe den Moment“ kennt jedoch kein Morgen, den seine Ex fordert („Den Moment von was? Ich will eine Zukunft!“). Selbst als dieser Luftikus mit seinem Lifestyle andere Herzen bricht und sich selbst Unglück bringt, bleibt Ponsoldts Stil angenehm leicht, folgt aber der dunklen Aura der Einsamkeit, die den unbeschwerten Jungen immer eindeutiger umgibt. Er erliegt der Negativspirale eines Selbstzweifel-Fluchs.
Der stammt von seinem Vater, ein windiger Spack, der die Mutter (verhärmt: Jennifer Jason Leigh) verließ. Die Angst, wie dieser Wicht zu werden, gerät zur selbsterfüllenden Prophezeiung und bedingt die harte Landung eines von seinen Perspektiven abgehängten Filous. Wenn mit seiner Highschoolzeit und der Prom eine Lebenslüge mit wehmütigem Seufzer endet, sitzt er desillusioniert am bisherigen Tiefpunkt seines Lebens.
Diesen psychischen Spätfolgen der elterlichen Trennung wird humorvoll und mit einem sanft-liebevollen Blick begegnet. Ein ehrliches und intensiv berückendes Drama über einen, der für sich selbst die größte Herausforderung darstellt, der Freunde verletzt und enttäuscht, bis es fast zu spät ist. Ponsoldt kostet diese Gefühle emphatisch aus, wobei er auf die großartigen Jungdarsteller und ihre glaubhaften Befindlichkeiten zählen kann.
Ein Ausnahmefilm.