Kinostart: 14.08.2014, DVD/BD-Start: 15.01.2015
Nach Banalitäten wie „Hannah Montana“ erinnert sich der Brite Peter Chelsom seiner Stärken und Zeiten, da er für „Funny Bones“ gefeiert wurde. Mit einer Charakterstarbesetzung adaptiert er den 2002 veröffentlichten internationalen Bestseller „Le voyage d’Hector ou la recherche du bonheur“ von François Lelord (erschienen 2004 auf deutsch) zu einem umwerfenden Feel-Good-Abenteuer mit bewegenden Erkenntnissen.
Denn Herr Rossi sucht das Glück: Wie ein „Indiana Jones of happiness“ begibt sich der Brit-Comedian Simon Pegg („The World’s End“) auf eine augenzwinkernde Bildungsreise, in der seine wildesten Träume wahr werden. Er durchläuft eine Bandbreite positiver wie negativer Emotionen, die er in seinem sortiert-reizlosen Spießerdasein nur Second Hand kannte – ein (selbstsicherer) „Walter Mitty“ auf Sabbatical mit Forschungsauftrag.
In der Fast-Forward-Dramaturgie begegnet dieser treuherzige Narr den schillerndsten Gestalten, darunter Stars wie Veronica Ferres als Hellseherin, Stellan Skarsgård als freudloser Finanzhai, Jean Reno als dankbarer Drogenlord, Toni Collette als erste Liebe oder Christopher Plummer als Neurologe. Er erlebt Elektrisierendes, das mit seiner magischen Art berührt, lernt Lebenslektionen und notiert sie in seinem Büchlein.
Diese Glückslisten differieren vom Buch und Hector bleibt hier seiner sich von ihm verlassen fühlenden Freundin (Bond-Girl Rosamund Pike) treu, obschon er mit einer himmlischen Hure und afrikanischen Flamme in echte Versuchung kommt. Wenn er aus der Geiselhaft sadistischer Entführer nur knapp mit dem nackten Leben entkommt oder eine todkranke Afghanin im Flugzeug betreut, nimmt Chelsom seine Mission ernst.
Und ist bei aller populärphilosophischer Reflexion stets zu Späßen aufgelegt, ohne die existenziellen, tiefgreifenden Erfahrungen zu schmälern. Der Blick ins Angesicht des Todes lässt Hector den Wert des Lebens um so mehr feiern, was Chelsom weidlich für Fun, Party und Feel Good nutzt. Das mag, vor allem am hemmungslosen Ende, dick aufgetragen sein, woran Peggs outriertes Spiel (mitunter wie „Mr. Bean“) seinen Anteil hat.
Doch die Fantasie hat das gewisse Etwas. Sie extrahiert mit rosa Brille das Positive des Leidens und lässt auf der „insane journey“ seinen Protagonisten zwischen Freud und „Tim und Struppi“ eigentherapeutisch an einer Fernbeziehungskrise vom Kind zum Mann reifen. Die Message von der „Pflicht zum Glück“ übertrifft Eckart von Hirschhausens „Glück kommt selten allein“ an Kitsch, zieht an Charme und Klasse aber gleich.
Ein herziger Film, emotionale Achterbahn durchaus möglich.
In Ermangelung des Kinoplakats haben wir das Buchcover der englischen Ausgabe verwendet.