Kinostart: 06.03.2014, DVD/BD-Start: 05.09.2014
DDR – „die dreckige Republik“ titelte der Stern kurz nach der Wende, als nicht nur die menschlichen Vergehen, sondern auch die Umweltverbrechen des Sozialismus auf deutschem Boden ruchbar wurden. In seiner persönlich gehaltenen Langzeit-Dokumentation zeichnet der Hamburger Journalist und Filmemacher Roland Blum ein Bild des Wandels vom ökologischen GAU-Szenario zur Naturschutzpolitik mit blühenden Landschaften in drei Stationen: Im Frühjahr 1990, im Jahr 2000 und schließlich 2013, wo Blum Orte und Gesprächspartner wiederholt aufsucht.
Im Wahn, den Produktionswettlauf mit dem Westen zu gewinnen, ruinierte die DDR-Führungselite die Umwelt so rigoros, dass ihrer Bürger erkrankten und trotz des seit 1982 bestehenden Verbots, die Wahrheit über die rücksichtslose Vergiftung auszusprechen, die Umweltbewegung ein erheblicher Teil des Widerstands wurde, der das Regime 1989 auflöste. Blum sucht diverse Industriestandorte auf, um an einigen eher willkürlichen Beispielen recht unsystematisch und mit schwafelndem Off-Kommentar die – vorwiegend – positive Entwicklung festzuhalten.
Wenn man den (mit Quecksilber kontaminierten) Silbersee von Bitterfeld sieht, Gülleseen und Altöltümpel, dazu die Interviews von Anrainern, Arbeitern und Aktivisten über „40 Jahre Schweinerei“ hört, staunt man über Öko-Fortschritt und Selbstheilungskräfte der Natur, diese toxische Erblast 25 Jahre nach der Wiedervereinigung in gepflegte Naturschutzgebiete verwandelt zu haben. Von der schwarzen Elbe zu Biosphärenreservaten ist es ein langer Weg. Doch es lagert weiter tonnenweise teuflische Chemie in Gruben und Sedimenten, allesamt tickende Zeitbomben.
Ferner ist nicht jeder Fortschritt ein Plus, auch wenn die maroden Anlagen entweder stillgelegt oder saniert sind: Noch immer frisst sich der Braunkohletagebau unverändert durch die Landschaft, flutet bei jedem Hochwasser Eisenschlamm noch die nächsten 100 Jahre Felder – belastetes, von Ökobauern bewirtschaftetes Land. Und die damals noch entsetzliche Massentierhaltung ist heute EU-geförderter Standard. Das Kernkraftwerk Lubmin schließlich wurde vorwiegend rückgebaut, weil westdeutsche Stromkonzerne ihren eigenen Atomstrom verkaufen wollten.
All das findet Blum heraus, oft aber ohne klares Konzept, mit Gesprächen, die mehr ostalgischen Pillepalle statt klar strukturierten Erkenntnisgewinn bieten. Eine etwas unrunde und mitunter unfokussierte Doku, deren Thema aber von erheblicher Bedeutung ist. Als nächstes bitte Nachforschungen über den Umweltzustand weiterer vom Kommunismus verschandelter Staaten – Osteuropa, Russland und China heute bieten genug Grauen für alle Zukunft.