Amazonia

Das Abenteuer eines Haustiers in der Wildnis: vorbildliche Naturdoku über Leben(sformen) im Amazonas-Urwald.

Amazonia Cover

Thierry Ragobert, FR/BR 2013
Kinostart: 24.04.2014, DVD/BD-Start: 30.10.2014
Story: Kapuzineräffchen Saï landet durch einen Flugzeugabsturz mitten im Amazonas-Dschungel. Das junge, domestizierte Tier kann sich aus seinem Käfig befreien und muss sich fortan allein und ohne fremde Hilfe in einer fremden, dunklen, gefahrvollen Welt zurechtfinden. Bald trifft es eine Gruppe Artgenossen.
Von Caroline Lin

Es ist eine umgekehrte „Tarzan“-Geschichte, die uns Thierry Ragobert (Regisseur der Nordpol-Tierdoku „Der weiße Planet“) als eine Art National-Geographic-Abenteuer vorsetzt, samt einem angenehmen Erzähler für eine lehrreiche Schulstunde. Die mimische Bandbreite des Kapuzineräffchens ist variabler als von so manchem Schauspieler und gehorcht einer Spielfilm-Dramaturgie, die zwar inszeniert ist, aber das mehr als gelungen.

Die Quiek-, Pfeif- und Kräh-Laute dieses Protagonisten sind herrlich, aber nie verniedlicht, weshalb kein Disney-Familien-Schmalz herauskommt, sondern ein wohl vermenschlichtes, aber ungeschöntes (Über)Lebensdrama in einer gefahrvollen Wildnis, in der es Gifttiere und -Pflanzen sowie eine Fülle Jäger auf den kleinen Kerl abgesehen haben. Für ihn wird es ein symbolträchtiges zurück zur Natur, eine Freiheitsreise ohne Wiederkehr.

Liebeserklärung an das grüne Vermächtnis

Sie führt ihn von einem reißenden Fluss über den Boden hinauf in die Bäume, wo er am Rande einer Artgenossengruppe lebt, die ihn jedoch dauerhaft die Aufnahme verwehrt. So gestellt die Szenen im Einzelnen sein mögen, so natürlich-echt mutet das Verhalten an. Außerdem verzichtet der Franzose Ragobert auf den gängigen Bombast, erforscht vergnüglich wie genügsam und musikalisch zurückhaltend den artenreichen Regenwald.

Ein Film ohne Sensationsdruck in plastischem 3D, das nicht auf den Effekt aus ist, sondern geschickt die vielen exotischen Arten – darunter Harpyien, Tapire, Flussdelfine und Tukane – in oft hervorragend ungekünstelten Nahaufnahmen präsentiert. All die lustigen Lebensformen mit ihren sonderbaren Lauten sind auch dann famos, wenn man sie bereits kennt. Ragobert ist weit von einer TV-Ästhetik und ihrem lässlichem Stil entfernt.

Freiheitsreise ohne Wiederkehr

Nebenher liefert der Eintritt ins Reich der Baumkathedralen viele Informationen zum Ökosystem, ohne zu überfordern. Der zunächst bedrohlich-fremde Wald wird zu einem vertrauten Ort von Abenteuer und Schönheit. Und als merkwürdige Wesen ihn brandroden, wendet sich das Äffchen endgültig von den Menschen ab – eine vergleichsweise dezente Umweltbotschaft und Liebeserklärung an das grüne Vermächtnis unseres Planeten.

Ein Gedanke zu „Amazonia“

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