On the Job

Fesselnder, pessimistischer Crime-Thriller, der grimmig über die Auswüchse der grassierenden Korruption auf den Philippinen auspackt.

On the Job Cover

aka On the Job – Showdown in Manila, Erik Matti, RP 2013
DVD/BD-Start: 28.05.2015
Story: Seit Jahren verüben die inhaftierten Killer Tatang und sein junger Zögling Daniel im Auftrag mächtiger Hintermänner mit Duldung der korrupten Behörden brutale Mordaufträge. Die beiden NBI-Agents Acosta und Coronel ermitteln gegen erhebliche Widerstände und sind ihnen bald dicht auf den Fersen.
Von Sir Real

Basierend auf tatsächlichen Vorkommnissen entwirft der vielseitige philippinische Regisseur Erik Matti („The Aswang Chronicles“ erscheint im März auf DVD) einen handwerklich richtig starkes, sozial- und vor allem gesellschaftskritisches Thriller-Doppelportrait von zwei Killern und zwei Cops. Ein mit packender Street-Action versehenes, bitter-milieuechtes Gangsterdrama, dessen Politkinodimensionen stattlich Sprengstoff bieten.

Fern der trashigen Grindhouse-Reißer, die sonst von dem Inselstaat kommen, bietet das geringbudgetierte Werk einen authentischen Einblick in die Kontraste von Armut und Reichtum und zeigt anhand zweier heimlicher Freigänger den ganzen Rattenschwanz von korrupten Staatsbediensteten und wie diese skandalösen Praktiken das Leben im Land vergiften: Die organisierte Kriminalität reicht wie in Italien bis hinein in die Staatsspitze.

„Tropa de Elite“ trifft das Kino von Constantin Costa-Gavras

Allein gegen die Mafia: Diesen Kampf gegen ein durch und durch verdorbenes System, in dem jeder mit drin steckt, zeigt Matti aus zwei konträren Perspektiven, was ein ganzes Netz an Akteuren auswirft und sie in indirekten wie direkten Konfrontationen miteinander ringen lässt. In dunklen Farben und schwül-ungewaschenen Bildern trifft sich José Padilhas „Tropa de Elite“ mit dem Kino von Constantin Costa-Gavras („Z“).

„We are running this country“, sagt der Präsidentschaftskandidat, der Strippenzieher, der Kopf des stinkenden Fisches. Der lange Arm seine selbstherrlich-allmächtigen Polizei reicht zu weit, als dass „On the Job“ ein gutes Ende nehmen könnte – die Mentalität steckt zu tief in allen. Die Seilschaften und Verbindungen sind so weit verzweigt, der Sumpf der Bestechlichkeit so tief, dass jeder darin versinkt.

Mit coolem Score versehener Thriller erhält emotional Gewicht

In Anlehnung an Gangsterdramen von Coppola bis John Woo, erkennbar an (dezenter) Melodramatik, gerinnt daraus aber nicht nur eine schonungslose Bestandsaufnahme realer Zustände. Die immer mobile Kamera, die ganz nah an Figuren und (Un)Taten bleibt, gönnt diesen einen Film Noir, der ihre Verstrickung und ihr Privatleben aufzeigt, wodurch der mit coolem Score versehene Thriller auch emotional Gewicht erhält.

Allein schon, wenn der Nachwuchs-Hitman im Knast, ein dämmriger Taubenschlag, mit dem Messer das Morden „übt“, zeigt sich der erschreckend niedrige Stellenwert, den menschliches Leben hier genießt. Töten ist etwas gänzlich Normales, Gewissensbisse hat deswegen keiner. Auch das ist eine Folge einer Korruption, die Recht und Menschlichkeit im Laufe der Zeit immer mehr ausgehebelt haben. Jeder ist sich selbst der Nächste.

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