Kinostart: 02.10.2014, DVD/BD-Start: 09.02.2015
Subversion ist der zweite Vorname des niederländischen Auteurs Alex van Warmerdam, der wieder mit absurdem Eigensinn die Zersetzung bürgerlicher Familien und ihres Wertgefüges betreibt. Seine im unscheinbaren Alltag spielenden, dennoch phantastischen Geschichten fallen so satirisch („Die letzten Tage der Emma Blank“) wie erotisch („Das geheimnisvolle Kleid“) aus. Stets sind es (nicht nur in „Grimm“) kleine, böse Arthaus-Märchen, wie von Claude Chabrol, Luis Buñuel und Michael Haneke gemeinsam inszeniert, mit Neigung zu schwarzer Komik und bizarren Parabeln.
Wenn im Wettbewerbsbeitrag von Cannes 2013 der Landstreicher Camiel Borgman (Jan Bijvoet, „The Broken Circle“) sich bei einem reichen Pärchen als Schattenbewohner einschleicht, mit einer Bande Handlanger Menschen tötet und Leichen beseitigt, bis sie die Kontrolle über das Haus übernommen und die Ehe der beiden zerbrochen haben, befindet man sich in einem surrealen Home-Invasion-Thriller, trocken und lakonisch angerichtet. Hinter der Fassade gewöhnlicher Fremder versteckt sich ein krimineller Kult mit übernatürlichen Kräften – eine „Invasion der Körperfresser“, die mit professionellen Tricks und skrupellosen Morden die Familienmitglieder umdrehen bzw. ihre Körper übernehmen.
Sich seine Mörder ins Haus zu holen (und sodann mit dem Kopf in einem Betoneimer am Grund des lokalen Weihers enden) geschah jüngst in Dito Tsintsadzes „Invasion“, der dem archetypischen „Funny Games“ jedoch näher stand. Hier perlt eine Psychogroteske um verborgenes Verlangen, vor allem aber um das Unerklärliches und Seltsame – von dem mit Machination und Manipulation so einiges geschieht. Keiner der Beteiligten ahnt etwas von der Gefahr, ruft die Polizei, redet miteinander oder durchschaut das Offensichtliche. Und da sie alle ziemlich unsympathisch sind, wäre bei einem realistischen Ansatz Hopfen und Malz verloren.
Aber van Warmerdam stellt sie als Schlafwandler dar, die unter hypnotischem Einfluss stehen und bindet das Geschehen so stark an seine Atmosphäre des Unwirklichen, dass die verschroben Vorgänge die innere Logik wahren. Mal mehr, selten minder metaphorisch wabern Themen wie Ehebruch, Klassenunterschiede, Untergrundnetzwerke, Vorurteile, Vertrauen, Entfremdung und Glaube umher. Der Einbruch des Wilden in die geordnete Vorgartenwelt gräbt nicht nur den Garten um, er setzt auch latente (Flieh)Kräfte frei, die Spannungen und Aggressionen bis zum Gattenmord induzieren – das nie der Dramaturgie, sondern vorwiegend seiner Symbolik wohlgesinnte Filmgespinst entzieht sich mit gewisser Häme allen schlüssigen Erklärungen.
Den Trailer habe ich auch auf meinem Blog, Den Film will ich unbedingt sehen.